Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum 40. Jubiläum der fremdsprachlichen medizinischen Ausbildung organisierte das Zentrum für Bildungsentwicklung -Methodik und -Organisation der Semmelweis Universität am 4. und 5. Mai in Budapest eine internationale Konferenz zur Bildungsentwicklung. Die Teilnehmer wurden von Dr. Alán Alpár, Vizerektor für internationales Studium, begrüßt, der seine Gedanken über die künftigen Herausforderungen der Hochschulbildung äußerte.
Dr. Alán Alpár erinnerte daran, dass einer der Gründe für die Organisation der Konferenz das Jubiläum der Einführung der internationalen medizinischen Ausbildung sowie die Vielfalt, die man beim Unterrichten der jungen Talente, die aus über hundert Ländern der Welt nach Ungarn kommen, beobachtet hat, war. „Die Zeiten ändern sich, und das gilt auch für die Studierenden; die Zukunft sieht ganz anders aus, als wir noch vor zwei Jahren dachten. Die Hochschulbildung ist ein sich ständig wandelndes Umfeld, daher müssen wir uns den neuen Herausforderungen stellen und eine Methodik entwickeln, mit der wir unsere Studenten optimal fördern können“ – betonte er.
In seinem Vortrag wies der Vizerektor darauf hin, dass sich das medizinische Wissen in den verschiedenen Fachgebieten praktisch jedes Jahr verdoppelt und daher genau verfolgt werden muss. „Es ist notwendig, bewusst zu beurteilen, welche Elemente es wert sind, als ‚Basiswissen‘ beibehalten zu werden, d.h. was sich im Laufe der Zeit bewährt und Vorrang hat, und was nicht. Wir müssen dies konsequent tun, denn Verlässlichkeit ist das Wichtigste für die Studierenden“ – betonte er. Dr. Alán Alpár wies auch darauf hin, dass man mehr Lehrkräfte brauche, die nicht nur Erfahrung in der Lehre haben, sondern auch aktiv in der Forschung tätig sind. Der Vizerektor gab dann einen Überblick über die Entwicklung der internationalen Ausbildung an der Universität und betonte, dass es bei der medizinischen Ausbildung nicht nur um die Doktorandenausbildung gehe: Es gebe weltweit einen wachsenden Bedarf an Fachkräften, den man an der Universität im Auge behalten müsse.
Eine der größten Stärken von Semmelweis seien die „praktischen Kurse“ am Krankenbett sowie die Kleingruppen mit individuellem Charakter; laut Umfragen unter den Studenten sei dies einer der wichtigsten Aspekte, den Semmelweis auch in Zukunft als Grundprinzip behandeln werde – sagte er.
Dr. Balázs Hankó, Staatssekretär für Hochschulwesen im Ministerium für Kultur und Innovation, stellte daraufhin seine Vision für die Zukunft des Fachbereichs dar. „Der Modellwechsel ist kein politisches Programm, sondern ein Programm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, das die Universitäten dynamischer, leistungsorientierter und offener für Wirtschaft und Gesellschaft machen wird“, sagte er. Ziel sei es, dass mindestens eine ungarische Universität zu den 100 besten Hochschuleinrichtungen der Welt und drei zu den 100 besten Universitäten in der Europäischen Union gehören.
Der Staatssekretär wies darauf hin, dass ein starker Anstieg der Anzahl der internationalen Studierenden zu erwarten sei, und betonte die Notwendigkeit, sich verstärkt an der internationalen Mobilität zu beteiligen. Der Anteil der hochwertigen Publikationstätigkeit hat um 35 % zugenommen, und bis 2026 wird ein weiterer Anstieg von 20 % erwartet. Der Anteil der Promovierten in den MINT-Fächern (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwissenschaften und Mathematik) stieg bis 2021 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent, was eine besonders signifikante Verbesserung darstellt, wie der Staatssekretär betonte.
„Generell muss das System feinabgestimmt und die wissenschaftliche Leistung verbessert werden, um weitere Fortschritte zu erzielen. Das wichtigste Ziel für die Universitäten ist es, eine herausragende Rolle in den Bereichen F&E und Innovation zu spielen“ – sagte er und fügte hinzu, dass auch die eigenen Einnahmen aus Unternehmenskooperationen und FEI-Aktivitäten gesteigert werden sollten.
Dr. Levente Kiss, Direktor des Zentrums für Bildungsentwicklung -Methodik und -Organisation an der Semmelweis Universität, sprach auf der Konferenz über aktuelle Trends in der Lehrplangestaltung. Laut seiner Aussage wird immer mehr Wert auf Teamarbeit, Studentenfeedback, interdisziplinäres Arbeiten und eine bessere Anwendung von Technologien wie Skills Labs und Simulationen gelegt, ebenso wie auf eine umfassende Modernisierung der Lehrmethoden und eine Orientierung hin zum „aktiven Lernen“.
Den weltweiten Ärztemangel und die Notwendigkeit, mit dem wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt mitzuhalten, nannte Dr. Levente Kiss als eine der größten Herausforderungen für die medizinische Ausbildung. Was die zu erwartenden Änderungen in den Lehrplänen betrifft, so sagte er: in Zukunft sollte bei der Auswahl der Studierenden mehr Sorgfalt gewidmet werden, die Lehrkräfte sollten besser vorbereitet werden und die Ausbildung selbst sollte adaptiv und nicht schematisch sein.
„Es gibt viele gute Lösungen im Bereich der medizinischen Ausbildung, aber es gibt keine allgemeingültige goldene Regel, die für alle passt. Wir müssen auf unseren eigenen Stärken aufbauen und dabei bedenken, dass ein im Lichte der Erfahrung optimierter Lehrplan wertvoller als ein vorab ausgearbeitetes ist“ – sagte er. Er fügte hinzu, dass es sich lohnt, internationalen Trends wie der Digitalisierung und der zunehmenden interdisziplinären Zusammenarbeit zu folgen, aber bei der Modernisierung der Lehrmethoden sollte die Erosion der Grundlagenwissenschaften vermieden werden.
Viktória Kiss
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák