Die Semmelweis Universität ist das erste Institut in Ungarn, das den international bedeutenden Titel „Ophthalmic Gene Therapy Centre“ erhielt. Die Entwicklung wurde am 21. Juli im Rahmen der Kooperationsvereinbarung zwischen dem ehemaligen Ministerium für Innovation und Technologie, der Semmelweis Universität und der Novartis Hungária GmbH übergeben. Im Behandlungszentrum wird durch ein innovatives Gentherapieverfahren die Behandlung von Netzhautdystrophie möglich sein, einer erblichen Augenkrankheit, die zum vollständigen Verlust des Sehvermögens führen kann. Dies bedeutet, dass die Patienten für die Behandlung nicht ins Ausland reisen müssen.

Die im März unterzeichnete Vereinbarung zielt darauf ab, Ungarns führende Rolle bei Zell- und Gentherapien durch eine einzigartige, den öffentlichen und privaten Sektor umfassende Partnerschaft zu sichern, wobei der Schwerpunkt auf spinaler Muskelatrophie (SMA) und erblichen Netzhauterkrankungen liegt.

Bei der Gründung des Gentherapiezentrums für Augenheilkunde spielte die strategische Vereinbarung zwischen dem Basler Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology unter der Leitung von Dr. Botond Roska, der Semmelweis Universität und dem ehemaligen Ministerium für Innovation und Technologie eine Schlüsselrolle, um neuartige Ansätze zur Wiederherstellung des Sehvermögens und zur Verlangsamung des Sehkraftverlusts zu entwickeln. Dadurch wird die Semmelweis Universität zu einer der wenigen medizinischen Einrichtungen weltweit, in der die unterschiedlichsten und modernsten Zell- und Gentherapieverfahren für ungarische und ausländische Patienten zur Verfügung stehen werden.

Dr. Béla Merkely, Rektor betonte in seiner Begrüßungsrede: diese ist eine Entwicklung, die unmittelbar den Patienten dient, und die Lebensqualität der betroffenen Patientengruppe bedeutend verbessern kann. Für diese Patienten gab es auf nationaler Ebene vorher keine wirksame Therapie „Unsere Klinik für Augenheilkunde ist bereits ein anerkanntes Zentrum in diesem Bereich. Zugleich wird unsere Universität mit der Einrichtung des Gentherapiezentrums für Augenheilkunde die erste Institution für klinische Versuche und Behandlungszentrum im Bereich Gentherapie in der Augenheilkunde in Ungarn sein – sagte der Rektor. Die großen Fortschritte in der Genetik gaben der Augenheilkunde einen riesigen Auftrieb. Es ist ein Beweis für die Stärke der Wissenschaft und die dynamische Entwicklung des Wissens im Bereich der Medizin- und Gesundheitswissenschaften. Die Semmelweis Universität ist bereit, durch das Produkt von Novartis die Gentherapie von Augenerkrankungen einzuführen. Zusammen mit der im letzten Jahr eingeführten SMA-Behandlung haben die Patienten nun Zugang zu modernsten Gentherapielösungen in zwei Bereichen. Dies wird der Semmelweis Universität auch auf internationaler Ebene den Platz an der Spitze der Gentherapie sichern – fügte er hinzu.

Matt Zeller, Geschäftsführer der Novartis Hungária GmbH bezeichnete die Zertifizierung als einen wichtigen ersten Schritt und einen großen Erfolg der Zusammenarbeit zwischen der Semmelweis Universität und Novartis, die weitreichenden Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten und die gemeinsame Arbeit haben wird. „Die Fähigkeit der Semmelweis Universität, Gentherapie zur Behandlung von SMA und erblichen Netzhauterkrankungen einzusetzen, sichert ihr weltweit eine herausragende Position. Es ist eine große Sache, wodurch die Universität – und Ungarn – ein Zeichen in der Welt setzt. Es wird für jeden im Bereich offensichtlich sein, dass die Innovation hier, in Ungarn zu Hause ist; hier hat man Zugang zu den modernsten und aufregendsten Therapien – sagte der Geschäftsführer. Matt Zeller drückte seine Hoffnung aus, dass durch die neuen Therapiemöglichkeiten noch mehr Patienten erreicht werden können. Er erinnerte daran, dass es eine echte Zusammenarbeit und gemeinsames Denken zwischen Novartis und der Universität besteht, und dass sie entschlossen sind, diese fortzusetzen.

Im Anschluss an seine Rede überreichte der Geschäftsführer eine Gedenktafel an Dr. Béla Merkely anlässlich der Eröffnung des Gentherapiezentrums für Augenheilkunde.

In der Klinik für Augenheilkunde der Semmelweis Universität wurden in letzter Zeit mehrere Entwicklungen durchgeführt: das genetische Screening von Patienten mit erblichen Netzhauterkrankungen wurde erweitert, und es wurde eines der ersten hochmodernen FST-Geräte (Full Field Stimulus Testing) in Mitteleuropa angeschafft.

Hereditäre Netzhautdystrophien sind eine der Hauptursachen für Sehkraftverlust und Erblindung. Diese schweren Krankheiten sind relativ selten, verändern aber das gesamte Leben der betroffenen Patienten. Lange Zeit gab es keine wirksame Behandlung; glücklicherweise kam 2018 voretigene neparvovec, auch bekannt als LUXTURNA™, als einzige Gentherapie auf den europäischen Markt. Derzeit ist es die einzige Behandlungsmöglichkeit, die es den Patienten ermöglicht, die vollständige Erblindung und die damit verbundenen schweren emotionalen und körperlichen Probleme, bzw. Schwierigkeiten zu vermeiden – sagte Dr. Zoltán Nagy, Professor, Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Semmelweis Universität. Das Verfahren war bisher nur im Ausland verfügbar, aber mit der Eröffnung des Behandlungszentrums wird die Therapie auch an der Semmelweis Universität angeboten, die damit zu einem nationalen Zentrum auf diesem Gebiet wird. „Wir stellen den ungarischen Patienten die modernsten diagnostische und Behandlungsgeräte zur Verfügung; hoffentlich können wir bereits im nächsten Monat mit den Behandlungen beginnen.

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Viktória Kiss
Übersetzung: Ágnes Barta
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität