Gefäßchirurgie, Herzchirurgie und Radiologie – in organisierter Zusammenarbeit von Experten dieser drei Berufe läuft die Behandlung von Erkrankungen der Aorta im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum der Semmelweis Universität. Die Häufigkeit der Erkrankung der Aorta, d.h.  der Schlagader (Arterie) liegt bei den Männern über 65 Jahre bei 3 Prozent, d.h. sie kommt selten vor, es geht aber um eine Krankheit mit besonders schweren Auswirkungen. Ziel des vor einem Jahr gestalteten Aortazentrums ist, damit dem Patienten die am meisten geeignete Therapie in Zusammenarbeit von Experten der oben erwähnten medizinischen Gebieten gewählt wird, und die oft besonders komplizierten chirurgischen Eingriffe von den erfahrensten Fachleuten gemacht werden.

Die Aorta ist die Hauptschlagader des menschlichen Körpers, sie entspringt aus der linken Seite des Herzens und verläuft schließlich gerade nach unten bis in den Bereich des Beckens. Über den ganzen Verlauf hinweg zweigen zahlreiche kleinere wichtige Arterien von der Aorta ab – in Richtung Gehirn, Gliedmaßen, Nieren, Därme und Rückenmark. Die Behandlung der Aortaerkrankungen benötigt besondere Sorgfalt, da im Brust- und Bauchraum lebenswichtige Gefäße davon abzweigen. Zu den häufigsten Erkrankungen der Aorta gehört die Gefäßerweiterung, d.h. das Aneurysma, sowie die Aortendissektion, die die Aufspaltung der dreischichtigen Gefäßwände der Aorta ist; aber dazu gehören auch die Aorta-Verengung oder -Verschluss. Laut internationalen Angaben sind davon jährlich tausend Patienten in Ungarn betroffen, ihr Durchschnittalter liegt bei 67 Jahren. Die häufigsten Ursachen der Gefäßerweiterungen sind die Gefäßverkalkung, das Rauchen, die ungesunde Lebensweise, die unbehandelten Herz- und Gefäßerkrankungen oder der hohe Blutdruck. In etwa einem Zehntel der Fälle stehen genetische Ursachen im Hintergrund; wegen dem geschwächten Bindegewebe sind davon am meisten die Patienten mit Marfan-Syndrom betroffen, wobei die regelmäßige Kontrolle und die Screening-Tests der Familie die geeignete Prävention ist.

„Das Aortenaneurysma – das die häufigste Veränderung der Hauptschlagader ist – bildet sich in Jahrzehnten unbemerkt aus, da es meistens um eine symptomenfreie Krankheit handelt. Im Allgemeinen wird diese Krankheit zufällig entdeckt, wenn Thorax-Röntgen, Ultraschalluntersuchung des Bauches, oder CT-Aufnahme aus einem anderen Grund beim Patienten gemacht wird. Wenn aber die Erweiterung der Hauptschlagader so weit fortgeschritten ist, dass die Gefäßwand der Aorta plötzlich reißt, führt es bei fünfzig Prozent der Fälle zum Tod“ – sagt Dr. Zoltán Szebeni, Associate Professor des Városmajor Herz- und Gefäßzentrum, Vizelehrstuhlleiter des Lehrstuhls für Gefäß- und Endovaskulärchirurgie, Mitpräsident des Aortazentrums.

Aufgrund einheimischer und internationaler Statistiken wurde bewiesen, dass die Überlebenschancen des Patienten bedeutend höher sind, wenn der Patient in ein großes Zentrum kommt, wo viele solche Operationen gemacht sind. Im Semmelweis Aortazentrum – indem Ungarns erste multidisziplinäre Aorta-Arbeitsgruppe tätig ist – wird in den kompliziertesten Fällen vom Gefäßchirurgen, Herzchirurgen, Radiologen und dem auf diesem Gebiet spezialisierten Anästhesiologen gemeinsam entschieden, welcher Eingriff  für den Patienten am meisten geeignet  ist. Es ist nicht immer eindeutig, ob eine offene Operation unbedingt nötig ist, oder das Problem auch kathetergestützt therapiert werden kann, was eine kleinere Belastung und schnellere Heilung für den Patienten bedeutet. Abhängig von der betroffenen Region wird der Eingriff von dem Gefäßchirurgen, dem Herzchirurgen, dem Radiologen – oder beim Bedarf von allen drei Experten gemeinsam durchgeführt.

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Diese chirurgischen Eingriffe werden im ersten Hybrid-Operationssaal des Landes gemacht; in den letzten drei Jahren wurden laut Nationales Register für Vaskuläre Chirurgie ein Drittel der einheimischen Aneurysma-OP von Ungarn in diesem OP-Saal gemacht. Das Aortazentrum ist von drei Mitpräsidenten, von Dr. Zoltán Szebeni, Dr. Csaba Csobay-Novák, Facharzt für Interventionsradiologie und von Dr. Miklós Pólos, Herzchirurg und Assistant Lecturer geleitet.

 

Pálma Dobozi
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák