Frauen, die zehn Jahre oder länger orale Verhütungsmittel einnehmen, können ihr Risiko, an Gebärmutterkrebs zu erkranken, um bis zu 69 % senken, wie eine neue groß angelegte Metaanalyse der Semmelweis Universität ergeben hat. Die Studie zeigt einen starken, zeitabhängigen Zusammenhang zwischen der Einnahme oraler Kontrazeptiva und dem Risiko für Gebärmutterkrebs. Bereits eine kürzere Einnahmedauer ist mit einer signifikanten Verringerung der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung verbunden.

Die in der Fachzeitschrift „Acta Obstetricia et Gynecologica Scandinavica” veröffentlichte Studie bestätigt einen eindeutigen inversen Zusammenhang zwischen der Einnahme oraler Kontrazeptiva (OK) und dem Risiko für Endometriumkarzinom (EMC).
Je länger die Einnahme von OKs andauerte, desto stärker war der schützende Zusammenhang zwischen der Einnahme von OKs und dem Risiko für EMC: Frauen, die OKs weniger als fünf Jahre einnahmen, hatten ein um 34 % geringeres Risiko. Bei Frauen, die sie fünf Jahre oder länger einnahmen, war das Risiko um 61 % geringer. Der stärkste Nutzen – eine Verringerung um 69 % – wurde bei Frauen beobachtet, die OKs mindestens zehn Jahre lang einnahmen.
Bei einer Beschränkung der Analyse auf Anwenderinnen von kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) war der schützende Zusammenhang noch ausgeprägter: Im Vergleich zu Nichtanwenderinnen sank das Risiko für Gebärmutterkrebs um 54 %.
„Die Einnahme oraler Kontrazeptiva, die den Hormonspiegel regulieren, scheint die Vermehrung von Endometrium-Zellen zu reduzieren und damit möglicherweise die Mutationsrate und das langfristige Krebsrisiko zu senken“ – erklärte Dr. András Harajka, PhD-Student am Zentrum für Translationale Medizin der Semmelweis Universität und Erstautor der Studie.
Im Rahmen der systematischen Überprüfung wurden 56 internationale Studien untersucht, von denen 25 für eine Metaanalyse infrage kamen. Die gepoolten Daten umfassten knapp 10.000 Frauen, bei denen ein Endometriumkarzinom (EMC) diagnostiziert wurde.
Das Risiko für Gebärmutterkrebs ist bei Frauen im Alter von 35 bis 70 Jahren mehr als achtmal höher als bei jüngeren Frauen, und bei Übergewicht (BMI über 30) ist das Risiko fast dreimal so hoch. Während Parität das Risiko für Gebärmutterkrebs um bis zu 31 % senken kann, kann eine späte Menopause mit einer Verdopplung dieses Risikos in Verbindung gebracht werden.
Das Endometriumkarzinom ist heute die häufigste gynäkologische Krebserkrankung in Ländern mit hohem Einkommen. Allein im Jahr 2020 wurden weltweit mehr als 417.000 neue Fälle gemeldet, warnt die Studie. Die Weltgesundheitsorganisation prognostiziert einen Anstieg der EMC-Fälle um 49 % bis zum Jahr 2050, der mit Faktoren wie Alterung, Fettleibigkeit und hormonellen Einflüssen in Verbindung gebracht wird. Frühere Studien haben gezeigt, dass hormonelle Faktoren, insbesondere die Rolle von Östrogen und Progesteron, eine zentrale Rolle beim EMC-Risiko spielen.
Mitautor Dr. Nándor Ács, ebenfalls Direktor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Semmelweis Universität, fügte hinzu: „Unsere Ergebnisse liefern solide und aktuelle Beweise dafür, dass die Einnahme oraler Kontrazeptiva mit einem deutlich geringeren Risiko für Gebärmutterkrebs verbunden ist, insbesondere bei längerer Einnahme. Dies ist ein wichtiger Aspekt, den Patientinnen und Ärzte bei der Beratung zu Verhütungsmethoden berücksichtigen sollten.“
Die Forscher warnen davor, dass orale Kontrazeptiva, die weltweit von mehr als 150 Millionen Frauen genutzt werden, zwar einen erheblichen Schutz bieten, aber auch Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Übelkeit und in seltenen Fällen ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel oder Schlaganfälle haben können.
Zu den häufigen Symptomen von Gebärmutterkrebs zählen abnormale Scheidenblutungen (vor allem nach den Wechseljahren), Unterleibsschmerzen und ungewöhnlicher Ausfluss. Frauen, bei denen eines dieser Anzeichen auftritt, sollten umgehend einen Arzt konsultieren. Zwar gibt es keine Routineuntersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterkrebs, doch durch eine gynäkologische Untersuchung, eine transvaginale Ultraschalluntersuchung und eine Gebärmutterbiopsie ist eine frühzeitige Diagnose oft möglich.
Angelika Erdélyi
Übersetzung: Judit Szlovák
Fotos: Boglárka Zellei, Attila Kovács
Titelbild und Illustration: Envato Elements