Das Spektrum der gynäkologischen Eingriffe, die an der Semmelweis Universität mit Hilfe von Roboterchirurgie durchgeführt werden können, wurde erweitert. Die ersten beiden erfolgreichen Endometriose-Operationen mit Hilfe von Da Vinci OP-Robotern wurden Ende letzten Jahres von Dr. István Szabó, stellvertretender Direktor und außerordentlicher Professor an der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie, durchgeführt. Wie er betonte, sollten Robotertechniken in den schwersten Fällen der Endometriose eingesetzt werden, wenn der Darm, die Harnwege und schwer zugängliche anatomische Bereiche auch betroffen sind.
Mit einem Roboter zu operieren ist für uns, für Konsolenchirurgen, als säßen wir in der Bauchhöhle des Menschen – sagt Dr. István Szabó, außerordentlicher Professor an der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie, über das Gefühl, wenn man mit dem Da Vinci-Roboter operiert.
Mit einer zehneinhalbfachen Vergrößerung kann man alles in drei Dimensionen sehen und die Kamera in jede Richtung bewegen. Und in der Bauchhöhle kann man die empfindlichen Instrumente mit Hilfe von zwei Joysticks beliebig drehen – mit einem Bewegungsspielraum, der viel größer ist als der eines menschlichen Handgelenks
– erklärte der Experte. Ende letzten Jahres führte der Leiter des Operations- und Endo-Teams der Klinik von Üllői út die ersten beiden robotergestützten Endometriose-Operationen an der Semmelweis Universität durch, nachdem er die erforderliche internationale Zertifizierung für diese spezielle Art der Operation erworben hatte.
Die Endometriose betrifft in Ungarn etwa 200.000 Frauen, von denen die meisten im gebärfähigen Alter sind, und sie ist sehr häufig die Ursache für Unfruchtbarkeit. Im Verlauf der Krankheit kann die Schleimhaut, die normalerweise nur in der Gebärmutter vorkommt, auch an anderen Stellen erscheinen, z. B. in der Bauchhöhle, im Bauchfell, in den Eierstöcken, oder sie kann auch den Darm, die Blase u. a. befallen. Die schwerste Endometriose, die so genannte tief infiltrierende Endometriose, macht etwa ein Fünftel der Fälle aus.
Die robotergestützte Chirurgie könnte eine neuartige chirurgische Option für Patientinnen mit schwersten Formen der Endometriose bieten. „Die Vorteile des Roboters können vor allem in Fällen genutzt werden, in denen die verschiedensten Bauchorgane und/oder das Retroperitoneum (der Raum hinter der Bauchhöhle) betroffen sind, und wir müssen in der Lage sein, die Bereiche mit einem höchstmöglichen Präzisionsgrad, praktisch auf den Millimeter genau, zu behandeln“ – erklärte Dr. István Szabó. Mit dem Da Vinci-System kann der Chirurg während der Operation die Grenzen zwischen gesundem und krankem Gewebe sowie die Qualität der Gewebedurchblutung mit Hilfe eines in den Patienten injizierten Kontrastmittels und eines Kamerafilterwechsels genau erkennen (mit der so genannten ICG-Technik, in einer anderen Farbe). Bei einer Darmresektion können Sie beispielsweise überprüfen, ob das abnorme Gewebe vollständig entfernt wurde und ob die Durchblutung des rekonstruierten Organs ausreichend ist.
Diese Technik wird zum Beispiel auch bei Gebärmutterkrebs routinemäßig eingesetzt, da wir damit sehr präzise nur die befallenen Lymphknoten entfernen können (Sentinel-Technik) – sagte Dr. István Szabó. Durch Teilen des Bildschirms während der Operation ist es möglich, den Befund und die Bilddokumentation des Patienten auf Knopfdruck zu betrachten, ohne dass der Chirurg seine Position in der Konsole wechselt, was eine große Hilfe für den Chirurgen ist.
Bei Endometriose kann dies besonders nützlich sein, wenn z. B. wegen des extremen Ausmaßes der Erkrankung ein weiterer Co-Spezialist (z. B. ein Brustspezialisten) benötigt wird“ – fügte er hinzu. Dank der Doppelkonsolenlösung ist es auch ein hervorragendes Lehrinstrument, wie der Dozent sagte, wobei bei praktisch jeder Operation ein Arzt, Assistenz- oder Facharzt daneben sitzt, der die detaillierte Anatomie, die Explorationsmethoden erlernen oder später mit Da Vinci operieren möchte.
Während des Eingriffs sitzt der Konsolenchirurg in der Steuereinheit, einige Meter vom OP-Tisch entfernt. Wichtig ist jedoch, dass es keinen Teil des Prozesses geben darf, den er nicht kontrolliert. Er steuert den vierarmigen Roboter über dem OP-Tisch mit insgesamt sieben Pedalen und zwei Joysticks“ – sagt Dr. István Szabó. Wie bei der laparoskopischen Chirurgie werden nur wenige winzige Schnitte im Körper des Patienten gesetzt, durch die die notwendigen Instrumente und die Kamera, die sich am Ende der Roboterarme befinden, eingeführt werden. Der Da Vinci steigert nicht nur die Effizienz und Effektivität der Chirurgie in Fällen, die höchste Präzision erfordern, sondern ermöglicht dem Arzt auch eine wesentlich ergonomischere und komfortablere Arbeitsweise, die vor allem bei mehrstündigen Eingriffen ein konzentrierteres Arbeiten ermöglicht.
Der erste robotergestützte gynäkologische Eingriff mit Da Vinci wurde an der Semmelweis Universität am 4. Juli 2022 von Dr. Balázs Lintner, dem leitenden klinischen Chirurgen, durchgeführt. Seitdem wurden in diesem Bereich mehr als 220 solche Operationen durchgeführt, vor allem in der Onkologie und bei gutartigen Erkrankungen mit beruflich bedingten Komplikationen (z. B. starkes Übergewicht, extreme Myomatosus). Den ersten beiden Endometriose-Operationen im Dezember folgten zwei weitere im Januar, und Dr. István Szabó plant, in diesem Jahr 20-30 Endometriose-Operationen mit der neuen Robotertechnik durchzuführen.
Das robotergestützte Operationssystem Da Vinci an der Semmelweis Universität wurde im Juni 2022 offiziell eingeweiht. Der Da Vinci Xi-Roboter der vierten Generation, welcher der neuesten Technologie entspricht, kam in die Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STÉG) der Universität. Die Robotertechnologie wird derzeit hauptsächlich in der Bauchchirurgie, Gynäkologie und Urologie eingesetzt. Dank ihrer Doppelkonsolenlösung kann sie auch in der Lehre benutzt werden. Die erste robotergestützte Da Vinci-Operation an der Universität fand im Mai 2022 statt, wobei es sich um eine Gallenblasenentfernung handelte, die von Dr. Attila Szijártó, Direktor der STÉG, durchgeführt wurde. Die ungarische Krankenkasse finanziert derzeit 400 robotergestützte Operationen pro Jahr an der Semmelweis Universität.
Pálma Dobozi
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák