Nobelpreisträger Dr. Ferenc Krausz, CEO und wissenschaftlicher Direktor des Center for Molecular Fingerprinting (CMF), erhielt den Semmelweis Budapest Award, die renommierteste internationale wissenschaftliche Auszeichnung der Universität. Bei der Veranstaltung im Semmelweis-Salon hielt Dr. Ferenc Krausz einen wissenschaftlichen Vortrag mit dem Titel „Laserphysik zur Gestaltung der Zukunft der Medizin“, in dem er einen Einblick in das Potenzial von Laserpulsen in der Medizin gab. Das CMF und die Semmelweis Universität forschen gemeinsam auf dem Gebiet der Datenwissenschaft und haben im vergangenen Dezember das Neumann-János-Institut für Datenwissenschaften gegründet.

In Anwesenheit von Universitätsleitung, Senatsmitgliedern, Studierenden und Pressevertretern überreichte Dr. Béla Merkely, Rektor der Universität, den Semmelweis-Budapest- Award 2024 an Dr. Ferenc Krausz. Der Senat hatte auf seiner Sitzung im Oktober letzten Jahres beschlossen, diese prestigeträchtige Auszeichnung an den ungarischen Physik-Nobelpreisträger zu verleihen. In seiner Begrüßungsrede betonte Dr. Béla Merkely, dass es für ihn eine große Ehre und ein großer Stolz sei, den zweiten ungarischen Nobelpreisträger innerhalb von zwei Jahren als Preisträger des Semmelweis-Budapest- Awards zu begrüßen.

Ferenc Krausz war stets bestrebt, die richtigen Fragen zu stellen, Antworten zu finden und seine Entdeckungen in den Dienst der Menschheit zu stellen. Das Wichtigste am Wetten und Gewinnen sei für ihn, sich selbst zu übertreffen und das Beste aus sich herauszuholen. Er hat eine besondere Fähigkeit, Menschen für eine wichtige Sache zusammenzubringen, sei es für ein wissenschaftliches Ziel oder für die Hilfe für Bedürftige

– betonte der Rektor und fügte hinzu, dass der Betrag des Nobelpreises von Dr. Ferenc Krausz an Science4People gespendet wurde, eine von ihm gegründete Wohltätigkeitsorganisation, die Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche unterstützt, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Er wies darauf hin, dass die Semmelweis Universität an der medizinischen und diagnostischen Forschung des molekularen Fingerabdrucks unter der Leitung von Dr. Ferenc Krausz beteiligt ist und dass das Center for Molecular Fingerprinting (CMF) und die Universität zu diesem Zweck am 1. Dezember 2024 gemeinsam das János Neumann Institut für Datenwissenschaften gegründet haben. Ziel der Forschung ist es, bekannte chronische Zivilisationskrankheiten durch einen einfachen Bluttest frühzeitig zu diagnostizieren.

Dr. Péter Ferdinandy, Prorektor für Wissenschaft und Innovation, sagte in seiner Laudatio: „Dr. Ferenc Krausz ist ein mit dem Nobel- und dem Wolf-Preis ausgezeichneter Physiker, wissenschaftlicher Direktor des CMF, Direktor des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik, Leiter und Professor des Instituts für Experimentalphysik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Das Forschungsteam von Dr. Ferenc Krausz war das erste, das Attosekunden-Lichtpulse erzeugte und maß und diese dazu nutzte, die Bewegung von Elektronen innerhalb des Atoms zu verfolgen. Damit legte es den Grundstein für die Wissenschaft der Attosekundenphysik. 2022 erhielt er gemeinsam mit zwei anderen Forschern den Wolf-Preis für Physik für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der ultraschnellen Laserwissenschaft und der Attosekundenphysik. Im Jahr 2023 teilte er sich den Nobelpreis für Physik mit Pierre Agostini und Anne L’Huillier für seine experimentellen Methoden zur Erzeugung von Attosekunden-Lichtimpulsen, die die Untersuchung des Verhaltens von Elektronen in Materie ermöglichen.

Dr. Ferenc Krausz erklärte, dass es für ihn eine besondere Anerkennung und eine große Ehre sei, die höchste akademische Auszeichnung der renommiertesten medizinischen Universität in Ungarn und der Region zu erhalten. In seinem wissenschaftlichen Vortrag mit dem Titel „Laser physics for shaping the future of medicine“ betonte er die dringende Notwendigkeit, die Effizienz der Gesundheitsversorgung zu verbessern, da jedes Jahr 17 Millionen Menschen vor ihrem siebzigsten Lebensjahr an nicht übertragbaren Krankheiten sterben – ein Problem, von dem Länder mit niedrigem Einkommen unverhältnismäßig stark betroffen sind. Er rief dazu auf, von einer reaktiven zu einer proaktiven Gesundheitsfürsorge überzugehen und Methoden der Früherkennung einzusetzen, um Kosten zu senken und Leben zu retten. Dr. Ferenc Krausz hob das enorme Potenzial der Laserphysik hervor und verwies auf die Attosekunden-Wissenschaft, mit der die Bewegung von Elektronen in Echtzeit verfolgt werden kann. Dieser Durchbruch ebnete den Weg für die Analyse molekularer Veränderungen im menschlichen Blut mittels Infrarotspektroskopie.

Durch die Messung des „molekularen Herzschlags“ von Blutbestandteilen kann dieser Ansatz einen einzigartigen, personalisierten gesundheitlichen Fingerabdruck liefern. Die durch künstliche Intelligenz unterstützte Mustererkennung könnte die Diagnostik revolutionieren und die Früherkennung von Krankheiten ermöglichen.

Der Einsatz der Laserphysik für den medizinischen Fortschritt kann gesundheitliche Ungleichheiten überbrücken und das globale Wohlbefinden verbessern.

Dr. Ferenc Krausz und Kollegen untersuchten den molekularen Infrarot-Fingerabdruck zur Erkennung von häufigen nicht übertragbaren Krankheiten. Zunächst erwies sich die Technik als wirksam bei der Charakterisierung verschiedener Krebsarten. Darauf aufbauend analysierte das Forschungsteam mehr als 5000 Bevölkerungsproben und identifizierte mit hoher Genauigkeit Krankheiten wie Dyslipidämie (abnorme Blutfettwerte), Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck. Bemerkenswerterweise konnten gesunde Personen mit einer Genauigkeit von 90 Prozent identifiziert werden, was in der Biomarker-Forschung bisher einmalig ist. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass die Krankheitsmarker mit dem Fortschreiten der Krankheit zunehmen. Wie eine Pilotstudie bestätigt, kann eine Längsschnittbeobachtung unter Verwendung der eigenen, vor der Krankheit erhobenen Daten die Erkennungsgenauigkeit und damit die Krankheitserkennung erhöhen. Eine große Gesundheits-Längsschnittstudie, die 15 000 Teilnehmer über ein Jahrzehnt hinweg verfolgt, soll diesen Ansatz verfeinern. Durch die Integration von Infrarotspektroskopie, Massenspektrometrie und einer durch künstliche Intelligenz gesteuerten Analyse zielt die Initiative darauf ab, ein kosteneffizientes universelles Screening für nicht übertragbare Krankheiten, einschließlich Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu entwickeln.

Im Anschluss an die Präsentation hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Dr. Ferenc Krausz fachliche Fragen zu stellen. Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Aufführung der Harfensonate G-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach, Satz 1, durch Barbara Kriesch, Mitglied des Medikus-Orchesters.

Anerkennung für Spitzenwissenschaftler

2009 stiftete die Semmelweis Universität den internationalen Preis „Semmelweis Budapest Award“. Er ist die renommierteste internationale wissenschaftliche Auszeichnung der Universität. Der Preis wird an solche weltweit anerkannte Spitzenwissenschaftler verliehen, die in der biomedizinischen Forschung aktiv tätig sind, deren Leistungen dem Namensgeber der Universität würdig sind und die einen bedeutenden Beitrag zur Entdeckung neuer Wege zum Verständnis der naturwissenschaftlichen Prozesse und letztlich zum Nutzen der Menschheit leisten.

 

Dr. Balázs Csizmadia
Foto:  Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák