Durch die allgemeine Maskenbenutzung kann nicht nur der Anteil der Neuinfektionen verringert werden; es erhöht sich auch die Anzahl derjenigen, die trotz Ansteckung symptomenfrei bleiben können. Laut neusten Vermutungen ist es der Tatsache zu danken, dass die Maske die Anzahl der Viruspartikel verringert, die in den menschlichen Körper gelangen – darüber kann man im aktuellen Artikel von New England Journal of Medicine lesen. Folgende Zusammenstellung über diesen Artikel wurde von Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität gemacht.

Während das SARS-CoV-2 sich global weiter verbreitet – stellte sich heraus, dass der wichtige Pfeiler für Schutz gegen COVID-19 – das Maskentragen – eventuell zu einer milderen Verlauf der Krankheit und zum höheren Anteil der Symptomenfreiheit bei neuen Erkrankungen beitragen kann. Falls diese  Hypothese bestätigt wird, wird es möglich sein, dass die generelle Maskenpflicht eine Art von „Variolation“ sein wird, die Immunität generieren kann. Dadurch kann die Verbreitung des Virus in den USA und auch in anderen Ländern – wo man auf die Schutzimpfung wartet – eingedämmt werden – dies ist im Artikel von New England Journal of Medicine vom Titel: „Mundmaske gegen COVID-19-Infektion – ist eine Möglichkeit für Variolation, solange wir auf den Impfstoff warten“

Die Variolation (das Wort stammt aus dem Lateinischen Name von Pocken) ist ein solches Verfahren, wenn man gesunden Personen – die mit erkrankten Menschen zusammen waren – Material aus Pustel von erkrankten Menschen – in den Körper einbrachte. Dadurch wurden gesunden Personen abgeschwächte Viren appliziert, damit sie die Infektion mit milden Symptomen durchstehen und dadurch in ihrem Körper die Immunreaktion ausgelöst werden kann. Die Variolation wurde nur solange angewendet, bis die Schutzimpfung gegen Pocken entdeckt wurde, und diese Krankheit von der Erde komplett verschwand.

Die Wichtigkeit der bevölkerungsweiten Maskenpflicht wurde im März dieses Jahres eindeutig. Es wurde beschrieben, dass das Mund- und Nasensekret der durch SARS-CoV-2 infizierten präsymptomatischen (vor Symptomen) und asymptomatische (symptomenfreie) Personen gleichwertige Viren enthält, wie es bei infizierten Personen – die Symptome aufweisen – der Fall ist. Die bevölkerungsweite Maskenbenutzung kann die Virustransmission der symptomenfreien Infizierten verhindern. Am 3-ten April wurde von amerikanischen „Centers for Disease Control and Prevention“ (Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten – CDC) empfohlen, damit die Menschen an solchen Stellen – wo die Möglichkeit zur Virusübergabe hoch ist – ihr Gesicht mit einem Tuch bedecken sollten. Diese Empfehlung wurde aber nicht überall und einheitlich in den USA eingehalten. Auf Webseite der Semmelweis Universität erschien am 22-sten April ein Artikel über Vorteile der Maskenbenutzung und Fertigungsanweisung der zu Hause herzustellenden Masken.

Das Maskentragen – das das Gelangen der verschiedenen Viruspartikel in die Mund- und Nasenhöhle verhindert – kann aufgrund früherer Evidenzen –  die masketragende Person vor einer eventuellen Infektion schützen.

Laut epidemiologischer Forschungen weltweit – insbesondere in den asiatischen Ländern, in denen die Bevölkerung während der SARS-Pandemie vom Jahre 2003 ans Maskentragen gewöhnt war – ging man davon aus, dass es eventuell einen Zusammenhang zwischen bevölkerungsweitem Maskentragen und der Epidemie-Kontrolle gibt. Entsprechend den letzten Angaben von Boston wurde bewiesen, dass wegen Maskentragen die SARS-CoV-2-Infektion unter  medizinischen Mitarbeitern seltener vorkam.

Bei SARS-CoV-2 können diverse Symptome vorkommen, es gibt symptomenfreie Fälle, aber auch schwere Lungenentzündung. Laut neuesten virologischen, epidemiologischen und ökologischen Angaben stellte man die Hypothese auf, dass die Mundschutzmaske die Schwere der Krankheit unter infizierten Personen verringern kann. Diese Hypothese stimmt mit der schon seit langem vorhandener Theorie übereein, dass es zwischen Schwere der Krankheit und der Anzahl der in Körper eingedrungenen Viren ein Zusammenhang besteht. Seit dem Jahre 1938 wird der Begriff Todesdosis von Viren, sowie die Dosis, wobei 50 Prozent der vom Virus infizierten Wirtszellen stirbt  – hauptsächlich durch Tierversuche – untersucht (median Todesdosis; LD 50). Bei den Viren, wie auch bei SARS-CoV-2, wo die Immunantwort des Wirtsorganismus in dem von Virus verursachten Krankheitsverlauf eine Rolle spielt, kann das Einatmen der Viren in hoher Dosis die Immunantwort des Körpers und die Krankheit verschlechtern. Durch Zugabe von Steroiden (Dexamethason) kann bei schwerer COVID-19-Infektion der Krankheitsausgang verbessert werden. Der Zusammenhang zwischen Menge der Viruspartikeln und der Schwere der Krankheit wurde an Versuchen von  syrischen Goldhamstern bewiesen.

Wenn also die Anzahl der Viruspartikel die Schwere des SARS-CoV-2 determiniert, kann die Hypothese zutreffend sein,  dass das Maskentragen der durchkommenden Viruspartikel verringern, und dadurch den späteren klinischen Ablauf der Krankheit mildern kann. Da die Masken – abhängig vom Typ – das Aerosol mit Viren filtern können, kann die von Infizierten ausgeatmete Menge des Virus verringert werden. Falls diese Theorie bewiesen wird, kann durch das generelle Maskentragen die Anzahl der symptomenfreien SARS-CoV-2 Infektionen erhöht werden. Laut CDC lag der Anteil der symptomenfreien Infektionen Mitte Juli bei 40 Prozent, gegenwärtig ist diese Zahl – dank des generellen Maskentragen –  höher als 80 Prozent, was die oben genannte Hypothese beweist. In den Ländern, in denen das Maskentragen mehr akzeptiert ist, sind der Anteil der schweren Infektion und die Sterbensrate unter Bevölkerung niedriger. Bei einem anderen Test wurden chirurgische Masken an Syrischen Goldhamstern ausprobiert, und diese Hamster wurden weniger krank. In dem Falle, falls sie doch infiziert wurden, waren sie – im Vergleich mit Hamstern ohne Maske – mehr symptomenfrei, oder hatten nur milde Symptome.

Die einfachste und plausibelste Methode ist -um die schädlichen Wirkungen des COVID-19 abzuwehren – wenn wir die Maßnahmen unterstützen, die die Transmission oder die Schwere der Krankheit verringern. Da das COVID-19 ein leicht übertragbares Virus ist, kann es nicht eingedämmt werden, wenn nur auf Symptome konzentriert wird (es gibt auch symptomenfreie Infektion). Eine Eradikation ist auch in den Regionen schwierig, wo strenge Maßnahmen eingeführt wurden. In den USA gibt es kontinuierliche Anstrengungen zur Erhöhung der Tests, die aber nur teilweise erfolgreich sind. Die Schutzimpfung ist nicht nur wegen Prävention der Infektion nötig; die meisten Vakzine-Untersuchungen haben auch das Ziel, damit man die Schwere der Krankheit verringern kann. So könnte die Erhöhung der Anzahl symptomenfreier Patienten oder Patienten mit milden Symptomen ein Sieg der Volksgesundheit gegen das Coronavirus sein.

Die bevölkerungsweite Maskenbenutzung scheint die Virustransmission der neuen Infektionen zu verhindern; wir gehen davon aus, dass durch Verringerung der Anzahl der Viruspartikel der Anteil der symptomenfreien Infizierten erhöht wird. Ein Beispiel dafür: Während einem geschlossenen Boat Tour  – wo die Passagiere chirurgische Maske und die Mitarbeiter des Schiffes FFP-3 Maske trugen –  brach die Infektion aus. Der Anteil der symptomenfreien Infizierten war 81 Prozent – im Gegensatz zu einer früheren Infektion an einem Schiff – wo der Anteil bei 20 Prozent lag (hier trugen die Passagiere keine Maske). In den USA brach früher zweimal  Infektion in Lebensmittelbetrieben aus, in denen sämtliche Mitarbeiter Masken trugen. Von den mehr als 500 Infizierten war 95 Prozent symptomenfrei, und nur 5 Prozent der Patienten hatte mildere Symptome. Der Anteil der Todesfälle war in den Populationen, wo die Menschen verpflichtet oder gezwungen waren, die Maske zu tragen, gering. Dieser Anteil blieb auch dann gering, als sich die Anzahl der Erkrankungen nach Versperrungen wieder erhöhte.

Trotz Befürchtungen wegen Sicherheit der Vakzine macht die Herstellung der wirksamen SARS-CoV-2-Schutzimpfung der Welt große Hoffnung. Anfang September liefen klinische Forschungen von 34 Vakzinen; gegenwärtig werden mehr als hundert Vakzinen entwickelt. Solange wir auf Ergebnisse der Forschungen warten, können jede volksgesundheitlichen Maßnahmen wichtig sein, wodurch der Anteil der symptomenfreien SARS-CoV-2-Infektionen in der Population erhöht wird. Durch diese Maßnahmen können die Todesfälle verringert und die Immunität der Population erhöht werden. Die SARS-CoV-2 –Wiederinfektion kommt ja sehr selten vor; obwohl das Virus seit 8 Monaten rund um die Welt zirkuliert, und auch die mit Makaken durchgeführten Untersuchungen hatten dieses Ergebnis.

Es dauerte einige Zeit, bis die wissenschaftliche Welt die Antwort des Immunsystems auf Infektion (humorale und Zell-mediale Immunantwort), sowie die Unfähigkeit der Seroprävalenz-Forschungen klären konnte. Die in den letzten Wochen erschienen Forschungsangaben sind vielversprechend; sowohl symptomenfreie SARS-CoV-2 – als auch Corona-Infektion mit milden Symptomen lösten starke  Zell-mediale Immunität aus. D.h. jegliche volksgesundheitliche Maßnahme, die die Schwere der Krankheit verringern kann, führt zur Verbreitung der Immunität im größeren Kreis. Um unsere Hypothese beweisen zu können – dass die Maskenbenutzung zu den richtigen Strategien gehört – sind weitere Untersuchungen nötig, wo der Anteil der symptomenfreie Fälle mit den Fällen in der Population mit und ohne Maske verglichen wird.

Zum Testen der Hypothese Variolation sind ebenso mehrere weiteren Tests nötig. Dabei werden die Immunitätsstärke und -strapazierfähigkeit der SARS-CoV-2 spezifischen T-Zellen bei symptomenfreien Patienten und Patienten mit Symptomen verglichen, sowie es muss die Eindämmung der SARS-CoV-2-Verbreitung demonstriert werden, wo der Anteil der symptomenfreien Infizierten hoch ist. Im Kamp gegen Pandemie sind die Transmissionsrate, sowie der Anteil der schweren Krankheiten zu verringern. Durch bisherige Ergebnisse kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass die generelle Maskenbenutzung in beiden Fällen vorteilhaft ist.

Zusammenfassung von Dr. Béla Merkely, Rektor über den Artikel von Monica Gandhi, M.D, M.P.H. und George W. Rutherford, M.D. mit dem Titel „Facial Masking for Covid-19 – Potential for “Variolation” as We Await a Vaccine” in New England Journal of Medicine.

Photo (Portrait): Attila Kovács – Semmelweis Universität
Illustration: Zoltán Adrián
Übersetzung: Judit Szlovák