Die Mortalität durch das neue Coronavirus ist in den Ländern niedriger, wo die zur Vorbeugung der Tuberkulose herausentwickelte BCG-Impfung seit erster Hälfte des 20-sten Jahrhundert für Neugeborene obligatorisch anzuwenden ist – wurde von Dr. Mihály Ruppert, PhD-Student über eine vor kurzem veröffentliche epidemiologische Untersuchung berichtet. Wenn diese Beobachtung stichhaltig sein soll, kann Ungarn – wo diese Impfung seit 1954 angewendet ist – zu den Ländern, die in günstigerer Lage sind, gezählt werden. Zur Bestätigung dieser epidemiologischen Beobachtung werden in den nächsten Tagen, Wochen klinische Untersuchungen weltweit gestartet.

Die durch das COVID-19 verursachte Epidemie wurde in Wochen zur Pandemie. Obwohl die Infektion tatsächlich auf jedem Kontinent anwesend ist, sind bei den Krankheits- und Mortalitätsraten in gewissen Ländern bedeutende Unterschiede zu erkennen. Laut neuesten Untersuchungen kann die Ursache dafür – neben Unterschied in der Qualität medizinischer Versorgung und kulturellen Normen – auch die abweichende Praxis in der Anwendung Schutzimpfungen sein.

Laut einer vor kurzem veröffentlichten epidemiologischen Studie gibt es einen umgekehrten Zusammenhang zwischen Anwendung TBC-Schutzimpfung (Bacille Calmette-Guérin, BCG) – die zur Vorbeugung der durch Mycobacterium tuberculosis verursachte Tuberkulose herausentwickelt wurde – und der COVID-19-Infizierung bzw. Abwicklung der Krankheit. Es ist bemerkenswert, dass es in den Ländern, in denen die BCG-Impfung für Neugeborene seit der ersten Hälfte des 20-sten Jahrhundert obligatorisch ist, eine niedrigere Mortalitätsrate durch COVID-19 gibt. (dazu gehören Brasilien, wo seit den 20-ern Jahren bzw. Japan, wo seit 1937 die routinemäßige Impflicht besteht). Demgegenüber führt die Virusinfektion in den Ländern, wo die BCG-Impfprogramme gestoppt wurden (z.B. Spanien, Frankreich) oder die obligatorische Impfung nie eingeführt wurde (z.B. Italien) zu einer höheren Sterblichkeit. Da das COVID-19 in erster Linie für ältere Menschen gefährlich ist, sind die Vorteile in den Ländern, wo die BCG-Impfung relativ spät eingeführt wurde (z.B. in Iran 1984) weniger zu erkennen. In Ungarn ist die BCG-Impfung seit 1954 obligatorisch, so kann unser Land zu den Ländern gezählt werden, wo die Situation günstiger ist.

Gegenwärtig sind die genauen molekularen Mechanismen, wodurch die BCG-Vakzination neben TBC auch gegen COVID-19 und andere obere Atemweg-Infektionen Schutz anbietet, noch wenig bekannt. Ergebnisse aus Tierversuchen deuten darauf hin, dass die pleiotropen protektiven Effekte der BCG-Impfung der Herausbildung solcher Entzündungsmediatoren unterstützen, die die Wirksamkeit der nicht-spezifischen antiviralen Immunität erhöhen. Zur Bestätigung dieses Zusammenhangs sind noch weitere Grundforschungen nötig.

Weiterhin sind unsere Kenntnisse beschränkt, wieviel Zeit dazu nötig ist, bis sich der Infektionsschutz gegen COVID-19 nach Eingabe der BCG-Impfung herausbildet. In den nächsten Tagen, Wochen werden weltweit klinische Untersuchungen gestartet, um auch diese Frage beantworten, sowie diese epidemiologische Beobachtung bestätigen zu können. Darunter lohnt es sich zu erwähnen, dass im Rahmen der australischen BRACE-Untersuchung die Impfung von nahezu viertausend medizinischen Mitarbeitern geplant ist.

 

Dr. Mihály Ruppert
Übersetzung: Judit Szlovák

 

Quelle: Correlation between universal BCG vaccination policy and reduced morbidity and
mortality for COVID-19: an epidemiological study. Aaron Miller, Mac Josh Reandelar, Kimberly Fasciglione, Violeta Roumenova, Yan Li, and Gonzalo H. Otazu
doi:https://doi.org/10.1101/2020.03.24.20042937.