Laut Ärzten der Semmelweis Universität wurde ein Zusammenhang zwischen einer der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs festgestellt. Ihre Analyse ist die erste, die den Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Trichomonas vaginalis (TV), dem Humanen Papillomavirus (HPV) und Anomalien bzw. krebsartigen Läsionen des Gebärmutterhalses untersucht und damit die Bedeutung regelmäßiger gynäkologischer und HPV-Screenings unterstreicht.
Ärzte der Semmelweis Universität untersuchten das Risiko von Gebärmutterhalskrebs durch Trichomoniasis, die eine der häufigsten nicht-viralen sexuell übertragbaren Krankheiten ist.
Der Hauptgrund dafür ist, dass die Krankheit eine Entzündung des Epithels verursacht, die die Tumorentwicklung begünstigt, da entzündete Oberflächen für die Anhaftung von Krankheitserregern anfällig sind, einschließlich HPV in entzündeten Bereichen, die durch Trichomonas vaginalis verursacht werden. Auf der Grundlage internationaler Forschungsarbeiten wurden die Daten von mehr als 473 000 Frauen zusammengefasst, von denen 8 518 positiv auf Trichomoniasis getestet wurden.
Eine Infektion bedeutet jedoch nicht, dass sich definitiv Krebs entwickeln wird. Eine Reihe anderer Faktoren wie Rauchen, häufiger Partnerwechsel und die Einnahme oraler Verhütungsmittel über mehr als fünf Jahre sind ebenfalls Risikofaktoren. Bei Frauen, die mehr als einmal entbunden haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine bösartige Läsion entwickelt, ebenfalls höher, sowie auch sexuell übertragbare Krankheiten können dazu beitragen.
Falls bei einer Person Trichomoniasis oder andere sexuell übertragbare Krankheiten diagnostiziert werden, lohnt es sich daher, eine HPV-Typisierung durchführen zu lassen sowie bei positivem HPV-Test, eine Vorsorgeuntersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten durchzuführen
– sagt Dr. Balázs Hamar, PhD-Student der Semmelweis Universität und Erstautor der Studie.
HPV-Screenings sollten regelmäßig durchgeführt werden, insbesondere ab dem 30. Lebensjahr. “ Im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ist die Rate positiver HPV-Diagnosen so hoch – sie ist in diesen Lebensjahren am höchsten -, dass die vielen positiven Ergebnisse zu einer Übertherapie führen könnten, was wiederum Ängste vor dem Screening und Krankheiten im späteren Erwachsenenalter hervorrufen würde“ – sagt Dr. Balázs Hamar.
Gebärmutterhalskrebs tritt in dieser Altersgruppe nur selten auf, die meisten HPV-Infektionen werden vom Immunsystem überwunden und das Virus wird spontan aus dem Körper ausgeschieden, so dass ein zytologischer Test, der weniger sensitiv ist als das HPV-Screening, in den meisten Fällen ausreichend ist – fügt er hinzu.
Im Alter von über 30 Jahren nimmt die HPV-Prävalenz ab, die Prävalenz von Gebärmutterhalskrebs und das Krebsrisiko steigen jedoch an, so dass es sich lohnt, ab diesem Alter regelmäßig eine HPV-Typisierung durchführen zu lassen
– erklärt Dr. Zsolt Melczer, stellvertretender Direktor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Semmelweis Universität. Gegenwärtig ist die zytologische Untersuchung in Ungarn die Standardmethode für das Gebärmutterhalsscreening, aber ihre Sensitivität ist geringer als die des HPV-Screenings. Die HPV-Typisierung wird in der Regel durchgeführt, wenn das Ergebnis der Zytologie weitere Tests rechtfertigt – sagte der Direktor.
In Westeuropa, z. B. im Vereinigten Königreich, in Kanada oder in den USA, wird zuerst auf HPV gescreent und bei positivem HPV-Ergebnis eine Zytologie-Untersuchung durchgeführt (Reflexzytologie). Ein Protokoll, bei dem Zytologie und HPV-Screening gleichzeitig durchgeführt werden, ist relativ selten.
Zwischen der Infektion und der Entstehung von Krebs können 5-8 Jahre oder sogar zehn Jahre vergehen, aber in den meisten Fällen (etwa 90 %) erfolgt eine spontane Genesung. Diejenigen, die infiziert bleiben und bei denen sich eine so genannte persistierende HPV-Infektion entwickelt, werden eher an Krebsvorstufen oder Gebärmutterhalskrebs erkranken. In diesen Fällen liegt bereits eine zytologische Anomalie (z. B. eine Dysplasie) vor.
Ein direkter, kausaler Zusammenhang zwischen einer Trichomonaden-Infektion und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist nicht erwiesen. Ein Grund dafür ist, dass die Patienten nicht weiterverfolgt wurden“ – sagt Dr. Balázs Hamar. „Da eine Trichomonaden-Infektion jedoch mit einer HPV-Infektion und Gebärmutterhalsläsionen in Verbindung gebracht werden kann, wird eine Nachuntersuchung von Patientinnen nach einer positiven Diagnose empfohlen.“
Zsófia Végh
Foto: Bálint Barta Bálint – Semmelweis Universität, Illustration: iStock
Übersetzung: Judit Szlovák