In Ungarn gibt es eigentlich keinen Grund, aufbereitetes Trinkwasser zu trinken. Laut einem Gesundheitsexperten der Semmelweis Universität bergen Haushaltsgeräte, die vermeintliche Schadstoffe entfernen, jedoch eine Reihe von Gesundheitsrisiken und verschlechtern in vielen Fällen die mikrobiologische Qualität des Leitungswassers.
Wasserreinigungssysteme für den Heimgebrauch erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, obwohl die Qualität des ungarischen Trinkwassers gut ist.
Trinkwasser ist das am häufigsten untersuchte Nahrungsmittel, das wir konsumieren. Die Behörden prüfen seine Qualität mindestens viermal im Jahr, je nach Größe der Gemeinde bis zu mehreren hundert Mal, und veröffentlichen die Ergebnisse
– sagt Dr. Tamás Pándics, Leiter des Lehrstuhls für öffentliche Gesundheitswissenschaften an der Semmelweis Universität.
Viele Leute kaufen solche Geräte wegen eines Problems, das nicht mehr besteht, oder aus einem Grund, den kein Wasserreinigungssystem lösen kann – fügt er hinzu.
In Ungarn werden die Wasserverunreinigungen vor allem durch solche geologischen Ursprungs verursacht. Ein erheblicher Teil der ungarischen Wasserquellen war durch Arsen aus dem Gestein verunreinigt, aber dank der Arsenentfernung besteht dieses Problem, abgesehen von sehr seltenen Fällen, nicht mehr.
Die Qualität des Rohwassers und des in das Netz eingespeisten Wassers ist in der Regel bis zur Wasseruhr ausgezeichnet, danach liegt es in der Verantwortung des Eigentümers, etwaige Risiken zu beseitigen (z. B. Bleiverunreinigungen durch Bleirohre in der Wohnung)
– sagt Tamás Pándics.
Viele Menschen kaufen Wasserreinigungsgeräte, weil sie glauben, dass das Leitungswasser mikrobiologisch unzureichend ist. Bei öffentlichem Trinkwasser ist dies jedoch sehr selten der Fall. Vielmehr birgt der Wasseraufbereiter selbst mikrobiologische Risiken; mikrobiologische Probleme treten häufig durch unsachgemäßen Betrieb des Geräts auf.
„Wasser ist nicht steril, es kann eine Vielzahl von mikroskopisch kleinen Organismen enthalten, die aber für unsere Gesundheit nicht von Bedeutung sind, solange wir kein geeignetes Umfeld für ihre Vermehrung schaffen“ – sagt Tamás Pándics.
Bakterien können sich vermehren, wenn Filter nicht regelmäßig und nach Bedarf gewechselt werden oder wenn Verunreinigungen von den Händen des Benutzers auf den Filter übertragen werden, wenn dieser in das Filtergehäuse eingesetzt oder gereinigt wird. Leicht zugängliche Elemente können ordnungsgemäß gewartet und vollständig desinfiziert werden, während sich Mikroorganismen auf schwer zugänglichen, geschlossenen Elementen und in internen Durchgängen (nicht nur bei Wasseraufbereitungsgeräten, sondern auch bei Verdampfern, Inhalatoren usw.) leicht vermehren können.
Kunststoffe sind besonders anfällig für Bakterien, und in feuchten Umgebungen können sogar Krankheitserreger anwachsen. Sie verursachen nicht unbedingt Krankheiten, aber das Risiko besteht
– sagt Tamás Pándics.
In Ungarn werden alle Materialien, die mit Trinkwasser in Berührung kommen (Rohre und Armaturen), von den Behörden getestet, bevor sie auf den Markt gebracht werden.
Die Tests konzentrieren sich auf die chemischen Substanzen in diesen Produkten, auf die Risiken der Inhaltsstoffe, die die Wasserqualität beeinträchtigen können. Allerdings werden die biologischen Stoffe, die sich auf ihren Oberflächen bilden, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen, noch nicht getestet. Auch das bakterielle Wachstum in kleinen Trinkwasseraufbereitungsanlagen wird überwacht. Das sind sehr komplexe Anlagen, und viele der Risiken sind in der Regel viel höher als bei Wasser aus der Leitung“ – betont der Experte.
Ein weiteres häufiges Argument für den Kauf dieser Geräte ist der Chlorgeschmack und -geruch von behandeltem Leitungswasser. Die meisten Geräte enthalten Aktivkohle, die diesen reduziert. Dieser Vorteil an sich ist allerdings viel geringer als das Risiko, das mit der Nutzung der Geräte verbunden ist – so der Experte.
Wenn der Chlorgeruch stört, kann man das Wasser in einen Krug füllen, 15 Minuten stehen lassen und dann trinken
– sagt Tamás Pándics. Nach Ansicht des Gesundheitsexperten ist der Einsatz von Wasserfiltern daher in den meisten Fällen nicht gerechtfertigt.
Leitungswasser ist auch aus ökologischer Sicht die beste Wahl. In Flaschen abgefülltes Mineralwasser belastet die Umwelt unnötig, und die beliebtesten Marken unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung nicht wesentlich von Trinkwasser. Das gilt umso mehr, als viele unserer Mineralwässer aus denselben Wasserwerken stammen wie unser Leitungswasser“ – sagt Tamás Pándics und verweist auf Daten aus ungarischen Wasserdatenbanken. Bei der Aufnahme von Spurenelementen und Mineralien dominieren feste Lebensmittel, die der Körper am besten aus Gemüse und Obst aufnehmen kann. Einige Elemente wie Kalzium und Magnesium werden auch gut aus Leitungswasser aufgenommen, und Trinkwasser – nicht nur Mineralwasser – kann bis zu 20 Prozent zu ihrer Aufnahme beitragen.
ZsófiaVégh
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Illustration: iStock
Übersetzung: Judit Szlovák