Erstweilen gibt es keine von der Behörde für Lebens- und Arzneimittel der Vereinigten Staaten akzeptierte medikamentöse Behandlung gegen die COVID-19-Erkrankung, dabei laufen derzeit weltweilt mehrere hundert Forschungen über zahlreiche, bereits zugelassene, für sonstige Indikationen verwendete Mittel bzw. verschiedene Untersuchungsmedikamente.  Die PhD-Studierende Dr. Anett Behon fasst die aktuellen Medikamentenuntersuchungen zum neuartigen Coronavirus zusammen.  

Wegen der raschen Ausbreitung der durch das SARS-CoV-2 genannte (Englisch: severe acute respiratory syndrome coronavirus 2) neuartige Coronavirus bedingten Infektion richtet sich immer mehr Aufmerksamkeit auf die Therapie gegen die COVID-19-Erkrankung . Bisweilen gibt es dagegen allerdings keine von der Behörde für Lebens- und Arzneimittel der Vereinigten Staaten akzeptierte medikamentöse Behandlung. Derzeit werden im Rahmen mehrerer hundert Forschungen weltweit eine Reihe bereits zugelassene, für sonstige Indikationen verwendete Mittel bzw. verschiedene Untersuchungsmedikamente auf ihre Eignung gegen die Corona-Krankheit COVID-19 geprüft.  

Eines der Untersuchungsmedikamente ist Remdesivir, ein intravenös verabreichtes, über eine antivirale Breitspektrum-Aktivität verfügendes Mittel, das die Replikation des Virus durch die vorzeitige Termination der RNA-Transkription verhindert. Darüber hinaus besitzt es eine hohe Aktivität in vitro gegen SARS-CoV-2, weiterhin in vitro und in vivo gegen Beta-Coronaviren.

Um an eine Remdesivir-Behandlung zu gelangen, gibt es für hospitalisierte COVID-19-Pneumoniepatienten in den Vereinigten Staaten vier Möglichkeiten. Im Rahmen einer adaptiven Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie, bzw. zweier randomisierter, offener Phase-III-Studien können sie Patienten über 18 Jahren erhalten, die an COVID-19 und Pneumonie mit verringerter Sauerstoffsättigung leiden. Darüber hinaus besteht in Gebieten, in denen keine klinischen Untersuchungen im Zusammenhang mit Remdesivir stattfinden, aber keine sonstigen Therapiemöglichkeiten für die Behandlung schwerer Verläufe von COVID-19 erreichbar sind, die Möglichkeit, dass der behandelnde Arzt bei der Behörde für Lebens- und Arzneimittel einen Antrag auf eine Remdesivir-Therapie seines Patienten stellt.

Hydroxychloroquin und Chloroquin sind zwei, für andere Indikationen bereits zugelassene, per os verabreichte Medikamente. Hydroxychloroquin wird bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen, wie z.B. bei rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes und Porphyria cutanea tarda eingesetzt. Chloroquin gilt als ein bewährtes prophylaktisches und therapeutisches Mittel gegen Malaria.

Beide Mittel verfügen eine Aktivität in vitro gegen SARS-CoV, SARS-CoV-2 und sonstige Coronaviren, aber Hydroxychloroquin besitzt eine relativ höhere Aktivität gegen SARS-CoV-2. Bei einer chinesischen Forschung hat eine Chloroquin-Behandlung bei COVID-19-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe klinische und virologische Vorteile gezeigt, deshalb wurde die Verabreichung von Chloroquin als antiviralem Mittel in China bei der Behandlung von COVID-19 empfohlen. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Daten wird die Gabe von Chloroquin und Hydroxychloroquin bei hospitalisierten COVID-19-Patienten zurzeit in zahlreichen Ländern empfohlen.

Bei beiden Mitteln kann im Laufe einer Langzeittherapie die Kardiotoxizität (Langes-QT-Syndrom) als Nebenwirkung ein Problem bei Patienten mit Leber- oder Nierendysfunktion bzw. immunsupprimierten Patienten darstellen, aber aufgrund der gegenwärtigen Daten vertragen COVID-19-Patienten diese Mittel gut.  

Wegen seiner höheren Aktivität und breiteren Erreichbarkeit wurde die Anwendung von Hydroxychloroquin in zahlreichen Ländern u.a. in den USA zugelassen. Bei einer kleineren Studie hat Hydroxychloroquin die Anwesenheit der RNA von SARS-CoV-2 in den oberen Atemwegen reduziert, in den meisten Fällen nach insgesamt 3-6 Tagen. Dieses Ergebnis hat eine große Bedeutung, da aufgrund aktueller Forschungsergebnisse in den Organismen chinesischer COVID-19 Patienten die Anwesenheit des Virus durchschnittlich 20 Tage lang nachweisbar war. Bei einer Azithromycin-Ersatztherapie, die neben Hydroxychloroquin zur Vorbeugung einer bakteriellen Superinfektion verabreicht wurde, galten 100% der Patienten am 6. Tag der Behandlung als virologisch geheilt. Aufgrund dieser Ergebnisse wird die synergistische Wirkung der Kombination von Hydroxychloroquin und Azithromycin vermutet.

Hydroxychloroquin wird gerade in zahlreichen Versuchen als Prä-Expositions- und Post-Expositions-Prophylaxemittel sowie als therapeutisches Mittel bei leichten, mäßigen und schweren COVID-19-Erkrankungen untersucht.

Bisweilen stehen allerdings noch keine, aus randomisierten Untersuchungen stammenden Daten bezüglich der empfohlenen Dosierung und Therapiedauer von Hydroxychloroquin als Prophylaxe- oder therapeutischem Mitte zur Verfügung.

Das bei der Behandlung und Prävention von HIV eingesetzte Lopinavir/Ritonavir hat sich bei der Behandlung von nicht COVID-19 nicht als viel versprechend erwiesen.

Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Ergebnissen werden weltweit weiterhin eine Reihe von Medikamenten auf die Eignung zur Prophylaxe bzw. Behandlung von COVID-19 geprüft.

Dr. Anett Behon, PhD Studierende
Übersetzung: Institut für Fachsprachen