In einer Studie über die Ausbreitung des Coronavirus wurden nicht nur bisher unbekannte Quellen des Coronavirus identifiziert, sondern dadurch kann auch eine Grundlage dafür geschaffen werden, die Ausbreitung anderer Krankheitserreger wie Grippe oder RSV (Respiratorische Synzytial-Virus) zu kontrollieren und Epidemien vorzubeugen.

Die Forscher des Forschungszentrums für Energiewissenschaften, der Semmelweis Universität und des Wigner-Forschungszentrums für Physik untersuchten die Größe der Luftpartikel, an die sich das Virus festmachen kann, und die äußeren Faktoren (Luftqualität, Bewegung usw.), die seine Verbreitung beeinflussen. Die Forschungsarbeiten schließen an eine frühere Studie der Universität an, in der untersucht wurde, wo sich das Virus in der Lunge absetzen würde, wenn es auf der Oberfläche von Luftpartikeln unterschiedlicher Größe reist. Die Tests wurden in einem Krankenhaus auf einer gewöhnlichen Station und Abteilung für nicht-invasive Atemtherapie durchgeführt.

Wir konnten das Virus auf Luftpartikeln in einem breiteren Bereich als je zuvor nachweisen (70 Nanometer bis 10 Mikrometer) – selbst bei extrem kleinen Größen

– sagt Dr. Veronika Müller, Direktorin der Klinik für Pulmologie an der Semmelweis Universität.

„Das Erbmaterial für das Coronavirus war vor allem in Aerosolen im Bereich von 0,5 bis 4 Mikrometern vorhanden, aber wir haben es auch in ultrafeinen Partikeln identifiziert.“

Das ist insofern wichtig, als das Virus umso leichter in den Körper eindringen kann, je kleiner die Partikel sind. Feinstaub (PM 2,5, d. h. Partikel, die nicht größer als 2,5 Mikrometer sind) ist an sich schon gefährlich, weil er tief in die Lunge gelangen kann. Partikel mit einer Größe von weniger als 0,3 Mikrometern (300 Nanometern) und einigen hundert Nanometern können von den oberen Atemwegen über die Lungenbläschen direkt in die Blutbahn gelangen. Da dieser Bereich die gleiche Größe hat wie die RNA des Virus, ist es möglich, dass sich Viren in der Luft selbständig verbreiten können, ohne sich an Feinstaub oder kleinere Partikel in der Luft anzuhängen.

Die Partikel kommen überwiegend durch Resuspension in die Luft, das heißt, sie setzen sich ab, werden aber wie Wasser durch Bewegung aufgewirbelt. Wenn also jemand durch ein Krankenzimmer geht, die Luft aufwirbelt und sie einatmet, kann der Erreger in seinen Körper gelangen, ebenso wie in den der anderen Personen im Raum.

Es sind also nicht nur die Oberflächen, die ein Problem für Atemwegsinfektionen darstellen, sondern auch die Luft, die wir einatmen und die aufgewirbelt wird – sagt Dr. Veronika Müller.

Damit rückt die Bedeutung der Reinigung noch stärker in den Vordergrund. „Bisher wurde die Bedeutung der Oberflächen und der Händedesinfektion betont, was unbestritten ist, aber die Möglichkeit der Kontamination mit Aerosolen ist genauso wichtig“ – erklärt Dr. Veronika Müller. Die Separierung der Patienten – getrennte Bäder und Toiletten – sei vor allem wegen der Stuhlbakterien als Infektionsquelle wichtig. “ Durch die Forschung wissen wir jetzt, dass Partikel, die Viren oder andere Erreger tragen, sehr leicht eingeatmet werden können, und ich muss zugeben, dass ich meine Einstellung zur Isolierung inzwischen überdacht habe.“ Die Erkenntnisse sind auch für den richtigen Gebrauch von Masken hilfreich.

Die Forschung ist auch im Hinblick auf im Krankenhaus erworbene Infektionen sehr nützlich. Je mehr man über die Infektionsquellen weiß, desto mehr kann man dazu beitragen, die Häufigkeit von im Krankenhaus erworbenen Krankheiten wie stationär erworbenen Lungenentzündung zu verringern.

Obwohl bei der Forschung das Coronavirus untersucht wurde, kann man die Ergebnisse auch bei der Untersuchung anderer luftübertragene Krankheitserreger verwenden. „Der eigentliche Wert dieser Forschung besteht darin, dass wir SARS-CoV-2 als Prototyp verwenden konnten, um die Verbreitung anderer Viren zu beschreiben. Dazu haben wir sonst kaum Gelegenheit, da Patienten mit verschiedenen Atemwegserkrankungen normalerweise nicht isoliert werden und die Erreger und die Methode unterschiedlich sein können“ – sagt Dr. Veronika Müller.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieser Faktor wahrscheinlich ein gemeinsamer Faktor bei der Verbreitung von Influenza und RSV (Virus der Riesenzellpneumonie) ist. Dies könnte dazu beitragen, solche Epidemien in Zukunft vorzubeugen und sie in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder sogar zu Hause wirksamer zu behandeln.

„Unser Ziel ist es, Krankenhäusern und Ärzten dabei zu helfen, noch wirksamer gegen luftübertragene Infektionen vorzugehen, und zu zeigen, dass die Aerosolkontrolle auf der Intensivstation, wo das Infektionsrisiko sehr hoch ist, noch mehr Aufmerksamkeit erfordert als bisher.“

 

Zsófia Végh
Foto: Semmelweis Universität – Attila Kovács, Illustration: iStock
Übersetzung: Judit Szlovák