Dr. Stefan W. Hell, international anerkannter Spezialist der Nanoskopie und hochauflösenden bildgebenden Verfahren in der Biomedizin, ist mit dem diesjährigen Semmelweis Budapest Award ausgezeichnet worden. Der u.a. mit dem Nobelpreis gekürte Wissenschaftler nahm die Auszeichnung von Dr. Ágoston Szél, Rektor der Semmelweis Universität am 7. November im Rahmen einer feierlichen Zeremonie entgegen.
„Der Semmelweis Budapest Award ist die höchste Anerkennung, die der Senat der Semmelweis Universität seit 2009 an internationalen Wissenschaftlern zuspricht. Der Preis geht an diejenigen Fachexperten der Naturwissenschaften mit weltweit anerkannter Leistung, deren Werk neue Wege Zur Erkennung der lebenden Natur öffnet und zum Wohl der Menschheit dient. Natürlich wurde die Nominierung von Prof. Hell vom gesamten Senat einvernehmlich unterstützt ” – erklärte Rektor Szél in seiner Begrüßungsrede.
Die Laudation von Prof. Hell wurde von Dr. György Bagdy, Prorektor für Wissenschaften verlesen. Hier betonte Dr. Bagdy, dass Dr. Stefan W. Hell als weltweit führender Wissenschaftler der Nanoskopie und Spezialist von hochauflösenden bildgebenden Verfahren ist. Geboren in der rumänischen Stadt Arad, lebt Dr. Hell seit seinem 15. Lebensjahr in Deutschland. Er studierte an der Universität Heidelberg und erwarb seinen PhD in Physik; später setzte er seine Forschungen an der Universität Turku in Finnland fort, wo er die Grundlagen seiner späteren bahnbrechenden Ergebnisse niederlegte. Prof. Hell ist außerdem Gründer und Direktor der Abteilung NanoBiophotonik des Max-Planck-Instituts für Biophysikalische Chemie. Der volle Text der Laudation ist in englischer Sprache hier zu erreichen.
„Für mich ist es eine Ehre, die höchste Anerkennung der Semmelweis Universität zu erhalten. Wir sollten nicht vergessen, dass Semmelweis’ größte Entdeckung, die für die Menschheit von unschätzbar hohem Nutzen war, zu seinen Lebzeiten nicht anerkannt worden war. Ich bin dankbar, dass ich das Glück hatte, Anerkennung für meine Arbeit genießen zu können, und möchte daher meinen Vortrag Professor Ignaz Semmelweis widmen“ – erklärte Prof. Dr. Hell Auf der Festsitzung zu Ehren der Preisverleihung.
Mit seiner Entdeckung machte Dr. Stefan W. Hell eine bahnbrechende Entdeckung in der mikroskopischen Bildgebung. Dr. Hell erarbeitete einen gewissen Typ von hochauflösenden Nanomikroskopen, der für Forscher bei der Untersuchung von Zellen und Geweben eine bis jetzt undenkbar detaillierte Sicht gewährt. In seinem Vortrag mit dem Titel ‘Optical Microscopy: the Revolution of Resolution’ beschrieb Dr. Hell seine Entdeckung und auch den dazu führenden Prozess.
Der Kern seiner Entdeckung ist die Übersteigung der sog. Diffraktions- oder Beugungrenze der optischen Mikroskope, wofür Dr. Hell den Nobelpreis für Chemie im Jahr 2014 (zusammen mit den Wissenschaftlern Eric Betzig und William E. Moerner) erhielt. Zwar mit verschiedenen optischen Vorgängen, konnten aber alle drei die bislang für unüberwindbar gehaltene Grenze überschreiten. Dank ihrer Leistungen konnten die technischen Grundlagen für die Nanoskopie niedergelegt werden.
Wegen der Auflösungsgrenze, die erstmals im 19. Jahrhundert beschrieben wurde, war man im 20. Jahrhundert der Ansicht, dass mit Lichtmikroskopen Objekte mit einem Abstand von 200-400 Nanometer – aufgrund der physikalischen Gesetze der Wellenoptik – nicht mehr getrennt erkannt werden können. In seinem Vortrag beschrieb Prof. Hell, wie er mithilfe von speziellen fluoreszierenden Lösungen und Markern die Auflösungsgrenze auf einem alternativen Weg umgehen konnte.
Von den superauflösenden Mikroskopen ist das sog. STED-Mikroskop (“STimulated Emission Depletion”) direkt auf Prof. Hells Methode zurückzuführen.
Mithilfe der Entdeckungen der drei Nobelpreisträger kann mit dieser speziellen Nanoskopie sogar die molekulare Struktur einer Zelle erforscht werden – Forscher können daher die Bewegung der einzelnen Elemente innerhalb einer Zelle in Echtzeit verfolgen. Mithilfe der Nanoskopie können unterschiedliche Moleküle innerhalb der Zelle (etwa molekulare Verbindungen von Nervenzellen) beobachtet und verfolgt werden.
Der Semmelweis Budapest Award wurde bereits zum siebten Mal vergeben. Frühere Preisträger waren unter anderem Jeremy K. Nicholson, Sir George Radda, Dr. Péter Somogyi, Dr. György Oláh, Dr. György Klein und Dr. Tomas Hökfelt.
Pálma Dobozi
Übersetzt von Marica Wild
Photos: Attila Kovács, Semmelweis Universität