Zum zweiten Mal nach 2015 fand in Budapest vom 13. bis 15. September 2023 die Konferenz „Brano – International Symposium for Innovations and New Treatment Strategies in Heart Failure“ statt, das gemeinsam vom University of Texas Medical Center in Houston und dem Városmajor Herz- und Gefäßzentrum der Semmelweis Universität veranstaltet wurde.
Die diesjährige zum 15. Mal stattfindende Konferenz ist zum Gedenken an Branislav „Brano“ Radovancevic, einen begabten, in Texas tätigen und jung verstorbenen Herzchirurgen jugoslawischer Herkunft, den verstorbenen Leiter des örtlichen Herzzentrums. Das Symposium befasst sich jedes Jahr mit aktuellen Themen der Herzinsuffizienz, Herztransplantation und mechanischen Kreislaufunterstützung und wird in einer mitteleuropäischen Stadt veranstaltet. Die Hälfte der Referenten – Freunde des verstorbenen Chirurgen – kommt aus den Vereinigten Staaten. Sie sind führende Herztransplantationschirurgen und Kardiologen aus den USA, Leiter der wichtigsten Fachzentren und -organisationen, internationale Autoritäten, während die andere Hälfte der Redner Spezialisten aus der Region und Westeuropa sind, darunter die Professoren Paul Mohacsi, Ivan Netuka, Andreas Zuckermann, Nir Uriel, die Professorin Sharon Hunt, die an der ersten amerikanischen Herztransplantation teilnahm, sowie Professor Howard O. Frazier, der sich mit der Entwicklung künstlicher Herzen beschäftigte und viele weitere.
In seiner feierlichen Eröffnungsrede begrüßte Rektor Dr. Béla Merkely Rektor die Zuhörer im Namen der Semmelweis Universität und betonte, dass die Institution in ihrer mehr als 250-jährigen Geschichte auch an historischen Wendepunkten immer standhaft geblieben sei, da ihre dreifache Mission immer darin bestanden habe, den Interessen der Patienten und der Hilfsbedürftigen zu dienen.
In seiner Präsentation beschrieb Dr. Béla Merkely detailliert die Aktivitäten der Universität, ihre internationalen Rankings, den Anstieg der Zahl der Doktoranden und ihrer Publikationen. Er erinnerte daran, dass die UNESCO 2013 einige Dokumente der Entdeckungen von Ignác Semmelweis zum Thema Kindbettfieber zum Weltkulturerbe erklärt hat, was den Namen der Einrichtung zu einem historischen Markenzeichen macht, das die Universität zu höchster Qualität in der Ausbildung, wissenschaftlichen Exzellenz und Patientenversorgung verpflichtet. Indem er die Tätigkeit des „Retters der Mütter“ vorstellte, warnte er vor dem sogenannten Semmelweis-Reflex, d.h. der automatischen Ablehnung neuer Erkenntnisse, die alten Normen widersprechen, mit dem auch die Ärzte des 19. Jahrhunderts konfrontiert waren, und zog die aphoristische Schlussfolgerung: “ So schmerzhaft, so überwältigend das Eingeständnis auch sein mag, im Verleugnen liegt kein Gegenmittel.“
Im Sinne dieses geistigen Erbes setzt die Semmelweis Universität ihre Lehr-, Forschungs- und Therapieaktivitäten bis heute fort – betonte der Rektor, der seit 2012 Direktor der Városmajori-Klinik ist. Wie er sagte, wurde mit der ersten Herztransplantation in Ungarn, die 1992 in der Klinik erfolgreich durchgeführt wurde, der Grundstein für die Praxis der Herztransplantation in Ungarn gelegt, in deren Folge die Zahl der Herztransplantationen seit 2012 mit dem Voranschreiten der translationalen Medizin stetig ansteigt und im Jahr 2019 mit 64 Fällen ihren Höhepunkt erreichte. Obwohl die Coronavirus-Pandemie auch international zu einem Rückgang der Zahl der Eingriffe und Spenden geführt hat, ist es wahrscheinlich, dass die Zahl der Transplantationen Ende dieses Jahres erstmals wieder die Durchschnittszahl von 50 pro Jahr erreichen wird, wie in den vergangenen Jahren der Fall war. Als Europas führendes Zentrum für kardiovaskuläre Medizin ist die Városmajor Klinik in der Lage, das gesamte Spektrum kardiovaskulärer Erkrankungen zu behandeln, unterstützt durch eine strukturierte Datenbank, eine Transplantations-Biobank und multizentrische, randomisierte und kontrollierte klinische Studien. Im abschließenden Teil seines Vortrags stellte der Rektor das im Városmajor Herz- und Gefäßzentrums herausentwickelte, auf künstlicher Intelligenz basierende SEMMELWEIS-CRT-Score-Risikoabschätzungssystem und die Schlussfolgerungen der klinischen Studie Budapest-CRT vor, die die herausragenden Ergebnisse ihrer Arbeit der letzten zehn Jahre darstellt.
Im weiteren Teil der Konferenz beleuchteten die rund hundert Vortragenden das Thema Herzinsuffizienz von den verschiedensten Seiten.
Zu den behandelten Themen gehörten die akute mechanische Kreislaufunterstützung, strukturelle Herzerkrankungen sowie die Behandlungsmöglichkeiten und Herausforderungen bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz. Die Vorträge befassten sich u. a. mit den neuesten Fortschritten bei implantierbaren ventrikulären Unterstützungsgeräten (LVADs), der pharmakologischen Behandlung der Herzinsuffizienz, Problemen bei der mechanischen Kreislaufunterstützung sowie der Pathologie und Diagnose der Herzinsuffizienz. Die Teilnehmer des Symposiums lernten neue Technologien von Herstellern kennen, die sich in der Zulassungsphase befinden, und sammelten Erfahrungen mit dem neuen US-amerikanischen Allokationssystem für Herztransplantationen. Die Vortragenden sprachen über die Herausforderungen, die Aktualität und die Nachbereitung von Transplantationen.
Von der Semmelweis-Universität hielt Dr. Andrea Astrid Apor, klinische Oberärztin, einen Vortrag über die bildgebenden Verfahren bei strukturellen Herzerkrankungen, Dr. István Hartyánszky, Lehrstuhlleiter sprach über die 3D-Modellierung in der Herzchirurgie und Dr. Marcell Székely über die ersten Ergebnisse, die mit einer neu entwickelten Kunstherzkanüle erzielt wurden. Dr. Csaba Bödör, Professor, hielt einen Vortrag über die Sequenzierung der neuen Generation und andere fortschrittliche Technologien, Dr. Attila Fintha, Assistenzprofessor, sprach über die Ergebnisse der Molekularmikroskopie, Dr. Tímea Teszák, klinische Spezialistin, über die ersten europäischen Erfahrungen mit der Überwachung zellfreier DNA bei Spenderherz-Transplantatempfängern, und Dr. Balázs Sax, Assistenzprofessor, sprach über die Behandlung der Abstoßung durch eine spezielle Methode, der Photopherese.
Die Sektion „Statusbericht über regionale Behandlungsprogramme für Herzinsuffizienz im Endstadium“ wurde von Dr. Balázs Sax, außerordentlicher Professor und klinischer Chefarzt, mit einer Präsentation über die Erfahrungen mit Herztransplantation und mechanischer Kreislaufunterstützung an der Semmelweis Universität eröffnet. Wie er erläuterte, hat die Universität Herztransplantationen bei 713 Erwachsenen durchgeführt, wobei seit 2012 88 LVAD-Implantate eingesetzt wurden. In der klinischen Praxis wird die 3D-Drucktechnologie eingesetzt, ebenso wie die Analyse der zellfreien DNA des Spenderorgans. Die psychische Gesundheit von Herztransplantationsempfängern wird durch das Programm „Ein neues Herz in einer gesunden Seele“ unterstützt. Die kurze Warteliste gilt als eine Herausforderung, die durch eine Sensibilisierungskampagne zum Thema Herzinsuffizienz verbessert werden soll – fügte er noch hinzu.
Wenn wir unsere Arbeit gut genug machen, sehen wir solche lächelnden Gesichter
– verwies der Redner auf den ungarischen Tischtennisspieler mit sieben Kindern, der bei den World Organ Transplant Games 2023 in Australien erfolgreich war, oder auf die Patienten, die auf der jährlichen Transplantationstagung mit ihrem Arzt musizieren.
Die Sitzung mit dem Titel „Therapeutische Optionen für persistierende und rezidivierende ventrikuläre Tachykardien“ wurde von Dr. Béla Merkely, Rektor, moderiert. Dr. Annamária Kosztin, außerordentliche Professorin und Leiterin der klinischen Abteilung, stellte neue Fortschritte in der Schrittmachertherapie bei Herzinsuffizienz vor. Sie wies darauf hin, dass jedes Jahr weltweit etwa eine Million Herzschrittmacher oder ICDs implantiert werden, dass sich aber in 30 % der Fälle eine linksventrikuläre systolische Dysfunktion entwickelt, die zu schwerwiegenden Komplikationen und Krankenhauseinweisungen wegen Herzinsuffizienz führen kann. Die Budapest-CRT-Upgrade-Studie ist die erste klinische Studie, die anhand der primären Endpunkte zeigt, dass die Implantation einer zusätzlichen Elektrode bei Patienten mit einem Herzschrittmacher die Herzfunktion in höchstem Maße verbessern und das Risiko einer Krankenhauseinweisung oder des Todes verringern kann.
Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion und implantiertem Herzschrittmacher oder ICD-Gerät sollten in der klinischen Praxis sorgfältig überwacht werden, und falls erforderlich, sollte der Eingriff ohne Verzögerung durchgeführt werden, um weitere Risiken zu vermeiden oder zu verringern.
– betonte der Spezialist.
An der dreitägigen Konferenz nahmen 300 Teilnehmer aus 15 Ländern teil, darunter Referenten aus Bildungs-, Forschungs- und Therapieeinrichtungen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kasachstan, Kroatien, Russland, Österreich, Schweden, der Schweiz, Serbien, Nordmazedonien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn und den Vereinigten Staaten. Neben seinem hohen fachlichen Prestige bot das Symposium auch die Gelegenheit, die Beziehungen zwischen den medizinischen Fakultäten der Semmelweis Universität und der Universität von Texas zu stärken.
Judit Szabados-Dőtsch
Photo: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák