Obwohl eine Operation in bestimmten Fällen die besten Ergebnisse liefert, ist sie nicht die einzige Möglichkeit, die Fruchtbarkeit von Männern zu steigern. Eine Hormontherapie kann die Spermienqualität verbessern, wenn sie indiziert ist. Laut neuen Studien der Semmelweis-Universität können auch Sport und Vitaminpräparate positive Auswirkungen haben. Forscher warnen außerdem davor, dass Umweltfaktoren wie Hitzewellen und Luftverschmutzung die Gesundheit der Spermien beeinträchtigen können.

Eine in Scientific Reports veröffentlichte Großanalyse untersuchte 86 Studien mit mehr als 8.000 Männern. Dabei wurde verglichen, wie verschiedene Behandlungen die Fragmentierung der Spermien-DNA beeinflussen – also die Schädigung des genetischen Materials in den Spermien, die mit geringeren Chancen auf eine Empfängnis und einem höheren Risiko für Fehlgeburten verbunden ist.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine Operation zur Behebung einer Varikozele (erweiterte Venen im Hodensack) die größten Verbesserungen bringt, wenn andere mögliche Ursachen für eine beeinträchtigte Spermienqualität ausgeschlossen wurden und eine Varikozele der einzige wahrscheinliche Grund für die Unfruchtbarkeit ist. Sechs Monate nach dem Eingriff wiesen die Männer im Durchschnitt 12 Prozent weniger DNA-Schäden auf. Dabei verbesserten sich die schwersten Fälle am stärksten.

„Dies ist das erste Mal, dass wir über aussagekräftige Vergleichsdaten verfügen, die zeigen, welche Behandlungen insgesamt am besten wirken“ – sagte Dr. Anett Szabó, Assistenzärztin an der Klinik für Urologie der Semmelweis Universität und Erstautorin der Studie. „Die Operation bei Varikozele ist die vorteilhafteste Option, wenn sie gemäß den aktuellen Indikationskriterien durchgeführt wird. Die Hormontherapie mit follikelstimulierendem Hormon zeigt bereits nach drei Monaten eine deutliche Verbesserung.“

Die Hormonbehandlung stimuliert, wenn sie angezeigt ist, die Spermienentwicklung und reduziert DNA-Schäden nach drei Monaten um fast sieben Prozent.

Demgegenüber führten Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Zink sowie Änderungen des Lebensstils, insbesondere Sport, lediglich zu einer bescheidenen Verbesserung von 2 bis 3 Prozent. Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass dies eher auf Unstimmigkeiten zwischen den Studien zurückzuführen sein könnte als auf die Unwirksamkeit von Änderungen des Lebensstils. Sie ermutigen Patienten deshalb, weiterhin Maßnahmen zur Förderung ihres Wohlbefindens zu ergreifen.

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Unfruchtbarkeit als das Ausbleiben einer Schwangerschaft nach einem Jahr regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs. Heute leidet jedes sechste Paar darunter, wobei etwa die Hälfte aller Fälle auf Männer zurückzuführen ist.

Vor zwei Jahren identifizierten Forscher der Semmelweis Universität wichtige Risikofaktoren für Spermienschäden. Dazu zählen Umweltverschmutzung, Rauchen, Varikozele, Diabetes, Hodentumoren und das Alter. Bei Männern über 50 nimmt die Qualität der Spermien-DNA stark ab.

Nun hat eine weitere Studie, die in „Current Opinion in Urology” veröffentlicht wurde, den Einfluss von Lebensstil und Umwelt erneut bestätigt. Rauchen erhöht die DNA-Schäden der Spermien um etwa zehn Prozent und verändert den Hormonhaushalt. E-Zigaretten bergen ähnliche Risiken. Chronischer Alkoholkonsum erhöht die DNA-Schädigung in ähnlichem Maße und kann zu einer Schrumpfung der Hoden führen. Übergewicht stört den Hormonhaushalt und verringert die Spermienproduktion, wohingegen bereits eine moderate Gewichtsabnahme zu einer Verbesserung der Ergebnisse führt. Auch Medikamente wie Steroide, Cannabis und Opioide können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Sogar einige gängige Schmerzmittel wie Paracetamol können negative Auswirkungen haben.

Auch die Ernährung spielt eine Rolle: Eine mediterrane Ernährungsweise mit viel Obst, Gemüse, Fisch, Nüssen und Vollkornprodukten steht im Zusammenhang mit einer höheren Spermienzahl und gesünderen Spermien. Verarbeitetes Fleisch, Transfette, zuckerhaltige Getränke und stark verarbeitete Lebensmittel hingegen werden mit schlechteren Ergebnissen in Verbindung gebracht.

„Es sind nicht nur Lebensstilfaktoren, die die Fruchtbarkeit von Männern beeinflussen, sondern auch Umweltgefahren“ – sagte Dr. Zsolt Kopa, Leiter des Andrologie-Zentrums an der Semmelweis Universität. „Selbst kurze Hitzewellen können die Spermienqualität beeinträchtigen und wiederholte Exposition verursacht schwerwiegendere Schäden.“

Luftverschmutzung und alltägliche Chemikalien erhöhen die Risiken zusätzlich. Feinstaub, Kunststoffe und industrielle Komponenten können Spermien schädigen, den Testosteronspiegel senken und den Hormonhaushalt stören – schreiben die Forscher. Einige dieser Stoffe reichern sich im Laufe der Zeit sogar im Körper an und können die Fruchtbarkeit künftiger Generationen beeinträchtigen.

Sie betonen, dass viele dieser Risiken zwar häufig auftreten, aber auch reversibel sind. Das Erkennen und Reduzieren schädlicher Belastungen – bei Bedarf in Verbindung mit bewährten medizinischen Behandlungen – ist der Schlüssel zum Schutz und zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit.

 

Angelika Erdélyi
Fotos: Bálint Barta, ktsimage – Envato Elements
Übersetzung: Judit Szlovák