Es wird eine neue Artikelreihe gestartet: ab jetzt können Sie jeden Monat die kurze Zusammenfassung von D1 bewerteten wissenschaftlichen Publikationen lesen, deren Autoren u.a. Mitarbeiter oder Studenten der Universität sind. Die Artikel der vergangenen Wochen wurden von Mitarbeitern der Zentralbibliothek und von Dr. Gyula Szigeti, Direktor für Innovation ausgewählt.

 

Methodik für die Diagnostik von HALT (hypoattenuated-leaflet thickening) und die Auswertung ihrer klinischen Bedeutung

Im – in der Zeitschrift European Heart Journal Cardiovascular Imaging – veröffentlichten Artikel wird das Thema kathetergesteuerte Aortenklappenimplantation (transcatheter aortic valve implantation- TAVI) diskutiert. Die wohlbekannte Komplikation der TAVI wurde von Dr. Júlia Karády, PhD-Studentin der Semmelweis Universität, Erstautorin der Publikation erklärt: auf den künstlichen Herzlappentaschen können sich thrombotische Auflagerungen herausbilden, die auf CT-Aufnahmen als Verdickungen mit niedriger Densität (hypoattenuated-leaflet thickening, HALT) erscheinen. Für die Beurteilung der Ausbreitung von HALT steht keine standardisierte quantitative Messmethode zur Verfügung, und auch die klinische Bedeutung des Vorhandenseins bzw. Quantität von HALT ist unbekannt. Das Ziel der Forschung war, um eine objektive, quantitative Methodik für Diagnostizieren von HALT und die Auswertung ihrer klinischen Bedeutung auszuarbeiten.

In Rahmen der RETORIC (RulE out Transcatheter aOrtic valve thRombosis with post Implantation Computed tomography) einer prospektiven Kohortenuntersuchung wurden Patienten nach TAVI mittels Cardio-CT, Echokardiographie und Schädel-MRT im Városmajor Herz- und Vaskulärzentrum evaluiert. Mit Hilfe der durch die Forschungsgruppe zuerst angewendeten Messmethode wurde festgestellt, dass es nach TAVI zwischen dem Ausmaß der durch Cardio-CT detektierten HALT und der durch Echokardiographie diagnostizierten Verschlechterung der künstlichen Herzklappen-Funktion ein enger Zusammenhang festgestellt wurde. Zwischen der HALT-Quantität und den durch MRT identifizierten ischämischen Läsionen im Hirn sowie der Gesamtsterberate wurde kein Zusammenhang gefunden (Medianwert nach zwei und halb Jahre Verfolgung)

Quantification of hypo-attenuated leaflet thickening after transcatheter aortic valve implantation: clinical relevance of hypo-attenuated leaflet thickening volume
Júlia Karády, Astrid Apor, Anikó I Nagy, Márton Kolossváry, Andrea Bartykowszki, Bálint Szilveszter, Judit Simon, Levente Molnár, Ádám L Jermendy, Alexisz Panajotu, Ferenc I Suhai, Andrea Varga, Ronak Rajani, Pál Maurovich-Horvat, Béla Merkely
European Heart Journal – Cardiovascular Imaging, Volume 21, Issue 12, December 2020, Pages 1395–1404, https://academic.oup.com/ehjcimaging/article/21/12/1395/5881467
 

Das laminare Profil der Schlafspindeln bei den Menschen

Den größten Teil des Schlafens verbringt man in Non-REM-Schlafphase. Nach Zusammenfassung von Dr. Péter Ujma, Assistant Lecturer des Instituts für Verhaltenswissenschaften sieht es wie folgt aus: Beim Einschlafen tritt zunächst diese Phase auf, und sie wird zuerst homöostatisch ersetzt, wenn man einem Schlafentzug unterzogen wird, so dass dies der wichtigste Teil unseres Schlafs zu sein scheint. Die sogenannten Schlafspindeln-charakteristischen Hirnwellen, die während des Non-REM-Schlafens auch von der Schädelhaut abgeleitet werden können, präsentieren sich bis zu sechs- bis achtmal pro Minute.

Laut Schlafspindeltheorie sind die zwei verschiedenen Bahnsysteme des Thalamus für Spindeln von verschiedenen Typen verantwortlich: Das „Core“-System (projiziert hauptsächlich auf die tieferen und gut begrenzten Hirnregionen) ist für die schnellen und in kleinem Teil der Hirnrinde erscheinenden lokalen Spindeln verantwortlich; das „Matrix“-System, das auf die oberen und breiten Regionen projiziert, ist eher für die Entstehung der langsamen und globalen Spindeln verantwortlich. Laut in der Zeitschrift „Neuroimage“ veröffentlichter Studie wurde diese Hypothese an vier an Epilepsie leidenden Patienten untersucht.  Im Gegensatz zu früheren Vermutungen wurde jetzt die Feststellung gemacht, dass weder der Umfang der auf Gehirnoberfläche gemessenen Schlafspindeln noch deren Frequenz Einfluss darauf hatte, in welcher Hirnrinde-Region es Aktivität gab. Bei fast allen Schlafspindeln wurde die gleiche charakteristische Aktivität der Hirnrinde beobachtet. Dadurch wurden die Vorstellungen bezüglich besonderer Rolle der „Core-” und „Matrix“-Systeme widerlegt. Aufgrund Ergebnisse ist jedoch folgendes wahrscheinlich: Obwohl viele Bahnsysteme zwischen Thalamus und Hirnrinde fähig sind, kleinere, isolierte Spindeln zu erzeugen – deshalb wurden einige extreme lokale Spindeln praktisch an allen Messpunkten entdeckt – werden die meisten Schlafspindeln doch von einem einheitlichen stereotypischen – den oberen Teil der Hirnrinde einheitlich vernetzenden Bahnsystem erzeugt.

The laminar profile of sleep spindles in humans
Péter P. Ujma, Boglárka Hajnal, Róbert Bódizs, Ferenc Gombos, Loránd Erőss, Lucia Wittner, Eric Halgren, Sydney S. Cash, István Ulbert, Dániel Fabó
NeuroImage, Volume 226, 1 February 2021, 117587, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1053811920310727?via%3Dihub


Das Morphin kann bei Patienten mit Herzinfarkt, bei denen perkutane Koronarintervention (PCI) angewendet wird, mit großer Sicherheit benutzt werden

Der akute Verschluss einer Herzkranzarterie verursacht Herzinfarkt, der am meisten durch Abweichung bei EKG (Anhebung der ST-Strecke) signalisiert ist. In solchen Fällen ist die größte Chance zum Überleben und zum Vermeiden schwerer Komplikationen das Einsetzen von Stent-Implantaten (Stents sind kleine Röhrchen mit Gitterstruktur, meist aus Metall). Die medikamentöse Behandlung gegen Verklumpen der Blutplättchen ist aber unentbehrlich, um den erneuten Verschluss von Gefäßen vermeiden zu können. Das Morphin, das beim Schmerz, bei Todesangst und Lungenstauung häufig angewendet wird, hemmt aber die laboratorische Wirksamkeit dieser Behandlung – die Morphinbehandlung kann eventuell auch zur Vergrößerung der abgestorbenen Herzmuskelgewebe und zur erhöhten Mortalität führen. Über die wahre Rolle der laboratorischen Wechselwirkung der Medikamente bezüglich Überlebenschancen stehen aber wenige Angaben zur Verfügung – erklärten Dr. István Hizoh Senior Lecturer des Lehrstuhls für Kardiologie der Semmelweis Universität und Dr. Dominika Domokos, klinische Fachärztin und  PhD-Studentin des Városmajor Herz- und Vaskulärzentrum. Während ihrer Registeruntersuchung in einem 7,5-Jahres-Zeitraum verfolgten sie den Krankheitsablauf von 1255 Patienten, bei denen perkutane Koronarintervention (PCI) angewendet wurde. Aufgrund ihrer Ergebnisse – nach Beseitigung der möglichen Entstellung der Angaben (unter Verwendung von statistischen Methoden) – unterschied sich die Überlebensrate der mit Morphin behandelten und mit Morphin nicht behandelten Patienten nicht. Dies weist darauf hin, dass das Morphin auch bei der invasiven Versorgung der Patienten mit Herzinfarkt mit ziemlicher Sicherheit anzuwenden ist.

Diese Zusammenfassung und Darstellung wurden ohne inhaltliche Änderung der folgenden Publikation gemacht:
Impact of periprocedural morphine use on mortality in STEMI patients treated with primary PCI.
Domokos D, Szabo A, Banhegyi G, Major L, Kiss RG, Becker D, Edes IF, Ruzsa Z, Merkely B, Hizoh I.
PLoS One 2021;16: e0245433 https://doi.org/10.1371/journal.pone.0245433 a Creative Commons Nevezd meg! – Ne add el! – Ne változtasd! 4.0 Nemzetközi Licenc https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.hu feltételeinek megfelelően.

 

EULAR-Definition der Patienten mit schwer behandelbarer rheumatoider Arthritis

Die Therapiechancen der an rheumatoider Arthritis (entzündlicher Gelenkserkrankung) leidenden Patienten, deren Beschwerden schwer behandelbar sind, können durch die in „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlichten internationalen wissenschaftlichen Publikation höher sein, in der definiert wurde, wer zu dieser Krankheitsgruppe gehört. Dr. György, Leiter des Lehrstuhls für Rheumatologie und Klinische Immunologie der Semmelweis Universität machte folgende Zusammenfassung: Im Thema ist unter seiner Leitung eine Arbeitsgruppe mit 32 Personen zustande, zu deren Mitglieder Fachärzte für Rheumatologie, Facharbeiter, Psychologen aus ganz Europa und auch die betroffenen Patienten gehören. Zur Aufstellung der vor kurzem veröffentlichten Definition wurde von der Arbeitsgruppe auch ein Fragebogen gemacht, der von mehr als 400 europäischen Rheumatologen ausgefüllt wurde.

Unseren früheren Artikel zu diesem Thema können Sie hier lesen:

EULAR definition of difficult-to-treat rheumatoid arthritis
György Nagy, Nadia MT Roodenrijs, Paco MJ Welsing, Melinda Kedves, Attila Hamar, Marlies C van der Goes, Alison Kent, Margot Bakkers, Etienne Blaas, Ladislav Senolt, Zoltan Szekanecz, Ernest Choy, Maxime Dougados, Johannes WG Jacobs, Rinie Geenen, Hans WJ Bijlsma, Angela Zink, Daniel Aletaha, Leonard Schoneveld, Piet van Riel, Loriane Gutermann, Yeliz Prior, Elena Nikiphorou, Gianfranco Ferraccioli, Georg Schett, Kimme L Hyrich, Ulf Mueller-Ladner, Maya H Buch, Iain B McInnes, Désirée van der Heijde, Jacob M van Laar
https://ard.bmj.com/content/80/1/31 


Merkmale von Ernährungsstörungen unter den ungarischen Medizinstudenten: Änderungen zwischen 1989 und 2011

Die Ernährungsstörungen gehören zu den modernen Zivilisationskrankheiten, die am meisten verbreiteten Krankheiten sind die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa).

Da diese Ess-Störungen nach weit verbreiteter Meinung zu den Krankheiten der westlichen Kultur gehören, war eine wichtige Frage, wie verbreitet sie in Ungarn sind. Die erste solche Untersuchung wurde im Jahre 1989 bei den Medizinstudenten von Debrecen gemacht: es stellte sich heraus, dass die Ernährungsstörungen auch in unserem Land erschienen; und ihre Häufigkeit ist ähnlich, wie es in den westlichen Ländern ist. Diese Untersuchung wurde dann nach zwei Jahrzehnten in 2010-11 in Debrecen und an der Semmelweis Universität gemacht – erklärte Dr. Ferenc Túry, Professor des Instituts für Verhaltenswissenschaften. Laut Ergebnisse, die in der Zeitschrift Journal of Behavioral Addictions veröffentlicht wurden, erhöhte sich die mildere Form der Magersucht bei Frauen von 0,3 auf 2,5 Prozent; bei den Männern stiegen die Rate von Gewichtsverlust fördernden Verhaltensweisen von 8,9 auf 14,6 Prozent. Dies weist auf die sich erhöhende Wichtigkeit der Ess-Störungen bei der psychiatrischen Versorgung hin. Solche Untersuchungen sind auch bei der Durchschnittsbevölkerung nötig.

Eating disorder characteristics among Hungarian medical students: Changes between 1989 and 2011
Ferenc Túry, Pál Szabó, Szilvia Dukay-Szabó, Irena Szumska, Dávid Simon, Günther Rathner
Journal of Behavioral Addictions JBA, 9(4), 1079-1087., https://akjournals.com/view/journals/2006/9/4/article-p1079.xml


Mit Hilfe eines implantierten Gerätes kann in-vivo bestätigt werden, dass die proinflammatorische Antwort durch extrazelluläre Vesikel auf Lokalnetz der Mastzellen übertragen wird

Die Mastzellen sind für den menschlichen Körper unentbehrliche Immunzellen, die trotz ihrer kleinen Anzahl am Kampf gegen Krankheitserreger wirksam teilnehmen. Während unserer Arbeit wurden die Mastzellen von GFP-transgenen Mäusen untersucht, die in Zytoplasma grün „leuchtendes“ Fluoreszenzprotein haben – fasste Dr. Kreisztina Visnovitzné Vukman, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Genetik, Zell- und Immunbiologie ihre Arbeit zusammen. In ihren Versuchen implantierten sie GFP+ Mastzellen beinhaltende Diffusionskammer in die Bauchhöhle der Mäuse. Aus den Kammern konnten die Zellen nicht in die Bauchhöhle der Mäuse kommen, die durch die Zellen produzierten extrazellulären Vesikel (EV = rundliche bis ovale Bläschen, die von Membran oder einer netzartigen Hülle aus Proteinen umgeben sind) aber doch, so konnte die Forschungsgruppe die Wirkung der extrazellulären Vesikel aus Mastzellen unter den Ersten in vivo untersuchen. Sie bestätigten, dass die extrazellulären Vesikel, die durch die Kammer umgrenzenden Membranporen in die Peritoneumhöhle kamen, in erster Linie von den lokalen Mastzellen aufgenommen wurden. Und falls die Mastzellen vor Implantation in die Kammer entzündlichen Stimulus ausgesetzt wurden, wurde durch die in vivo freigesetzte Vesikel die Produktion der entzündungsfördernden Zytokin-TNFα  (Tumornekrosefaktor-α)  induziert. Mit Hilfe der in der Zeitschrift „Journal of Extracellular Vesicles“ publizierten Ergebnisse und des vorgestellten in vivo Versuchssystems wurde bewiesen, dass die wenigen Mastzellen in einigen lokalen Kompartments des lebenden Organismus eine wirksame netzwerkartige Kommunikation durch die EV ausüben können; somit sind sie fähig, die für das Abwehrsystem eine wichtige Rolle spielende proinflammatorische Antwort räumlich zu verbreiten. Die Forschungsergebnisse, sowie das da vorgestellte System ermöglicht nicht nur die Untersuchung der extrazellulären Vesikel der Mastzellen, sondern auch  in vivo Untersuchung der EV jeglicher, in die Kammer implantierter Zellarten im lebenden Organismus.

An implanted device enables in vivo monitoring of extracellular vesicle‐mediated spread of pro‐inflammatory mast cell response in mice
Krisztina V. Vukman, Andrea Ferencz, Daniella Fehér, Krisztina Juhos, Péter Lőrincz, Tamás Visnovitz, Anna Koncz, Krisztina Pálóczi, Gábor Seregélyes, András Försönits, Delaram Khamari, Alicia Galinsoga, László Drahos, Edit I. Buzás
J Extracell Vesicles. 2020; 10:e12023. https://doi.org/10.1002/jev2.12023

 

Die kurzen Zusammenfassungen wurden von Autoren der wissenschaftlichen Publikationen gemacht.

 

Editiert: Ádám Szabó, Pálma Dobozi
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität (Illustration);
Quelle der Abbildungen: Publikationen
Übersetzung: Judit Szlovák