Mykotoxine, die in Kulturpflanzen und Lebensmitteln vorkommen, können sich auf das Fruchtbarkeit von Frauen auswirken, die sich einer In-vitro-Fertilisation unterziehen. Dies geht aus einer neuen klinischen Studie der Semmelweis Universität und der Ungarischen Universität für Landwirtschaft und Lebenswissenschaften (MATE) hervor. Die Studie ist die erste, die das Vorhandensein von Toxinen, die von Schimmelpilzen produziert werden, in der Follikelflüssigkeit bestätigt, und könnte dazu beitragen, die Ursachen für Unfruchtbarkeit unbekannter Ursache aufzudecken.
Die Semmelweis Universität erforschte zusammen mit der Ungarischen Universität für Landwirtschaft und Lebenswissenschaften das Vorhandensein von Mykotoxinen in der Follikelflüssigkeit von Frauen, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) unterziehen. Mykotoxine sind natürlich vorkommende Toxine, die von Schimmelpilzen auf Nutzpflanzen und Lebensmitteln wie Cerealien, Nüssen, Gewürzen und Trockenfrüchten produziert werden. Sie können oxidativen Stress, DNA-Schäden und sogar Krebs verursachen. Sie stellen zwar auch ein Fruchtbarkeitsrisiko dar, doch ihre Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit von Frauen wurden noch nicht erforscht.
„Wir wollten die Mechanismen verstehen, durch die Mykotoxine die Follikelentwicklung und damit den Erfolg der IVF beeinflussen“ – sagt Levente Sára, außerordentlicher Professor an der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Semmelweis Universität und Mitautor der Studie.
An der Studie nahmen 25 Patientinnen teil, deren Follikelflüssigkeit und Blutproben auf die häufigsten Mykotoxine untersucht wurden: Deoxynivalenol (DON), α-Zearalenol (α-ZOL) und Zearalenon (ZEN), Aflatoxine (AFs), Fumonisin B1 (FB1), T-2/HT-2-Toxine. Diese Substanzen, die hauptsächlich in landwirtschaftlichen Kulturpflanzen wie Getreide, Baumwollsamen, Erdnüssen usw. vorkommen, können über den Blutkreislauf in die Follikelflüssigkeit gelangen, wo sie Entzündungen, oxidativen Stress und hormonelle Störungen im endokrinen System verursachen können.
Alle untersuchten Mykotoxine wurden in der Follikelflüssigkeit der Patientinnen nachgewiesen, auch wenn sie nicht gleichzeitig im Blutplasma gefunden wurden. Die Werte von DON, α-ZOL, ZEN und den Gesamt-Aflatoxinen waren in der Follikelflüssigkeit deutlich höher als im Blut. Die Forscher stellten eine Korrelation zwischen den Estradiol-Konzentrationen und dem Vorhandensein und den Konzentrationen von ZEN, einem der am häufigsten vorkommenden Xenoöstrogene in der Follikelflüssigkeit, fest, was darauf hindeutet, dass sie sich gegenseitig verstärken, indem sie die Anzahl der Östrogenrezeptoren erhöhen. Sie stellten auch fest, dass hohe Fumonisin-B1-Konzentrationen einen positiven Effekt auf das Verhältnis von entnommenen Follikeln zu Eizellen hatten.
„Unsere Studie bestätigt das Vorhandensein von Mykotoxinen in der Follikelflüssigkeit und deutet darauf hin, dass Mykotoxine die Reproduktionsergebnisse beeinflussen können, einschließlich der Qualität der Eizellen und der Hormonspiegel“ – sagt die Erstautorin Apolka Szentirmay von der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Semmelweis Universität.
Dr. Zsuzsanna Szőke, leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Genetik und Biotechnologie am MATE und Mitautorin der Studie, betonte, dass „in diesem Bereich versucht wird, durch Forschung mit einem multidisziplinären Ansatz – unter Nutzung der kombinierten Ergebnisse aus den Human- und Agrarwissenschaften – die Ursachen für Unfruchtbarkeit unbekannter Herkunft zu ermitteln. Angesichts der unterschiedlichen Herausforderungen in den Bereichen Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Embryologie, Toxikologie, Biotechnologie und Analytik ist es unserem multidisziplinären Team gelungen, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich die Exposition gegenüber Mykotoxinen in der Follikelflüssigkeit auf die Follikelentwicklung auswirkt.“
Eine chronische, niedrig dosierte Exposition gegenüber dieser Toxine kann langfristige Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit haben – sagten die Autoren, die auf die Notwendigkeit einer besseren Monitoring der Mykotoxin-Kontamination in der Lebensmittelkette hinwiesen.
Die Follikelflüssigkeit spielt eine wesentliche Rolle bei der Eizellreifung und Fruchtbarkeit. Störungen in ihrer Zusammensetzung können sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken, da Hormone wie Estradiol und Progesteron in der Follikelflüssigkeit mit einer erfolgreichen Eizellreifung und Schwangerschaftsergebnissen in Verbindung stehen.
Die Forschung wurde durch das „Richter Research Grant RG-IPI-2023-TP17/026“ und durch das „Ungarische Nationale Laborprojekt“, Förderungsnummer RRF-2.3.1-21-2022-00007, „Agrobiotechnologie und Präzisionszucht für das Nationale Labor für Ernährungssicherheit“ finanziert.
Zsófia Végh
Fotos: Boglárka Zellei
Übersetzung: Judit Szlovák