Der erstmals für 2024/2025 ausgeschriebene internationale Semmelweis-Richter-Journalistenpreis ehrt europäische Journalist:innen, deren Arbeit dazu beigetragen hat, dass Gesundheitsthemen in der Öffentlichkeit mehr Beachtung finden. Für die in zwei Kategorien – Frauengesundheit sowie Innovationen und Entwicklungen in der pharmazeutischen Industrie – ausgeschriebene Auszeichnung gingen Bewerbungen aus mehr als zwanzig Ländern ein.

Der European Health Journalism Award wurde von der Semmelweis Universität, Ungarns führender medizinischer Hochschuleinrichtung, und dem innovativen, spezialisierten multinationalen Pharmaunternehmen Richter Gedeon mit Sitz in Ungarn ins Leben gerufen. Der Preis soll herausragenden Gesundheitsjournalismus in Europa fördern.

Die Organisatoren erwarteten Beiträge, die beispielsweise auf Tabuthemen aufmerksam machen, gesellschaftliche Diskussionen anregen, zum besseren Verständnis einzelner Krankheiten beitragen und letztlich zu einer wirksameren medizinischen Versorgung führen.

Die Preisverleihung fand am Donnerstag, dem 5. Juni, an der Universität statt. An der Veranstaltung nahmen neben den Preisträgern und den Mitgliedern der internationalen Jury auch renommierte Ärzte, Fachleute aus dem Gesundheitswesen und der Pharmaindustrie teil. Die Veranstaltung wurde von Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität, eröffnet, der die Rolle einer authentischen Gesundheits- und Wissenschaftsberichterstattung im heutigen komplexen Informationsraum hervorhob.

Mit der Schaffung des Semmelweis-Richter-Journalistenpreises möchten wir auch im Bereich der Gesundheitserziehung und -aufklärung eine grenzüberschreitende Rolle übernehmen – ganz im Sinne der Internationalität unserer Universität. Es ist uns eine besondere Freude, dass wir dies gemeinsam mit unserem strategischen Partner, der Richter Gedeon AG, tun können! Wir sind stolz darauf, dass unsere erstmals ausgeschriebene Ausschreibung in vielen renommierten Medien veröffentlicht wurde und insgesamt mehr als 70 Bewerbungen aus zahlreichen Ländern, vom Vereinigten Königreich über Portugal bis hin zu Russland, bei uns eingegangen sind.

– erklärte Dr. Béla Merkely.

Für den Preis gab es Bewerbungen aus mehr als zwanzig europäischen Ländern, darunter zahlreiche renommierte internationale Medien wie The Times, The Guardian, La República und die Gesundheitsjournalisten der Süddeutschen Zeitung, die unter anderem über häufige und schwere Krankheiten, Themen im Zusammenhang mit Gynäkologie, Entbindung und Schwangerschaft, Patientenrechte und die innovative Behandlung chronischer Krankheiten berichteten. 

Gábor Orbán, CEO von Richter Gedeon, sprach in seiner Begrüßungsrede darüber, wie Innovation, Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Stärkung des Vertrauens zur Verbesserung der globalen Gesundheitssituation beitragen und welche wichtige Rolle dabei der Journalismus spielt.

Unser Engagement für Innovation und die Verbesserung der Gesundheit der Menschen weltweit ist der Antrieb für unsere Arbeit. Als globales Unternehmen wissen wir, dass wissenschaftlicher Fortschritt und Innovation nur wenig bedeuten, wenn sie nicht diejenigen erreichen, die sie am dringendsten benötigen. Wir sprechen oft über die Bedeutung von Vertrauen, insbesondere in Zeiten, in denen sich Desinformationen schneller verbreiten als Fakten. Die Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse und die Herausgabe einer Pressemitteilung allein reichen jedoch nicht aus, um Vertrauen zu schaffen. Dazu braucht es Journalistinnen und Journalisten, die schwierige Fragen stellen, wissenschaftliche Begriffe in die Alltagssprache übersetzen, Vermutungen in Fakten umwandeln und so die Wissenschaft den Menschen näherbringen“ – betonte Gábor Orbán.

Anschließend sprach Lars Boering, Mitglied der internationalen Jury und Direktor des Europäischen Journalistenzentrums, in einer Videobotschaft über die Verantwortung von Gesundheitsjournalisten, die neben der Aufklärung und der Rechenschaftspflicht von Institutionen auch indirekt Einfluss auf gesundheitspolitische Entscheidungen nehmen. Ein ehrlicher und transparenter Dialog über die Gesundheit von Frauen lenkt die Aufmerksamkeit auf Probleme von Frauen, die auch heute noch oft übersehen werden – betonte Rossella E. Nappi, Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie und weiteres Mitglied der Jury, in ihrer Videobotschaft. Weitere Mitglieder der sechsköpfigen Jury waren Dr. Béla Merkely, Rektor, Gábor Orbán, CEO von Richter Gedeon, Dr. Nándor Ács, Direktor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität, sowie Szilveszter E. Vizi, Mitglied des Vorstands von Richter Gedeon.

In zwei Kategorien wurden jeweils drei Journalisten ausgezeichnet. In der Kategorie „Frauengesundheit” gewann Grace Browne (WIRED, UK) mit ihrem Artikel über Canan Dağdeviren. Die Forscherin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat angesichts der Erkrankung ihrer Tante ein tragbares Ultraschallgerät entwickelt, mit dem täglich Brustkrebsvorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden können. Häufige, sogar tägliche Aufnahmen können zur Früherkennung der Krankheit beitragen und so Leben retten.

Die zweitplatzierte Shauna Bowers, Journalistin bei der Irish Times, erzählte die Geschichte von Lisa Walsh, deren Symptome – wie bei vielen anderen Frauen auch – jahrelang nicht ernst genommen wurden, obwohl sie von Anfang an Endometriose vermutete. Die späte Diagnose führte schließlich zu bleibenden Schäden.

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Den dritten Platz belegten Christina Berndt und Markus Grill, leitende Redakteure der Süddeutschen Zeitung, mit ihrer Geschichte über Andrea Behet. Bei der 54-jährigen deutschen Brustkrebspatientin wurde der Tumor aufgrund einer Unterlassung ihres Gynäkologen jahrelang nicht erkannt. Behet kämpft nun für Gerechtigkeit und Patientenrechte.

In der Kategorie „Pharmazeutische Strategien und Innovationen” gewann Tom Whipple, Journalist bei The Times, den ersten Preis für seine Reportage über Carol Jennings. Die Lehrerin aus Coventry spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung einer bahnbrechenden Alzheimer-Theorie. Der Bericht verfolgt nicht nur die Entstehung einer bedeutenden wissenschaftlichen Theorie, sondern erzählt auch, wie die Familie Jennings an den Forschungs-, klinischen Test- und Lobbyarbeit-Prozessen beteiligt war, während ihre Angehörigen nacheinander der Krankheit zum Opfer fielen.

Jessica Davis Pluess und Pauline Turuban, die in dieser Kategorie den zweiten Platz belegten, weisen in ihrem Artikel  Swissinfo.ch darauf hin, dass zwar nachgewiesen ist, dass Medikamente bei Frauen anders wirken können als bei Männern, doch werden geschlechtsspezifische Unterschiede in der pharmazeutischen Industrie bei der Entwicklung von Medikamenten häufig ignoriert, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann.

Margherita Fronte, Journalistin bei der italienischen Zeitschrift Focus, belegte mit ihrem Artikel über GLP-1-Hormonanaloga wie Semaglutid, Tirzepatid und Retatrutid den dritten Platz. Diese Wirkstoffe wurden ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas entwickelt, aber mittlerweile werden auch ihre breiteren medizinischen Anwendungsmöglichkeiten untersucht. Der Artikel gibt einen Überblick über ihre möglichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Fruchtbarkeit und weist darauf hin, dass eine kontinuierliche Anwendung erforderlich ist, um dauerhafte Ergebnisse zu erzielen.

Die Preise wurden von Dr. Béla Merkely, Rektor, Gábor Orbán, CEO von Richter Gedeon, und Dr. Nándor Ács, Direktor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität, überreicht.

Nach der Preisverleihung sprachen die Preisträger über ihre Arbeit, ihre Motivation zum Schreiben der Geschichten, die Bedeutung des Gesundheitsjournalismus und die Herausforderungen, denen sie heute als Journalisten gegenüberstehen.

 

Zsófia Végh
Foto: Semmelweis Universität – Bálint Barta
Übersetzung: Judit Szlovák