Die diagnostische und therapeutische Bedeutung modernster bildgebender Verfahren betonte der international renommierte Gefäßchirurg Dr. Péter Gloviczki auf dem 2. Symposium für rekonstruktive Lymphchirurgie und Lymphologie. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, an der rund 80 ungarische und internationale Experten in der Városmajor Herz- und Gefäßklinik teilnahmen, standen der internationale Erfahrungsaustausch und die Vermittlung neuester Therapiemethoden und Erfahrungen bei der Behandlung von Patienten mit Lymphödemen. Das Lymphchirurgie-Profil der Universität bietet modernste Operations- und Rehabilitationsverfahren und dient auch als Lymphödem-Forschungszentrum.

Das 2. Symposium für Rekonstruktive Lymphchirurgie und Lymphologie wurde von Dr. Béla Merkely, Rektor und Direktor der Városmajor Herz- und Gefäßklinik, eröffnet. Im Jahre 2022 wurde an der Klinik das Profil für rekonstruktive Lymphchirurgie eingeführt – das erste in Ungarn -, das komplexe Lymphchirurgie auf hohem Niveau bietet. Als nationales und internationales Zentrum der Lymphforschung können wir neue Forschungsrichtungen in der Entwicklung von Operations- und Rehabilitationstechnologien erschließen“ – betonte der Rektor in seiner Rede. Er erinnerte daran, dass einige der lymphchirurgischen Operationen dank der Pionierarbeit der Professoren Péter Gloviczki und Géza Tasnádi bereits vor fünfzig Jahren in Ungarn durchgeführt wurden.

Professor Gloviczki wurde zum erfolgreichsten in Ungarn geborenen Gefäßchirurgen, der von unserer Városmajori-Klinik ausging und diese Operationen später an der Mayo-Klinik etablierte. Heute führen wir diese Eingriffe in dem nach ihm benannten Operationssaal durch, der mit den modernsten technischen Geräten ausgestattet ist.

– betonte der Rektor.

Er betonte, dass das Ziel des Symposiums darin bestehe, die auf diesem Gebiet tätigen Fachleute zusammenzubringen und gemeinsam nach Wegen für eine effektivere Zusammenarbeit und eine Optimierung der medizinischen Versorgung zu suchen. In Bezug auf die gemeinsame internationale Arbeit sagte er, dass die Universität eine akademische und klinische Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien unterhält, in dem die größte Anzahl von Lymphödem-Patienten von Europa operiert wird.

Einer der fachlichen Höhepunkte der Veranstaltung war ein Workshop von Dr. Jean-Paul Belgardo, Professor an der Université libre de Bruxelles, in dem er mit Hilfe einer Infrarotkamera das gesunde und pathologische Erscheinungsbild der oberflächlichen Lymphgefäße demonstrierte und mit bildgebenden Verfahren die Wirksamkeit einer früheren Lymphödem-Rekonstruktionsoperation am Lymphchirurgischen Profil der Semmelweis Universität nachwies.

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Zu Beginn der internationalen Session stellte Dr. Péter Sótonyi, Professor des Lehrstuhls für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie an der Városmajor Herz- und Gefäßklinik, den ersten Redner vor, Dr. Péter Gloviczki, den mit dem Semmelweis-Budapest-Award ausgezeichneten, weltweit renommierten Gefäßchirurgen und emeritierten Professor an der Mayo Clinic in den USA. Dr. Péter Gloviczki stellte die Herausforderungen bei der Diagnose und Behandlung von Lymphödemen vor, einer chronischen Erkrankung, die mit Flüssigkeitsansammlungen, Entzündungen und Fibrose im Unterhautgewebe einhergeht. Er beschrieb die Ursachen der Krankheit und betonte die Bedeutung des frühzeitigen Eingreifens. Er sprach darüber, dass die Diagnosemethoden neben der physischen Untersuchung auch fortschrittliche bildgebende Verfahren wie Indocyaningrün-Lymphographie, Ultrahochfrequenz-Ultraschall und Magnetresonanz-(MR)-Lymphangiographie umfassen. Die bildgebenden Verfahren haben sich erheblich weiterentwickelt und ermöglichen nun eine frühere, genaue Diagnose und einen wirksamen Behandlungsplan.

„Die am häufigsten verwendete bildgebende Methode zur Diagnose von Lymphödemen ist die Lymphszintigraphie. Sie ist auch nach dem kürzlich verabschiedeten Beschluss der Internationalen Lymphologischen Gesellschaft eine der ersten Optionen für die Diagnostik, aber dank des technischen Fortschritts stehen auch andere Verfahren zur Verfügung, die in mancher Hinsicht aussagekräftiger sind“ – betonte er.

Er fügte hinzu, dass bei unsicheren Diagnosen oder bei der Erstellung eines Operationsplans neben der Szintigraphie der Einsatz fortschrittlicher bildgebender Verfahren wie Ultrahochfrequenz-Ultraschall und Infrarot-Fluoreszenz-Bildgebung besonders wichtig ist. Dank dieser Methoden erhält man einen detaillierten Einblick in die Funktionsstörung des Lymphsystems, was maßgeschneiderte Eingriffe ermöglicht. Diese Modalitäten sind auch an der Semmelweis Universität verfügbar. In Bezug auf die Entwicklung der lymphatischen Mikrochirurgie hob der Professor den Lymphbypass und die Lymphknotentransplantation als Optionen für die Behandlung von Lymphödemen im Früh- bzw. Spätstadium hervor. Für Patienten, die auf die konventionelle Behandlung nicht reagieren und für die eine mikrochirurgische Behandlung nicht in Frage kommt, schlug er Techniken der Gewebereduktion wie die Liposuktion vor.

Durch die Vorträge des Symposiums wurde ein Einblick in die neuesten Fortschritte bei der Diagnose, Behandlung und Erforschung von Lymphödemen ermöglicht. Unter den internationalen Vorträgen sprach Dr. Joon Pio Hong, Professor am Asan Medical Center, University of Ulsan College of Medicine, Seoul, über Innovationen in der Lymphchirurgie, während Dr. Manuel Cornely, wissenschaftlicher Leiter der deutschen LY. SEARCH GmbH, therapeutische Optionen in der chirurgischen Lymphologie (Lymphödem, Lipödem) vorstellte. Dr. Chieh-Han John Tzou, Leiter der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie am Göttlicher Heiland Krankenhaus in Wien (Hospital of Divine Saviour) und außerordentlicher Professor an der Sigmund-Freud-Universität, analysierte den lymphchirurgischen Entscheidungsprozess.

In der ungarischen Sektion stellte Dr. Erzsébet Boros, Abteilungsleiterin der Rehabilitationsklinik der Semmelweis Universität, die komplexe Rehabilitation von Patienten mit Lymphödemen vor, während Dr. Marianna Rédling, Leiterin der Abteilung für Lymphologie des Südpester Zentralkrankenhauses, über die neuen Richtungen bei der Behandlung von primären Lymphödemen sprach. Dr. Győző Szolnoky, Leiter der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Universität Szeged, sprach über die Wirksamkeit der manuellen Lymphdrainage, während Dr. Zoltán Jakus, außerordentlicher Professor am Institut für Physiologie der Semmelweis Universität, die organspezifischen Funktionen des Lymphsystems vorstellte. Dr. Balázs Mohos, der Hauptorganisator des Symposiums, gab einen Überblick über die Einführung der rekonstruktiven Lymphchirurgie in Ungarn.

Dr. Balázs Mohos, Facharzt der Városmajor Herz- und Gefäßklinik, ehemaliger Kollege des Göttlicher Heiland Krankenhauses in Wien, betonte, dass in der Városmajor Klinik seit 2022 das Lymphchirurgie-Profil betrieben wird, in dem mit modernster technischer Ausstattung wöchentlich 5-6-stündige rekonstruktive Lymphoperationen routinemäßig durchgeführt werden, welche nur in wenigen großen Zentren in Europa angeboten werden. Er fügte hinzu, dass ein chirurgischer Eingriff den Patienten nur in Verbindung mit einer geeigneten konservativen Therapie (Kompression, Mobilisierung) angeboten werden kann. Die menschliche Biobank, die am Institut für Physiologie der Semmelweis Universität in Zusammenarbeit mit Dr. Zoltán Jakus, außerordentlicher Professor, eingerichtet wurde, gilt weltweit als Rarität, bei der wirksamen Behandlung von Lymphödemen und dem besseren Verständnis der Pathologie. In dieser einzigartigen Biobank werden wertvolle Gewebeproben für die Grundlagenforschung gesammelt und anonym aufbewahrt, was eine einmalige Gelegenheit bietet, Lympherkrankungen eingehender zu untersuchen. Dem Programm hat sich vor kurzem eine Arbeitsgruppe des Göttlicher-Heiland-Krankenhauses in Wien angeschlossen, wo Proben und die Ergebnisse der Online-Datenerfassung gemeinsam genutzt werden.

 

Dr. Balázs Csizmadia / Róbert Tasnádi
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák