Zum ersten Mal in der Region steht Patienten mit primären und sekundären Lebertumoren eine Therapiemöglichkeit mit dem Isotop Holmium-166 und ein interventioneller radiologischer Eingriff mit dem Isotopenpräparat Ittrium-90 – das in Ungarn noch nicht erhältlich ist – zur Verfügung. Das Verfahren, das in der Abteilung für Onko-Intervention der Semmelweis Universität in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Nuklearmedizin der Klinik für Medizinische Bildgebung durchgeführt wird, kann Patienten auch helfen, die auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen, und mit Hilfe dieser Methode bis zum Erhalt der lebensrettenden neuen Leber versorgt werden können.

Die Radioembolisation mit Holmium-166-Isotopen und einer neuen Art von Ittrium-90-Isotopenpräparat wird seit einigen Monaten an der Semmelweis Universität angewendet, wo sich kürzlich neun Patienten mit Leberkrebs dem neuen Verfahren mit Unterstützung der ungarischen Krankenkasse nach dem Prinzip des billigen Ermessens unterzogen haben. Die meisten Patienten leiden an einem primären Lebertumor, einige von ihnen hatten aber einen Tumor, der in einem anderen Organ entstand und sich dann in der Leber verbreitete.

“Für diese Patienten kann nur die Lebertransplantation die langfristige Heilung bringen, da wir mit dem isotopischen Eingriff die Größe des Tumors reduzieren können, bis die Patienten transplantiert werden können”

– erklärt Dr. András Bibok, Facharzt der Abteilung für Onkointervention.

Während des Embolisationsverfahrens wird mit einem Katheter radioaktive Testsubstanz in die Arterie gespritzt, dann das Gefäß angefärbt, um die den Tumor versorgende Arterie zu lokalisieren. Mit einem speziellen Gerät werden Mikropartikel in den Tumor gespritzt, die radioaktives Isotop anstelle eines herkömmlichen Chemoembolisationsmittels enthalten – erklärt der Facharzt. Aus dem Grund wird dieser Eingriff als selektive interne Radiotherapie (SIRT) oder transarterielle Radioembolisation (TARE) genannt. Und die Tumorzellen werden durch Betastrahlung zerstört. Bei dem Verfahren ist kein chirurgischer Eingriff nötig, und der minimalinvasive Eingriff besteht aus einem einzigen Nadeleinstich, so dass sich die Patienten schneller erholen und die Klinik innerhalb eines Tages verlassen können.

Das Ittrium-90 kommt aus Kanada, das Holmium-166 aus Belgien über die Tschechische Republik in die Klinik, wo die Behandlungen im Rahmen einer multidisziplinären Kooperation von mehreren Fachbereichen – u.a. Nuklearmedizin, Strahlenschutz, diagnostische und interventionelle Radiologie, innere Medizin und Onkologie – durchgeführt werden.

Galerie

13bilder

Die Zulassung der Behandlungsverfahren mit radioaktiven Isotopen dauerte an der Semmelweis Universität rund eineinhalb Jahre, da diese radioaktiven Stoffe nur fachgerecht transportiert und gelagert werden dürfen, und für den Eingriff eine entsprechende Strahlenschutzausrüstung für Ärzte und Assistenten nötig ist.

Dr. Sándor Czibor Facharzt, Assistenzprofessor des Lehrstuhls für Nuklearmedizin, fügt hinzu: bei dem Verfahren injiziert der Interventionsradiologe eine solche Substanz in den Körper, die den Tumor zerstören kann; in diesem Fall ist es ein mit Isotopen markiertes Partikel.

Zur Entgegennahme, Lagerung und Aufbereitung dieser Materialien ist die Nuklearmedizin befugt. “In den nationalen und universitären Vorschriften ist festgelegt, wie wir vorzugehen haben, wobei die Kooperation mit dem Strahlenschutzdienst der Universität, der von Gabriella Taba geleitet wird, unerlässlich ist. Aufgrund der Betastrahlung ist beim Umgang mit der Ampulle besondere Vorsicht geboten, da das Einatmen, das Verschlucken und der direkte Kontakt mit den Augen ein gewisses Risiko birgt” – erklärt der Facharzt.

Wegen der selektiven internen Strahlentherapie muss der Patient keinen Strahlenschutzanzug tragen, da die Beta-Partikel in der Leber verbleiben und weniger als 1 cm nach außen strahlen. Sie stellen kein nennenswertes Risiko für den Körper des Patienten dar, und die Strahlung wird nicht mit dem Urin oder den Fäkalien ausgeschieden, so dass sie nicht in die Umwelt gelangt” – fügt Dr. Sándor Czibor hinzu.

Orsolya Dávid
Foto: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák