Regelmäßiger Schlaf von weniger als sieben Stunden oder mehr als neun Stunden steht in Zusammenhang mit einer erhöhten Gesamtsterblichkeit. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wie eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse der Semmelweis Universität nahelegt. Die gleichen Schlafmuster beeinflussen auch das Risiko für Schlaganfälle und damit zusammenhängende Todesfälle erheblich.
Laut einer groß angelegten Metaanalyse, die in GeroScience veröffentlicht wurde, haben Menschen, die weniger als 7 Stunden pro Nacht schlafen, ein um 14 % höheres Risiko, an einer beliebigen Ursache zu sterben. Im Gegensatz dazu erhöhen diejenigen, die regelmäßig 9 Stunden oder mehr schlafen, ihr Risiko um 34 % im Vergleich zu den optimalen 7–8 Stunden Schlaf pro Nacht.“
An der Studie der Semmelweis Universität waren 79 internationale Publikationen und Daten von mehr als 2,1 Millionen Teilnehmern in Gruppen mit kurzer und langer Schlafdauer beteiligt.
Die Studie ergab auch signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Männer, die weniger als 7 Stunden schliefen, hatten ein um 16 % höheres Sterberisiko, und diejenigen, die 8 Stunden oder mehr schliefen, hatten ein um 36 % erhöhtes Risiko. Frauen mit kurzer Schlafdauer hatten ein um 14 % höheres Risiko, während diejenigen mit langer Schlafdauer einem um 44 % erhöhten Risiko ausgesetzt waren. Diese Unterschiede könnten mit hormonellen, verhaltensbezogenen oder kardiovaskulären Unterschieden zwischen Männern und Frauen zusammenhängen, wobei die genauen Mechanismen noch unbekannt sind.
Frühere Studien deuten darauf hin, dass bis zu einem Drittel der Weltbevölkerung irgendwann in ihrem Leben unter Schlaflosigkeit leidet und etwa 10 % von chronischer Insomnie betroffen sind.
Schlafmangel ist ein weltweit wachsendes Gesundheitsproblem, warnt die Studie. Millionen Menschen weltweit schlafen aufgrund von beruflichen Anforderungen, der Nutzung digitaler Bildschirme und Stress regelmäßig zu wenig. Besonders betroffen sind Schichtarbeiter und Menschen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten. Chronischer Schlafmangel steht nicht nur mit einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung, sondern auch mit zahlreichen Gesundheitsproblemen wie Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer geschwächten Immunabwehr.
„Als Gesellschaft erleben wir eine Schlafepidemie“
– sagte Dr. György Purebl, Direktor des Instituts für Verhaltenswissenschaften der Semmelweis Universität und Mitautor der Studie. „Obwohl wir ein größeres Bewusstsein dafür haben, hat sich unser Verhalten in den letzten zehn Jahren kaum verändert. Ständige Belastung durch blaues Licht, der Druck, ständig erreichbar zu sein, und Störungen unseres natürlichen Biorhythmus beeinträchtigen weiterhin unsere Gesundheit.
In einer zweiten Studie konzentrierten sich die ungarischen Forscher auf den Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Schlaganfallhäufigkeit sowie der damit verbundenen Sterblichkeit. Personen, die 5–6 Stunden pro Nacht schliefen, hatten ein um 29 % höheres Schlaganfallrisiko und eine um 12 % höhere Schlaganfallsterblichkeit. Bei Personen, die mehr als 8–9 Stunden schliefen, war das Schlaganfallrisiko um 46 % höher und die Schlaganfallsterblichkeit wurde um 45 % erhöht.
Schlaganfälle sind nach wie vor eine der weltweit häufigsten Ursachen für Tod und langfristige Behinderung“ – sagte Dr. Balázs Győrffy, Leiter des Lehrstuhls für Bioinformatik an der Semmelweis Universität und leitender Autor beider Studien. „Die Identifizierung veränderbarer Risikofaktoren wie Schlaf kann erhebliche Vorteile für die allgemeine Gesundheit bieten. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Schlafdauer in Strategien zur Schlaganfallprävention berücksichtigt werden sollte, um die Belastung des Gesundheitssystems zu verringern und die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.“
Laut der Weltgesundheitsorganisation erleiden jedes Jahr 15 Millionen Menschen einen Schlaganfall. Fünf Millionen sterben, weitere fünf Millionen leiden unter langfristigen Behinderungen, häufig mit Seh- oder Sprachverlust, Lähmungen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Viele Fälle könnten durch Blutdruckkontrolle und den Verzicht auf das Rauchen verhindert werden.
Die Verbesserung der Schlafqualität erfordert nicht immer radikale Veränderungen. Experten empfehlen, einen regelmäßigen Schlafrhythmus einzuhalten und eine Schlafenszeit-Routine zu entwickeln, die eine Einschränkung der Bildschirmzeit und der Exposition gegenüber hellem Licht vor dem Schlafengehen beinhaltet. Ein dunkles, kühles und ruhiges Schlafzimmer, der Verzicht auf Alkohol, die Einschränkung des Koffeinkonsums am Abend und regelmäßige körperliche Aktivität können ebenfalls zu einem gesunden, erholsamen Schlaf beitragen.
Die Metaanalysen wurden im Rahmen einer Semmelweis-Studie durchgeführt, einem langfristigen Forschungsprojekt, das Mitarbeiter der Semmelweis Universität begleitet, um zu untersuchen, wie sich Lebensstilfaktoren wie Schlaf im Laufe der Zeit auf die Gesundheit auswirken. Die Studie soll nicht nur Erkenntnisse für die interne Gesundheitsförderung liefern, sondern auch Empfehlungen für die allgemeine Bevölkerung durch groß angelegte Präventionsstrategien ermöglichen.
Angelika Erdélyi
Foto: Boglárka Zellei – Semmelweis Universität; Envato Elements – artemp3
Übersetzung: Judit Szlovák