In seinem Online-Vortrag mit dem Titel „Die Semmelweis-Mission” sagte Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität nach Bekanntgabe epidemiologischer Statistiken folgendes: Die Zahl der bislang infizierten ungarischen Mitbürgern liegt bei etwa 2 Millionen, der Durchschnittsalter der Verstorbenen ist 77 Jahre. Die vor einem Monat eingeführten Beschränkungsmaßnahmen waren erfolgreich, und die Pandemie ist dank dieser Maßnahmen in der sog. Plateau-Phase angelangt. besser Bei Auswertung der Zahlen ist gegenwärtig eine Verbesserung zu beobachten, die Todesfälle unter älteren Menschen sind aber höher geworden. In seinem Vortrag stellte der Rektor die Universität auch vor, sprach unter anderem über die H-UNCOVER landesweite repräsentative Coronavirus-Untersuchung, und machte darauf aufmerksam, dass eine ähnliche Untersuchungsreihe auch während der zweiten Welle, noch vor Einführung des Landesimpfungsprogramms nötig wird.
„Die 250 Jahre Geschichte der Semmelweis Universität bestimmt auch in dieser speziellen Pandemiesituation die Richtung, der der Rektor einer Institution zu folgen hat“ – erklärte Dr. Béla Merkely in seinem Vortrag an der Online-Veranstaltung des „Clubs Ungarischer Wissenschaftler in Belgien“. Die Universität stellte sich auch in den vergangenen 250 Jahren in den Dienst der Nation – auf Gebiet Bildung, Forschung und Heilung. Der Rektor stellte die Universität kurz vor; sprach darüber, dass 35 Prozent der mehr als 11 Tausend Studierenden vom Ausland sind; das Unterrichten läuft in sechs Fakultäten und in drei Sprachen; die Betreuungsrelation zwischen Lehrenden und Studierenden liegt bei neun zu eins, die in dieser Region hervorragend ist. An der Semmelweis Universität arbeiten 4500 Ärzte und medizinische Fachmitarbeiter und mehr als 8500 Arbeitnehmer; die Zahl der Forschungsgruppen liegt über 300; in den Universitätskliniken werden jährlich 2,5 Millionen Fälle medizinisch versorgt. „Die Semmelweis Universität gehört zu den prestigevollsten Institutionen der Welt; laut aktuell veröffentlichter Rangliste von Times Higher Education stieg sie – im Vergleich zum letzten Jahr um 87 Plätze höher und kam dadurch in die TOP 250 der Welt auf Gebiet Medizin- und Gesundheitswissenschaften“ – erklärte der Rektor und betonte weiterhin: in Europa gehört die Universität auf Gebiet Bildung zu TOP 50, im Bereich Biowissenschaften zu TOP 3.
Danach sprach Dr. Béla Merkely, welche Rolle die Universität während den wichtigen historischen Ereignissen, wie die Freiheitskämpfe 1848-49, der I. und II. Weltkrieg und die ungarische Revolution und Freiheitskampf 1956 spielte. Im Jahre 1769 schloss Königin Maria Theresia die medizinische Fakultät der Universität in Nagyszombat an, und im darauffolgenden Jahr, d.h. gerade vor 250 Jahren begann die medizinische Bildung im Rechtsvorgänger der Institution. „Das akademische Jahr 2020/2021 ist ein Jubiläumsjahr voller Herausforderungen“ – betonte der Rektor und beschrieb dann die Rolle der Semmelweis Universität im Kampf gegen Coronavirus. Gegenwärtig läuft eine globale Weltepidemie; und die Pandemie bildete sich wegen COVID-Viren mit Janusgesicht aus: Dieses Virus ist außerordentlich infektiös – besonders im geschlossenen Räumen und bei Direktkontakten; Ohne Beschränkungsmaßnahmen kann ein Patient durchschnittlich 2,7 weitere Personen infizieren. Dr. Béla Merkely beschrieb, wie die Verbreitung des Virus zu dämmen ist; bzw. wie die erste und die im Herbst begonnene zweite Welle in Ungarn verliefen. Durch Beschaffung von bedeutender Menge medizinischer und anderer Schutzausrüstungen bereitete sich die Semmelweis Universität als erste Institution auf die Ausnahmesituation vor. Sie und die anderen einheimischen medizinischen Universitäten sind seit März Mitglieder der Arbeitsgruppe für Epidemieanalyse, die mehr als 260 Analysen über Coronavirus machten und die Experten konsultieren täglich miteinander.
Der Rektor erwähnte auch die landesweite repräsentative H-UNCOVER Coronavirus-Testreihe, die durch Teilnahme der vier ungarischen medizinischen Universitäten und unter Leitung der Semmelweis Universität verwirklicht wurde. Für die Organisation war das Zentrale Statistikbüro Ungarns zuständig, die finanzielle Unterstützung gewährte das Ministerium für Innovation und Technologie. Die Ergebnisse dieser Untersuchungsreihe bestimmten die Exit-Strategie des Landes, d.h. die Lockerung der während der ersten Welle eingeführten Beschränkungen. Durch die Untersuchungsreihe konnten die Experten mehrere wichtige Informationen schaffen: es stellte sich heraus, dass die Wahrscheinlichkeit der Infiziertheit bei den Patienten, die hohen Blutdruck haben, oder an Herzerkrankung, chronischer Lungen-, Nieren, und Lebererkrankung leiden, höher ist. Weiterhin wurde bestätigt, dass sich die COVID-19-Infektion von anderen Erkrankungen der oberen Atemwege unterscheidet, da bei COVID-19 der Geruch und Geschmacksverlust, sowie die Muskelschmerzen an unterschiedlichen Körperteilen charakteristisch sind – sagte Dr. Béla Merkely. Weiterhin betonte er folgendes: Die H-UNCOVER Untersuchung war die erste repräsentative Testreihe der Welt, die die Anzahl der aktiv Infizierten und der Personen, die die Krankheit schon überstanden, gleichzeitig untersuchte.
„Die Universitäten nahmen nicht nur an der Analyse der Pandemie, sondern auch an Aufstellung der Diagnose und der Patientenversorgung teil“ – betonte der Rektor. Etwa 40 Prozent der positiven Fälle stammt aus Testergebnissen der ungarischen medizinischen Universitäten. Die Daten zeigen, dass die restriktiven Maßnahmen wirksam waren, da die Pandemie gegenwärtig in Plateau-Phase ist, und sich die Anzahl der Patienten, die beatmet werden müssen, nicht erhöht. Bei den älteren Menschen über 80 werden jedoch die Zahlen höher; der Durchschnittsalter der Verstorbenen liegt bei 77 Jahren. Dr. Béla Merkely betonte weiterhin: er hält die Einführung der im November eingeführten Beschränkungsmaßnahmen der Regierung für wichtig, da die Belastungsfähigkeit des ungarischen Gesundheitswesens bei etwa 1000 Patienten liegt, mehr als 1000 Patienten im schweren Zustand können durch das Versorgungssystem längerfristig nicht behandelt werden. Laut Schätzungen lag die Anzahl der Infizierten während der ersten Welle bei 56.000, aber während der zweiten Welle rechnet man mit einer Anzahl von 2 Millionen Infizierten – viele davon überstanden die Infektion wohl ohne Symptome. Nach Meinung von Dr. Béla Merkely wird vor Beginn des kommenden Impfungsprogramms in Ungarn eine neue Untersuchungsreihe nötig, um den Maß der aktuell Infizierten und Durchinfizierten feststellen zu können. Dies kann auch in der Gestaltung der Impfungsstrategie eine wichtige Rolle spielen.
Der Rektor formulierte weiterhin: Das Leben an der Semmelweis Universität darf auch während der Pandemie nicht stehen bleiben; die Dreier-Einheit der Mission von Bildung, Forschung-Innovation und Heilung soll auch in dieser Zeit fortgesetzt werden. Die Bildung ist in der sogenannten Hybridform gestaltet, d.h. an Praktika und an Seminaren mit wenigen Personen nehmen die Studierenden persönlich teil; die größeren Vorlesungen werden aber online gehalten. Die Forschungen laufen ebenso weiter – es wurden mehrere wissenschaftlichen Kooperationsprojekte, sowie Publikationen mit Fokus auf COVID-19 gemacht. Diese sind unter anderem Publikationen, in denen die Eigenschaften des Virus oder die Therapiemöglichkeiten untersucht sind, oder solche Neuigkeiten, wie z.B. das Corona-spezifisches Beatmungsgerät, das unter fachliche Leitung der Semmelweis Universität entwickelt wurde. In den Universitätskliniken wurden bisher 1400 Coronavirus-Patienten stationär, sowie 15 000 Patienten ambulant behandelt. Die Universität reagierte schnell auf die Epidemie wie z.B.: für die Arbeitnehmer und Studierenden wurden ethische Richtlinien ausgearbeitet; die geheilten Patienten wurden um Blutplasmaspende gebeten; oder während der Zeit der Fallzahlenerhöhung in umliegenden Ländern wurden obligatorische und kostenlose PCR-Tests für heimkehrende Mitarbeiter verordnet. Die Studenten erklärten sich sofort bereit, am Kampf gegen Coronavirus teilzunehmen; sie arbeiten an den Teststellen der Universität, unterstützen die Arbeit des Ungarischen Rettungsdienstes, und mehr als 150 Semmelweis-Studenten nahmen freiwillig an Testarbeit in der Slowakei teil. Die Semmelweis Universität war auch für die Einhaltung des epidemiologischen Protokolls von mehreren Sportveranstaltungen in Ungarn zuständig: wie z.B. am Formel 1 Ungarn 2020 und an der Internationalen Schwimm-Liga in Budapest.
Unter den ungarischen Hochschulinstitutionen war die Semmelweis Universität die erste, die mit Aufklärung der Studenten und der Bevölkerung bezüglich Coronavirus begann; gestaltete eine COVID-Informationswebseite. Auf dieser Webseite kann man unter anderem ein Bildungsvideo über das richtige Händewaschen sehen, sowie Informationen über Fertigung der Textil-Gesichtsmaske bekommen. In den meistgelesenen Artikeln der Uni-Webseite 2020 geht es um das Thema Coronavirus: Im Artikel, der die meisten Klicks erzielte, konnte man über die Rolle der BCG-Schutzimpfung im Kampf gegen COVID-19 lesen; danach kam das Informationsmaterial über die häusliche Pflege der Corona-Patienten, sowie die Mitteilung über COVID-19 an die Bevölkerung Ungarns. Um die Universität und ihre Mitarbeiter ging es bislang in 6855 Presseerscheinungen in Bezug Coronavirus. Die Informationen auf Webseite der Semmelweis Universität erreichten mehrere Hunderttausend Menschen. Und während einer Pandemie ist die klare und glaubhafte Kommunikation besonders wichtig – betonte der Rektor.
„Die grenzübergreifenden Infektionen kann man nur durch internationale Kooperation bekämpfen; kein Land kann sich sicher fühlen, bis nicht alle Länder in Sicherheit sind“ – zitierte der Rektor die Worte von Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO Deputy-Generaldirektor zum Abschluss seines Vortrags.
Ádám Szabó
Photo: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák