Bei bestimmten chirurgischen Eingriffen an der Leber und der Bauchspeicheldrüse, die technisch komplex und für den Patienten belastender sind, kann die offene Bauchchirurgie durch das robotergestützte Operationssystem Da Vinci ersetzt werden. In der kolorektalen Chirurgie, indem sich die Tumoren in der Nähe des Schließmuskels befinden, kann der Schließmuskel durch die robotergestützte Chirurgie eher gerettet werden, was sich deutlich auf die Lebensqualität  der Patienten auswirkt “ – sagte Dr. Attila Szijártó, Direktor der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG). In unserem aktuellen Bericht über den Einsatz von Da Vinci an der Semmelweis Universität werden die von den Spezialisten der STéG durchgeführten Eingriffe vorgestellt.

„Es ist, als ob man eine Pferdedroschke in einen Rennwagen der Spitzenklasse verwandelt; es ist anders als jeder Eingriff, den wir bisher gemacht haben“ – mit dieser Analogie beschrieb Dr. Attila Szijártó, Klinikdirektor – der bei der Leberchirurgie Roboterchirurgie benutzt – was es bedeutet, als Chirurg mit Da Vinci zu operieren. Das Seltsamste ist vielleicht, dass man sich vor der Operation nicht umziehen muss, denn man sitzt an der Konsole, nur wenige Meter vom Patienten entfernt“ – ergänzt Dr. Ákos Szücs, der im Konsolenteam der Klinik für die Pankreaschirurgie zuständig ist. Und Dr. Oszkár Hahn, der das Leberchirurgie-Profil der STéG leitet und zahlreiche robotergestützte Leberoperationen durchführt, drückte seine Begeisterung für dieses hochmoderne Verfahren aus und sagte, dass die Operation mit einem Roboter für ihn wie ein Fest sei.

Die für diese Technik ausgebildeten Fachärzte der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG) setzen die robotergestützte Chirurgie in der Dickdarm-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Gallenwege-Chirurgie ein und haben bereits über 350 Eingriffe durchgeführt.

In jedem Bereich haben wir die Bedingungen und OP-Arten ermittelt, bei denen wir die Vorteile des Roboters am besten nutzen können

– sagte der Direktor. Im Allgemeinen ist der Da Vinci für den Chirurgen ergonomischer, ermöglicht präzisere Bewegungen, dadurch kann der Blutverlust während der Operation verringert und die Genesung beschleunigt werden. In einigen Fällen kann er auch eine Alternative zur offenen Operation von Bauchorganen sein, die für den Patienten einen größeren Einschnitt und mehr Belastung bedeuten, weil durch ihn Bereiche erreicht werden können, die mit der Laparoskopie, die ebenfalls nicht invasiv ist, nicht zugänglich sind“, erklärte er.

Der Hauptvorteil sowohl der robotergestützten Chirurgie als auch der Laparoskopie besteht darin, dass sie minimalinvasiv sind, d. h. der Zugang zum Operationsgebiet erfolgt über kleine Schnitte von 1 bis 2 Zentimetern und nicht über einen langen Schnitt von 30 bis 40 Zentimetern unter dem großen Rippenbogen. Im Laufe der Entwicklung der Chirurgie wurde die offene Chirurgie mit Bauchschnitten in immer mehr Bereichen durch die minimal-invasive Laparoskopie ersetzt, und der nächste technologische Schritt ist der Einsatz von Robotern.

Dr. Attila Szijártó sagte, dass bei Patienten mit bösartigem Dickdarmkrebs, bei denen der Tumor in der Nähe des Schließmuskels liegt, die Da-Vinci-Operation die Chancen auf den Erhalt des Schließmuskels verbessert – mit deutlichen Auswirkungen auf die spätere Lebensqualität des Patienten. „Mit dem Roboter können wir wesentlich tiefer in das Becken eindringen als bei einem laparoskopischen Eingriff. Früher war die Alternative eine sehr komplexe, anspruchsvollere offene Operation aus mehreren Richtungen“ – so Dr. Attila Szijártó. Zwei Mitglieder des Teams für kolorektale Konsolenchirurgie sind Dr. Balázs Bánky, außerordentlicher Professor, und Dr. András Fülöp, Assistenzprofessor.

Das Team der Roboterchirurgen der Klinik: Dr. András Fülöp, Dr. Ákos Szücs, Dr. Attila Szijártó, Oszkár Hahn, Dr. Balázs Bánky

Ähnlich verhält es sich bei komplexen und komplizierten Operationen am Bauchspeicheldrüsenkopf, bei denen die Laparoskopie als minimalinvasive Lösung in Ungarn nicht sehr verbreitet ist. „Der Vorteil des Roboters in diesen Fällen ist, dass er sehr präzise, auf kleinem Raum und mit großer Feinfühligkeit eingesetzt werden kann und im rekonstruktiven Teil die Verbindungen mit ähnlicher oder sogar höherer Präzision wie in der offenen Chirurgie hergestellt werden können“ – betonte Dr. Ákos Szücs, außerordentlicher Professor, stellvertretender Direktor der Klinik und Leiter des Profils Pankreaschirurgie am STéG. Er fügte hinzu: „Der Trend in der Welt ist, dass große Zentren immer weniger laparoskopische Pankreasresektion durchführen, weil sie entweder die traditionelle offene Technik anwenden oder zunehmend robotergestützte Techniken einsetzen“ – sagte er.

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In bestimmten Situationen ist die offene Chirurgie technisch notwendig, um Situationen, die sich aus der Komplexität der Chirurgie ergeben, besser bewältigen zu können: Der Roboter wird also sicher nie die Rolle der offenen Chirurgie in vollem Umfang übernehmen, aber die Indikationen werden immer breiter, betonte er.

In der Leberchirurgie ist der Roboter für uns eine große Hilfe, wenn wir den Patienten minimalinvasiv, d.h. mit einem kleineren Schnitt und damit mit einer schnelleren Genesung, operieren wollen, denn die Leber ist ein relativ großes Organ und es gibt Bereiche, die mit einem Laparoskop gar nicht erreicht werden können“ – erklärte Dr. Oszkár Hahn, stellvertretender Direktor und außerordentlicher Professor.

Er fügte hinzu, dass mehr als 80 Prozent dieser komplexen, schwierigen Leberoperationen in der Klinik inzwischen mit Robotern und nicht mehr durch offene Operationen durchgeführt werden.

“Ein weiterer großer Vorteil des Roboters ist, dass ich damit an winzige Stellen herankomme und dort arbeiten kann – nähen, präparieren -, wo man es selbst bei der offenen Chirurgie nicht mit der gleichen Präzision tun kann. Die Chirurgie der Gallengänge, die aus der Leber herausführen, ist ein Bereich, in dem dies besonders nötig ist.

Zu den Zukunftsplänen der STéG gehört die robotergestützte Entnahme einer Niere für Nierentransplantationen von Lebendspendern, die eine noch präzisere Operation mit minimaler Belastung für den Spender ermöglicht.

Da Vinci an der Semmelweis Universität

Das robotergestützte Operationssystem Da Vinci an der Semmelweis Universität wurde im Juni 2022 offiziell übergeben. Der Da Vinci Xi-Roboter der vierten Generation, der die fortschrittlichste Technologie darstellt, wurde in der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG) der Universität eingerichtet. Die Robotertechnologie wird derzeit hauptsächlich in der Bauchchirurgie, Gynäkologie und Urologie eingesetzt. Dank ihrer Doppelkonsolenlösung kommt sie auch in der Ausbildung zum Einsatz. Während eines roboterunterstützten Eingriffs sitzt der Konsolenchirurg in der Steuereinheit einige Meter vom Operationstisch entfernt, aber es gibt keinen Teil des Eingriffs, den er nicht kontrolliert. Insgesamt steuert er den vierarmigen Roboter über dem OP-Tisch mit sieben Pedalen und zwei Joysticks.

 

Pálma Dobozi, Róbert Tasnádi 
Foto: Bálint Barta  – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák