Das ist eine hervorragende Möglichkeit, um Erfahrungen auszutauschen, die Kenntnisse während einer internationalen Forschungsarbeit zu vertiefen sowie die Arbeit eines international führenden Instituts kennen zu lernen – berichteten ehemalige Jellinek Harry-Stipendiaten. Die Semmelweis Universität pflegt seit Jahrzehnten hervorragende Beziehungen mit der Universität Heidelberg und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Im Rahmen dieser Kooperation werden jedes Jahr sechs der besten Semmelweis-Studierenden ausgewählt, zehn Monate Forschungsarbeit an einer der zwei deutschen Universitäten zu machen. Bewerbungen für das akademische Jahr 2022/23 werden vom Direktorat für internationale Beziehungen bis zum 15. Mai entgegengenommen. In unserem Artikel gehen wir der Frage nach, warum es sich lohnt, sich für dieses Stipendium zu bewerben, und stützen uns dabei auf die Erfahrungsberichte ehemaliger Stipendiaten.

Ziel des Jellinek Harry Stipendiums ist, um die Forschungsmobilität zu erweitern, internationale Erfahrungen zu sammeln und fachliche Kontakte aufzubauen. Es können sich sowohl Studierende vom fünften Jahrgang als auch PhD-Studenten um dieses Programm zu bewerben: die Universität Heidelberg und die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sind echte internationale Wissenschaftszentren mit einem sehr breiten Spektrum an Möglichkeiten. Sich selbstbewusst in einem Labor bewegen, ein Projekt planen, diskutieren, argumentieren, Fragen stellen, bei Bedarf um Hilfe bitten – all das sind Fähigkeiten, die das Stipendienprogramm mehreren Schülern vermittelt hat. Die ergebnisorientierte Arbeit läuft in einem anregenden und sogar attraktiven Arbeitsumfeld. Rückmeldungen zufolge ist es nicht ungewöhnlich, nach einem anstrengenden Arbeitstag mit den Kollegen tolle Stunden in einer Bierstube zu verbringen, bei dem die Entspannung sowie die Entwicklung und Diskussion origineller Ideen im Mittelpunkt stehen.

Eine solche Zusammenarbeit bringt auch viele Herausforderungen mit sich. Es ist nicht leicht, ins Ausland zu gehen und eine Zeit lang von Familie und Freunden getrennt zu sein, aber die Kollegen und deutschen Studenten aus aller Welt sind offen, und es werden wichtige Freundschaften geschlossen. „Die Einbindung in die Arbeit eines renommierten ausländischen Labors ist definitiv eine Herausforderung. Plötzlich muss man einer Aufgabe gewachsen sein, die man vorher selten oder gar nicht gemacht hat“ – sagt Zoltán Deák-Ilkó, der 2018 als Stipendiat im Institut für Immunologie in Heidelberg die Genexpressionsprofile von Nierentransplantationspatienten und verschiedene diagnostische Optionen nach der Transplantation analysierte (seinen Erlebnisbericht finden Sie hier) Eszter Lévai, die als Stipendiatin im Labor für pädiatrische Nephrologie in Heidelberg tätig war, hat über die Zeit in Deutschland wie folgt erzählt: „Mit der richtigen Menge harter Arbeit kann man alles erreichen, also wagt es, groß zu träumen und arbeitet hart. Ich denke, alles hängt von diesen zwei Sachen ab.“ Ihr Thema war die Untersuchung der Rolle der tight junction Proteinen in der peritonealen Dialyse. (Das Interview mit Eszter Lévai finden Sie hier). In ihren Erfahrungsberichten betonen alle ehemaligen Stipendiaten, dass man entschlossen, zielstrebig und fleißig sein muss, und dass ein Auslandsaufenthalt zwar keine Garantie für akademische Leistungen ist, man aber sehr wohl davon profitieren kann, wenn man die sich bietenden Möglichkeiten nutzt.

Viele befürchten, dass sie wegen diesem Forschungsaufenthalt ihr Diplom ein Jahr später erhalten – eine Befürchtung, die nach Ansicht ehemaliger Stipendiaten unbegründet ist, da die „Verzögerung“ mit einer Fülle von Erfahrungen und akademischen Leistungen belohnt wird, die sich, wie es einer von ihnen ausdrückte, „in sechsfacher Weise auszahlen“. Die Sprachbarriere sind schnell zu bekämpfen, die Besprechungen internationaler Forschungsgruppen laufen oft in Englisch. Und die in Deutschland verbrachte Zeit ist eine hervorragende Möglichkeit, die deutschen Kenntnisse vertiefen zu können – sagten die Stipendiaten.

Dr. András Tóth bewarb sich aufgrund seiner TDK-Arbeit (Wissenschaftlicher Studentenkreis) um einen Stipendiumsplatz im Institut für Physiologie, und da es in seinem Forschungsplan um die Untersuchung von Signalprozessen in Herzmuskelzellen ging, kam er ins Labor von Dr. Johannes Backs in der Klinik für Kardiologie in Heidelberg.  Hier wurde er mit einer komplett neuen Forschungsrichtung beauftragt, was er als eine besonders große Ehre ansah. In seinem Interview betonte er, dass er das Vertrauen, das er gewonnen hat, seiner langjährigen Erfahrung als TDK-Forscher und den außergewöhnlichen Leistungen ehemaliger Semmelweis-Studenten zu verdanken hat, mit denen man in Deutschland immer zufrieden war.

Während der in Deutschland verbrachten Zeit kann man interessante Erfahrungen sammeln. Dr. Réka Haraszti, die im Institut für Biochemie in Heidelberg tätig war, hat sich mit dem Mechanismus des zirkadianen Rhythmus der Säugetierzellen beschäftigt. Wie sie betonte, ist das gut geplante Zeitmanagement sehr wichtig, und dass man einen kleinen Snack im Labor immer bei sich haben sollte. Weiterhin ist es auch wichtig, damit man Fragen stellt, wenn er etwas braucht. Und es macht Spaß mit Freunden zusammen in die Kneipe zu gehen und Paar Bier zu trinken. Das Interview mit Dr. Réka Haraszti finden Sie hier.

Dr. Bálint Barta verbrachte seine Stipendiumszeit im Laboratorium für Transnationale Proteomik der Albert-Ludwigs-Universität, und nahm in erster Linie an gemeinsamen Projekten im Bereich Proteomik mit dem Institut für Experimentelle Kardiologie von Freiburg teil. „Nach meiner ersten Stipendiumsperiode wurde für mich eindeutig, dass ich später nach Freiburg zurückkehren möchte. Und ich kann das, was ich dort gelernt habe, am besten nutzen, indem ich versuche, die sich ergänzenden Ressourcen meiner ungarischen und deutschen Forschungsteams zu kombinieren. Sowohl die Leitung als auch meine Betreuer an der Semmelweis- und der Albert-Ludwigs-Universität unterstützten mich dabei, und so konnte ich nach einjähriger Organisation mein PhD-Studium im Rahmen des ersten gemeinsamen PhD-Programmes der beiden Universitäten beginnen“ – betonte er. (Das Interview mit Dr. Bálint Barta können Sie hier lesen.)

Dr. Emese Pálfi, Senior Lecturer des Anatomischen, Histologischen und Embryologischen Instituts führte Forschungen im Zentrum LIC (Life Imaging Center) der Albert-Ludwigs-Universität durch. Hier standen ja diejenigen speziellen Bildverarbeitungsmittel und Softwares zur Verfügung, die sie zu ihrer Arbeit benötigte.  Zu ihren wichtigsten Erfahrungen gehörte, dass sie die Atmosphäre einer reinen Forschungsinstitution sowie das „core facility“ System kennenlernen konnte. Weiterhin betonte sie, dass sie wegen der begrenzten Zeit von 10 Monaten sehr motiviert geworden ist, und auf ihre Arbeit gut konzentrieren konnte. Siehe den Artikel mit Dr. Emese Pálfi hier.

In den Berichten ehemaliger Stipendiaten wird immer wieder betont, wie wichtig es ist, das richtige Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Freiburg und Heidelberg bieten hervorragende Erholungsmöglichkeiten: Von Spargelfesten und Sportmöglichkeiten über die Pilzsaison bis hin zu den Genüssen der örtlichen Brauereien gibt es viele Argumente, die für diese beiden Städte sprechen – auch jenseits der Forschung.

Die Berichte der früheren Stipendiaten finden Sie hier.
Péter Pogrányi
Foto: Attila Kovács – SemmelweIs Universität(Illustration)
Übersetzung: Judit Szlovák