In dem am 17. und 18. März veranstalteten siebenundzwanzigsten Wissenschaftsforum von Frigyes Korányi wurden 160 Vorträge in 16 Sektionen gehalten. Die Hauptschirmherrin des Symposiums war Dr. Éva Feketéné Dr. Szabó, Vizerektorin für Strategie und Entwicklung, und der fachliche Schirmherr Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität. Der Eröffnungsvortrag hielt Dr. János Réthelyi, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

In seiner Eröffnungsrede hob Marcell Kákonyi, Hauptorganisator und Medizinstudent vom vierten Studienjahr, hervor, dass das diesjährige 27. wissenschaftliche Forum Korányi Frigyes die zweitgrößte Veranstaltung in der Geschichte des Forums war, was die Anzahl der Vorträge angeht. „Die Tatsache, dass das Forum traditionell jedes Jahr von den neuen Bewohnern des Fachstudentenwohnheims veranstaltet wird, ermöglicht es, uns jedes Jahr ein wenig zu erneuern. Bei der Organisation der diesjährigen Konferenz wollten wir alles hervorheben, was diese Veranstaltung besonders einzigartig macht. Und das ist die freundliche Atmosphäre, die informellen Diskussionen und der fachliche Austausch während diesen zwei Tagen“, betonte er und dankte den Studenten, die bei der Organisation der Konferenz geholfen haben.

Daraufhin hielt die Hauptschirmherrin des Forums, Dr. Éva Feketéné Dr. Szabó, Vizerektorin für Strategie und Entwicklung eine Rede. In der Rede wies sie darauf hin, dass die Konferenz das größte von ungarischen Medizin-, Zahnmedizin- und Pharmaziestudenten organisierte wissenschaftliche Forum ist, auf dem fast 200 Studenten von den vier ungarischen medizinischen Universitäten und aus dem Ausland die Möglichkeit haben, ihre Forschungsarbeiten vor einer Fach-Jury aus bedeutenden Persönlichkeiten aus dem ungarischen Berufs- und Hochschulleben zu präsentieren. 1985 richteten die Gründer in der Hársfa-Straße eine intellektuelle Werkstatt ein, die neben Unterkunft und sozialer Betreuung auch außerschulische Talentförderung und eigene Kurse anbot und damit einen mutigen Beitrag zu den Kernaufgaben der Universität in Lehre und Forschung und zur Ausbildung des akademischen Nachwuchses leistete. „Das Ziel ist auch heute noch dasselbe. Dem Land aktuelle, interessierte und medizinisch kompetente Entscheidungsträger zur Verfügung zu stellen. Gesundheitswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die sich neben ihrer medizinischen Tätigkeit auch für gesellschaftliche Fragen verantwortlich fühlen und zur Bildung von Intellektuellen beitragen. Selbstorganisation und Selbstbestimmung sind die wichtigsten Merkmale eines Fachstudentenwohnheims. Das Frigyes Korányi Fachstudentenwohnheim bewahrt und pflegt diese Traditionen“ – sagte er. Dann fügte er hinzu: „Das Ziel der Veranstaltung ist es, jungen Klinikern, Forschern und TDK-Studenten (TDK-Wissenschaftlicher Studentenkreis) die Möglichkeit zu geben, sich in der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu vernetzen und sich mit anderen zu messen. Die Vizerektorin hob auch die interaktive Postersitzung und die besondere, freundliche Atmosphäre der Veranstaltung hervor. „Die Bedeutung der Fachstudentenwohnheime wird in der Post-COVID-Ära und in der Zeit der zunehmenden Online-Kommunikation und -Arbeit wachsen. Die unersetzliche persönliche Präsenz und die Begegnungen, die studentisch geprägte Wissenschaftsgestaltung entwickeln Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten, die in der Arbeitswelt in Zukunft immer mehr vermisst, geschätzt und gewürdigt werden“, betonte sie und bedankte sich im Namen der Universitätsleitung besonders bei Dr. Ferenc Godó, dem Leiter des Direktorats für Studentenwohnheime, der im Hintergrund für die erfolgreiche professionelle Arbeit sorgt.

Den feierlichen Eröffnungsvortrag hielt Dr. János Réthelyi, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, über genetische Einflüsse und die Mechanismen psychiatrischer Erkrankungen. Darin beschrieb er die häufigsten Entwicklungsmuster kinderpsychiatrischer Störungen wie ADHS, Angstzustände in der Kindheit, Schizophrenie, Drogenmissbrauch und affektive Störungen. Er wies darauf hin, dass ein Vergleich von epidemiologischen Daten und der Entwicklung verschiedener Hirnregionen darauf hindeutet, dass psychiatrische Störungen, die sich in einem bestimmten Alter entwickeln, mit laufenden biologischen, neurobiologischen Entwicklungsprogrammen zusammenhängen. „Wenn wir also diese Regelmäßigkeiten der Gehirnentwicklung besser verstehen, wird auch geklärt, warum die Reifung des präfrontalen Cortex mit dem Ausbruch der Schizophrenie koinzidiert“ – erklärte er und fügte hinzu, dass das Verständnis dieser Muster uns auch dem Verständnis psychiatrischer Erkrankungen näher bringen wird. Dr. János Réthelyi sprach dann über ADHS, d.h. über die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, und veranschaulichte am Beispiel von ADHS den genetischen Hintergrund der Herausbildung von psychiatrischen Erkrankungen. Die Daten der GWAS (Genome-Wide Association Study) zeigten, dass psychiatrische Störungen ebenso wie Erkrankungen der inneren Medizin polygenen Ursprungs sind, d. h. sie werden durch die Aktivität einer großen Anzahl von genetischen Polymorphismen (Single Nucleotide Polymorphisms = Einzelnukleotid-Polymorphismus) mit geringer Ausprägung entstehen.

Er sagte, ADHS sei eine Entwicklungsstörung des Nervensystems, die zu einer mangelhaften Aufrechterhaltung und Kontrolle der Aufmerksamkeit führt, was bedeutet, dass der Patient sich nicht konzentrieren kann. In einigen Bereichen kommt es zu Hyperfokus und übermäßiger Aktivität, aber auch Störungen der Emotionsregulation, der exekutiven Funktionen, der Planung, der Prioritätensetzung, des Zeitmanagements und eigenschaftsbezogenen Störungen sind dabei zu beobachten. Es handelt sich um eine häufige Krankheit, von der zwischen 2 und 11 % der Bevölkerung im Kindesalter betroffen sind. Während man früher davon ausging, dass es sich bei ADHS um eine psychiatrische Störung im Kindesalter handelt, hat die Forschung der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt, dass ADHS in einem Drittel der Fälle bis ins Erwachsenenalter fortbesteht und ernsthafte Probleme bei der Arbeit, in Beziehungen verursacht, und zu psychiatrischer Komorbidität und Drogenmissbrauch führen kann. Mit einem Wert von 0,7-08 wird sie als psychiatrische Störung mit hoher Erblichkeit eingestuft. Dr. János Réthelyi präsentierte den genetischen Hintergrund der Krankheit und die Teile des Gehirns, die für ADHS relevant sind. Bei der Vorstellung der Ergebnisse der GWAS-Studie hob er hervor, dass mehrere Gene, die im Genom verstreut sind, eine Rolle bei der Entstehung von ADHS spielen. Er erklärte, dass derzeit zahlreiche Untersuchungen zur polygenen Risikomodellierung durchgeführt werden, um festzustellen, wie viel von den Genen, die ADHS beeinflussen, die einzelnen Personen in sich tragen, und welches Gesamtrisiko dies für sie darstellt. Diese Daten können mit der Genetik anderer Krankheiten verglichen werden, um zum Beispiel festzustellen, inwieweit es Überschneidungen zwischen Depressionen und ADHS gibt“ – sagte er. Er fügte hinzu, dass es Überschneidungen zwischen beiden gibt, was bedeutet, dass die polygene Anfälligkeit, die für ADHS charakteristisch ist, auch bei Depressionen eine Rolle spielen kann.

Der Direktor sprach auch über seine eigene Forschung zu Kandidatengenen und den Längenpolymorphismus des Dopamintransporter-Gens. Wie er erklärte, deuten ihre Daten darauf hin, dass dieser Polymorphismus mit neuropsychologischen Indikatoren assoziiert ist. Mit Hilfe des Go/No Go-Tests führten sie dann EEG-Untersuchungen an erwachsenen ADHS-Patienten durch. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten mit Aufmerksamkeitsdefiziten bei diesem Test schlechter abschneiden, wobei z.B. gewisse negative Bilder ihre Konzentrationsfähigkeit stärker beeinträchtigen. Dr. János Réthelyi stellte anschließend seine Forschungsergebnisse zur Belohnungssensibilität bei jugendlichen ADHS-Patienten vor. Er hob insbesondere die Tätigkeit von Dr. István Bitter, dem emeritierten Professor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, der die Betreuung erwachsener ADHS-Patienten und die Forschung an der Klinik initiiert hat, und die von Dr. Pál Czobor, dem stellvertretenden Forschungsdirektor und Leiter des EEG-Forschungslabors, hervor. Ihre Forschungen haben zur Beschreibung eines neuen Gehirnbereichs geführt, der an der Störung beteiligt ist: die rechte Insula, die bei gesunden Menschen ein Signal zur Korrektur sendet, wenn eine Aufgabe nicht bewältigt wird, bei ADHS-Patienten jedoch weniger oder gar nicht funktioniert – was bedeutet, dass es ihnen an einem Gehirnfeedback auf elektrophysiologischer Ebene fehlt. Am Ende seines Vortrags stellte der Direktor auch die Ergebnisse einiger bildgebender Untersuchungen des Gehirns zu ADHS vor.

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Während des zweitägigen wissenschaftlichen Forums wurden 160 Vorträge in 16 Sektionen von Medizin-, Zahnmedizin- und Pharmaziestudenten gehalten, die an der Veranstaltung teilnahmen. Die Liste der Preisträger finden Sie hier (pdf).

 

Ádám Szabó
Fotó: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák