Attila Fonyó wurde 1927 in Budapest geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Újpest. Zwischen 1945 und 1951 studierte er Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der Pázmány Péter Universität, der Vorgängeruniversität der Semmelweis Universität, wo er 1951 seinen Abschluss in Allgemeinmedizin absolvierte. 1949 trat er als Demonstrator in das Institut für Physiologie ein, wo er ab 1951 seine wissenschaftliche Laufbahn als promovierter Arzt fortsetzte. 1959-1981 war er Mitarbeiter des ehemaligen Labors für klinisch-experimentelle Forschung und des Instituts für Physiologie II. Er erhielt 1962 den Grad eines Kandidaten der medizinischen Wissenschaften und 1972 den eines Doktors der medizinischen Wissenschaften. Er kehrte 1981 als Direktor an das Institut für Physiologie zurück, das er bis 1995 leitete. Seit 1997 war er emeritierter Professor des Instituts für Physiologie.
Seine wissenschaftliche Spezialisierung lag an der interdisziplinären Schnittstelle zwischen Biochemie und Zellbiologie, wo er die Mechanismen des mitochondrialen Transports und der Bioenergetik erforschte. Er hat grundlegende Beobachtungen zu mitochondrialen Transportprozessen durchgeführt, die wesentlich zum Verständnis der mitochondrialen Oxidation und der mitchellianischen Chemosensitivität beitrugen. Das Streben nach dem Verständnis zellulärer und molekularer Prozesse stand im Mittelpunkt seines wissenschaftlichen Ansatzes, aber er interessierte sich auch für die praktischen Aspekte der Medizin – als Mitglied einer Ärztedynastie und aufgrund seiner eigenen diagnostischen Erfahrung.
Er legte besonderes Augenmerk auf die Einführung moderner wissenschaftlicher und pädagogischer Ansätze in Ungarn, auf die Durchsetzung höchster professioneller Standards in der medizinischen Ausbildung, auf die Erweiterung der internationalen Beziehungen der Universität und des Instituts für Physiologie, auf die Unterstützung der Entwicklung junger ForscherInnen und auf die Förderung der internationalen Anerkennung der ungarischen medizinischen Wissenschaft.
Seine schulverändernden Aktivitäten spiegeln sich in der Tatsache wider, dass mehr als ein Dutzend seiner direkten und indirekten StudentInnen derzeit herausragende nationale oder internationale (meist nordamerikanische) Forschungsgruppen leiten. Drei von ihnen sind Mitglieder der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (ung. Abk. MTA), und fünf von ihnen haben eine Förderung aus dem sog. Lendület-Programm der MTA erhalten.
Als Direktor des Instituts für Physiologie unterstützte er die Entwicklung eines zell- und molekularphysiologischen Ansatzes, die Einbeziehung junger, talentierter ForscherInnen und die Schaffung einer offenen und freundlichen intellektuellen Arbeitsgruppe. Ihm wird das Verdienst zugeschrieben, moderne zelluläre und molekulare Ansätze in die Physiologieausbildung in Ungarn eingeführt zu haben. Seine Arbeit legte den Grundstein für den Erfolg des Instituts für Physiologie in den letzten Jahrzehnten. Am Ende seiner Amtszeit als Direktor nahm er ein weiteres großes Projekt in Angriff: Er fasste sein Wissen und seine Erfahrung zusammen, um ein neues Lehrbuch der Physiologie in ungarischer Sprache zu schreiben. Das “Lehrbuch der medizinischen Physiologie”, das bereits in acht Auflagen erschien, wurde in englischer Sprache veröffentlicht und für Pharmaziestudenten überarbeitet und wurde inzwischen zur maßgeblichen Quelle für die theoretische Ausbildung von Medizinstudenten. Seine Lehre und Forschung prägten das theoretische medizinische Wissen und die Denkweise von Generationen von ÄrztInnen.
1985 bis 1991 war er Dekan der Medizinischen Fakultät. In dieser Zeit leitete er grundlegende Reformen im Leben der Fakultät und der Universität ein.
Einer der wichtigsten Teile seiner Tätigkeit an der Universität war die Einführung der deutschsprachigen medizinischen Ausbildung im Jahr 1983 und die Leitung dieses Programms über 10 Jahre. Auf dem Erfolg und der Erfahrung der deutschsprachigen Ausbildung aufbauend, wurde einige Jahre später die englischsprachige medizinische Ausbildung eingeführt. Seine Arbeit wurde dadurch gewürdigt, dass er 1989 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.
Durch seine Lehr- und Forschungstätigkeit und seine strategischen Innovationen wurde Attila Fonyó in den letzten Jahrzehnten zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten für die Semmelweis Universität und die medizinische Ausbildung in Ungarn.
Dr. Attila Mócsai, Direktor, Institut für Physiologie
Übersetzung: Ágnes Barta