Es war ein einmaliges und besonderes Erlebnis, in einem professionellen Umfeld wie diesen arbeiten zu können – sagte Prorektor Dr. Béla Merkely über die Olympiade in Rio de Janeiro. Der auch als Direktor der Herzzentrums der Semmelweis Universität tätige Kardiologe nahm als Facharzt des ungarischen olympischen Schwimmteams an den Olympischen Spielen teil. Vor Ort sorgte er für den oprimalen gesundheitlichen Zustand der Olympikonen sowie für die Vorbeugung und Heilung von etwaigen Verletzungen. Seine Erfahrungen wird er auch an der Schwimmweltmeisterschaft 2017 in Budapest als Leiter des Gesundheitsteams verwenden können.
„Im Olympischen Dorf in Rio wurde tagsüber hart trainiert; vor allen Vormittagstrainings und Wettbewerbsvorrunden wurden Dopingtests vorgenommen, die von den Teamärzten überwacht wurden“ –sagte Béla Merkely und fuhr fort: Zwar sei die Kontrolle gerade unter den Schwimmern die schärfste, seien ungarische Schwimmer niemals positiv getestet worden. Als Facharzt des 37-köpfigen Schwimmerteams nahm Dr. Merkely auch an den Besprechungen des Ärzteteams und der Trainer teil, und achtete auf die Gesundheit der Sportler. Der Prorektor hatte neben der Arbeit auch die Gelegenheit, neben den ungarischen Olympikonen auch mit internationalen Sportlern wie Michael Phelps, Chad LeClos und Katie Ledecky einige Worte wechseln.
An der Olympiade in Rio erhielt Ungarn insgesamt 15 Medaillen, sieben davon erzielten die Schwimmer. Nach der Ansicht Dr. Merkelys könnten die Erfolge der Sportler auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden. „Neben Talent und hartem Training ist auch ein stabiler gesundheitlicher Zustand ausschlaggebend. Eine wichtige Aufgabe des Ärzteteams ist die Besserung der sportlichen Leistungen der Schwimmer“ – erläuterte Dr. Merkely. „Die Leistungsfähigkeit des menschlichen Herzens spielt bei Leistungssport wie Schwimmen eine zentrale Rolle. Dies kann mit modernen Verfahren wie Imaging oder Belastungs-EKG gut gemessen werden. Zusammen mit Situationsanalysen kann der Trainer anhand der nötigen Daten einen optimalen individuellen Trainingsplan erstellen.”
Die Erfahrungen der Schwimm-WM 2015 in Kasan und der diesjährigen Olympiade in Rio bieten eine gute Grundlage für die Schwimmweltmeisterschaft 2017 in Budapest – sagte Dr. Béla Merkely. Die WM wird der bisher größte Sportwettbewerb sein, der von Ungarn je organisiert wurde. Hier wird Professor Merkely das 600-köpfigen Gesundheitsteam – bestehend aus Fachärzten, Krankenpflegern und Freiwilligen – leiten. An der drittgrößten Sportveranstaltung der Welt wird es auch eine Masters-Kategorie für Senioren geben – also werden sogar Sportler in hohem Alter antreten können. Das bedeutet mehr Risiko für Infarkt und Herzstillstand – und für das Ärzteteam mehr Bereitschaft und Konzentration.
Die Sportler werden in ihren Hotels versorgt, aber das medizinische Team muss auch an allen anderen WM-Schauplätzen und Trainingsorten präsent sein. Notfallversorgung und ärztliche Hilfe werden ebenfalls von der Semmelweis Universität gewährleistet – natürlich sowohl für Sportler als auch für das Publikum. „Auf einer solch großen Veranstaltung kann alles vorkommen – von Darmbeschwerden und Halsschmerzen durch Besinnungslosigkeit bis hin zu Herzstörungen. Darauf muss das Team fachlich und infrastrukturell vorbereitet sein“ – meint Dr. Merkely.
Das Herzzentrum der Semmelweis Universität beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit Sportkardiologie. Der plötzliche Herztod des ungarischen Kanuten György Kolonics während seines Trainings kurz vor der Olympiade in Peking 2008 zeigte, wie wichtig die eingehende Kontrolle der kardiovaskulären Belastbarkeit der Leistungssportler ist. Seitdem werden die Profisportler mithilfe von Imaging-Techniken kardial untersucht – erläuterte Béla Merkely. Dies beinhaltet euch Herz-Ultraschall und bei besonderen Risiken auch CT und MRI. Diese fachlichen Fortschritte zeigen sich auch in der steigenden Anzahl der Publikationen des Herzzentrums im Thema Sportkardiologie.
Eszter Keresztes
Fotos von Dr. Béla Merkely
Übersetzt von Marica Wild