Anlässlich des 25. Jubiläums seines medizinischen Abschlusses spendete DDr. Franz Zach 5 000 EUR an die Stiftung für Nationale Gesundheitsversorgung und Ärzteausbildung, die Trägerin der Semmelweis Universität.
Im aktuellen Teil unserer Alumni-Interviewreihe erzählt DDr. Franz Zach, Zahnarzt in Steinakirchen am Forst (NÖ) und Träger des Berufstitels „Medizinalrat“, über seine Erfahrungen als ehemaliger Semmelweis-Student und seine berufliche Entwicklung seither.
Warum haben Sie sich für die Semmelweis Universität entschieden?
Es gibt mehrere Gründe dafür. In Österreich gab es damals freien Zugang zu den medizinischen Universitäten, in Graz begannen zu meiner Zeit 650 junge Menschen Medizin zu studieren. Studenten waren unbeliebte Subjekte, sie wurden nicht gut behandelt, und es gab keine Möglichkeiten an Interaktionen mit den Lehrenden. Dies wurde mir irgendwann in der Mitte des Studiums zu viel, ich konnte all die akkumulierten fragen nirgendwo beantwortet erhalten, sodass ich das Studium unterbrach, ohne jemals eine negative Note bekommen zu haben.
Als ich auf der Suche nach medizinischen Universitäten im Ausland war, wurde ich auf die Semmelweis Universität mit ihrer deutschsprachigen Ausbildung aufmerksam. Ich bewarb mich umgehend, und bekam auch einen Studienplatz in Medizin. Ich wagte dennoch meinen Plan auf Zahnmedizin umzuändern – da damals noch in Österreich das alte System mit Facharztausbildung nach dem Humanmedizinstudium für Zahnmedizin galt. Es war vorhersehbar, dass Österreich dies aufgrund der EU-Vorgaben ändern musste. Dennoch war es riskant. In den ersten 2 Jahren meiner zahnärztlichen Berufstätigkeit in Wien durfte ich nur mit einer Einzelbewilligung und in einem Krankenhaus arbeiten.
In der deutschsprachigen Gruppe der Semmelweis Universität waren wir 12 Studenten, in Graz – zur Erinnerung – waren es mehr als 650. Budapest war der Himmel auf Erden für meine gepeinigte Seele.
Wie haben die Jahre an Semmelweis Ihr späteres Studium beeinflusst?
Das neue Land, die völlig andere und anfänglich unverstandene Sprache, die andere Kultur und eben alles neu machte vielen StudentInnen große Schwierigkeiten. Es galt zu erarbeiten und zu erkunden, wie dieses Budapest und diese neue Universität funktionierten. Die Aufgaben unserer Betreuerinnen am Deutschsprachigen Studentensekretariat waren daher weitaus größer, als der Dienstplan es vorsah. Unsere Engel Frau Fonyó, Frau Rokosz und Frau Varga hatten stets ein Gehör und halfen uns liebevoll und nett. Dafür gebührt ihnen immerwährender Dank.
Der Umgang unserer Lehrenden war für uns stets getragen von großen Respekt. Dies war in jeder Klinik so, oder auch im theoretischen Teil an den Institutionen am Nagyvárad tér (NET). Die Studenten waren akzeptiert und war ein Maximum an Interaktion möglich. Dies ist meines Erachtens der wesentlichste Punkt im ganzen Studium. Wer hinterfragen kann, der kann dann verstehen und damit erfolgreich das Studium beschreiten. Auch der Umgang der Ärzte mit den Patienten war stets beeindruckend. Das Arzt-Patient-Verhältnis schien mir in diesem meinen Gastland ein ganz anderes zu sein, als ich in meinem Heimat gewohnt war. Diese gelebte Humanitas im antiken lateinischen Sinn gemeint („das Menschsein sowie die Normen und Verhaltensweisen, die den Menschen ausmachen“) waren für mich prägend und derart inspirierend, sodass ich dies in meinem Leben weitertragen durfte.
Was hat Sie dazu inspiriert, sich auf Zahnmedizin zu spezialisieren und warum haben Sie sich entschieden, Ihre Praxis in Steinakirchen am Forst, Österreich, zu eröffnen?
Zahnmedizin wäre für mich wohl niemals ein Thema gewesen bis zu dem Zeitpunkt, wo ich erstmals auf der anderen Seite, also auf Behandlerseite stand. Ich hatte in den Sommermonaten meine Tante zu einem Studienkollegen, der bereits Zahnarzt war, gebracht und durfte bei der Behandlung auf dieser Seite stehen. Und plötzlich war ich von diesem Beruf angetan.
In Österreich waren damals die Kassenstellen für Zahnärzte hoffnungslos ausgebucht, während Niederösterreich das einzige Bundesland war, indem es noch vier freie Kassenplanstellen gab. Steinakirchen kannte ich aus meiner Mittelschulzeit, da ich in den Jahren 1977 bis 1982 dort die Mittelschule fern meiner Heimat Südsteiermark besuchte.
Im Dezember 2023 wurde Ihnen der Titel Medizinalrat verliehen. Was bedeutet dieser Titel für Sie und welche Auswirkungen hat er auf Ihre tägliche Arbeit?
Ich neige mein Haupt in Demut. Für mich und die Generation nach mir wird dies Meilenstein der Familienhistorie sein.
Der Berufstitel Medizinalrat wurde mir aufgrund eines Dekretes unseres Herrn Bundespräsidenten verliehen. Voraussetzung für diese Ehrung ist, dass nur herausragende Vertreter des ärztlichen Berufes damit betraut werden dürfen und diese sich in langjähriger Ausübung ihres Berufes Verdienste um die Republik Österreich erworben haben.
Diese Auszeichnung ist für mich eine ganz besondere Ehre, der Titel Medizinalrat wurde zu meinem Label und es zeigt mir, dass meine langjährige zahnärztliche Tätigkeit und mein soziales Engagement besonders gewürdigt wurden. Es ist für mich Ansporn und Anreiz, meinen Weg weiter fortzusetzen, dies in großer Demut.
Ihre Praxis konzentriert sich auf Implantologie und festsitzenden Zahnersatz. Warum haben Sie diese Fachgebiete gewählt und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung dieser Bereiche?
Die Entwicklung der Zahnheilkunde ging in den letzten 20 Jahren ganz klar in Richtung festsitzendem Zahnersatz. Immer mehr setzte sich die Erkenntnis durch, dass das Beschleifen gesunder Zähne, um eine Brücke herzustellen, kritisch zu beurteilen ist. Somit setzte der Siegeszug der Implantate fort, im zahnlosen Kiefer kamen die All-in-4-Lösungen, die eine weitere Etappe der Entwicklungen und des Patientenkomforts bedeuteten. Hier freue ich mich, dass ich die Gelegenheit hatte, einen Kurs an der Malo Clinic in Lissabon zu besuchen.
Dennoch scheint die Prognose für Implantate zunehmend unter dem Aspekt zu stehen, dass die junge Generation beginnend vom Kindergarten an, hinsichtlich Mundhygiene besonders instruiert und motiviert wurde. Prophylaxe, Prophylaxe und nochmals Prophylaxe ist heute das Motto für alle PatientInnen, die Nachfrage an Implantaten wird daher doch eines Tages sich einpendeln und wohl auch sich reduzieren. Das ist meine persönliche Prognose.
In Ihren Sozial-Media-Posts betonen Sie, dass Sie alle Patienten unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Versicherungsstatus willkommen heißen. Warum ist Ihnen dieser Ansatz wichtig und welche Auswirkungen hat er auf Ihre Community?
Ich habe ganz bewusst meinen Beruf am Lande gewählt, um Landzahnarzt zu sein. Dies impliziert von vornherein eine breite Schicht, eigentlich die gesamte Bevölkerung. Für mich ist der Hippokratische Eid keine Worthülse, Humanitas soll eine unabdingbare Tugend eines jeden Arztes sein. In meiner 23-jährigen Tätigkeit in Steinakirchen habe ich über 12 500 Patienten in meiner Kartei generiert, dies ist für mich und meine Praxis ein Zeichen, dass uns die Patienten so wie wir sind wertschätzen. Der Kategorische Imperativ von Kant war, ist und wird weiterhin Leitlinie meines Wirkens sein.
Welche Rolle spielen soziale Medien in Ihrer Praxis und wie helfen sie Ihnen bei der Kommunikation mit Patienten?
Sozial Media hat für mich schon lange eine wichtige Rolle in der Präsentation meiner Praxis, da wir damit gezielt Informationen an unsere Follower verbreiten können. Insgesamt scheint es so, als dass unsere Follower aus jedem Alterssegment stammen.
Was sind Ihre Zukunftspläne für Ihre Praxis und berufliche Entwicklung?
Meine Zukunftspläne mit 62 + sind überschaubar. Die Krise an Arbeitskräften hat auch nicht in der Zahnheilkunde Halt gemacht. Meine Aufgabe ist es daher, noch ein bisschen für die Bevölkerung da zu sein und daneben mich darum zu kümmern, dass es eine NachfolgerIn geben wird. Schön wäre es, wenn künftig an den Universitäten bereits Online-Listen geführt werden, wo Kolleginnen und Kollegen Assistenzzahnärzte und NachfolgerInnen sich eintragen lassen könnten, um frisch diplomierte Doktoren zu finden. Ich würde da sicherlich der erste sein, der sich einträgt.
Haben Sie Ratschläge für derzeitige Studierende bezüglich effektivem Lernen, Karriere oder wie sie ein Gleichgewicht zwischen ihrem akademischen und privaten Leben finden?
Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Jeder geht mit dem Lernen anders um, der eine lernt leicht, der andere schwer. Hier den Weg zu finden, geht nur durch Erfahrung und Kennenlernen von sich selbst.
Mein Ratschlag, egal welcher Lerntyp man ist, wäre der, ALLE Vorlesungen und Praktika zu besuchen und dabei die Gelegenheit der maximalen Interaktion mit den Lehrenden zu suchen, keine unbeantwortete Frage mit nach Hause nehmen. Auch innerhalb der Studenten der Fachdiskussion breiten Raum lassen. So lässt sich viel Zeit durch unnötiges und mühsames Lernen und Recherchieren ersparen. Die Zeit unserer Lehrer maximal nutzen.
Karriere würde ich meinen, möglichst viele Praktika in verschiedensten Ländern zu absolvieren und wenn möglich Netzwerke zu stricken.
Wie würden Sie beschreiben, was es für Sie bedeutet, ein Semmelweis-Alumni-Mitglied zu sein?
Semmelweis-Alumni zu sein, erfüllt mich mit großem Stolz und Dankbarkeit. Ich besuche daher gerne, wann immer es möglich ist, Budapest und die Alumni-Veranstaltungen. Und ich lasse keine Gelegenheit aus, mich als Semmelweis-Alumni zu outen.
Was hat Sie dazu bewogen, die Semmelweis Universität zu unterstützen? Welche Botschaft möchten Sie den derzeitigen Studierenden vermitteln und was bedeutet es Ihnen, Mitglied der Alumni-Gemeinschaft der Universität zu sein?
Selbstreflexion ist dem Menschen immanent. Gerade in der Phase des Lebens, in der das berufliche Finale bevorsteht ist diese Selbstreflexion umso bedeutender.
Das, was ich erreichen konnte, erreichte ich durch die Semmelweis Universität. Ich erkannte die Rolle meiner Alma Mater Semmelweis Universität und deren Bedeutung in meinem Leben. Klar wurde mir, dass ich ohne dieses Diploms in meinem Leben einen ganz anderen Weg eingeschlagen hätte.
Meine Dankbarkeit zeigt sich daher in der Donation und ich würde gerne alle meine Kolleginnen und Kollegen dazu aufrufen, hin und wieder darüber nachzudenken, welche Rolle für sie, für ihn die Semmelweis Universität spielte und spielt. Meine Donation darf daher gerne viele Nachahmer finden, zum Wohle des Bestehens unserer ALMA MATER Semmelweis University.
DDr. Franz Zach schloss sein Studium 1999 an der Fakultät für Zahnmedizin der Semmelweis Universität ab. Anlässlich des 25. Jubiläums seines Abschlusses spendete er 5.000 EUR an die Stiftung für Nationale Gesundheitsversorgung und Ärzteausbildung, die Trägerin der Semmelweis Universität.
Dr. Zsuzsanna Fecser, Alumni Direktorat
Übersetzung: Judit Szlovák
Foto: Franz Zach, Bálint Barta – Semmelweis Universität