Die bariatrische Chirurgie, ein chirurgischer Eingriff zur Gewichtsreduzierung, erzielt im Gegensatz zur konventionellen medikamentösen Behandlung, bei der die Symptome nach Absetzen des Medikaments zurückkehren, eine langfristige Verbesserung der Gewichtsabnahme und des Blutzuckerspiegels. Dies bestätigt eine Analyse der Semmelweis Universität, in der die Autoren neben dem gesundheitlichen Nutzen auch die Kosten der beiden Methoden verglichen haben.
Die Forscher verglichen in einer Langzeitanalyse die gesundheitlichen Auswirkungen und Kosten der bariatrischen Chirurgie mit den Ergebnissen einer konservativen medikamentösen Behandlung. Für die Studie wurden Daten von Patienten im Alter über 45 Jahren mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 kg/m2 oder mehr sowie Informationen über die in Ungarn am häufigsten verwendeten bariatrischen Operationen verwendet. Die Analyse wurde getrennt für Patienten mit BMIs von ≥30-35 kg/m2, ≥35-40 kg/m2 und ≥40-50 kg/m2 durchgeführt. Die Gesundheitsergebnisse wurden in um die Lebensqualität bereinigten Lebensjahren ausgedrückt, und die Kostenberechnungen basierten auf den Ausgaben, die von den öffentlichen Kostenträgern für die stationäre und ambulante Versorgung sowie als Subventionen für Arzneimittel gezahlt wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Operation bei allen untersuchten Parametern – Verringerung der Sterblichkeit, Vermeidung von Komplikationen, Lebensqualität – mit größeren gesundheitlichen Vorteilen verbunden ist als eine konservative Behandlung.
„Unsere Studie bestätigt, dass die bariatrische Chirurgie wirksamer ist als die konventionelle medikamentöse Behandlung; ihre positiven Auswirkungen auf das Gewicht und die Lebensqualität sind längerfristig anhaltend – sagt Dr. Zoltán Kaló, Professor am Zentrum für Gesundheitstechnologiebewertung und -analyse der Semmelweis Universität und Letztautor der Studie.
Durch die Operation verbessert sich der Blutzuckerstoffwechsel der Patienten erheblich, mehrere Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck können ebenfalls verschwinden, und Beschwerden des Bewegungsapparats und der Gelenke werden verringert – steht in der Studie. „Bei allen untersuchten Diabetes-Komplikationen führte die Operation zu einem längeren krankheitsfreien Überleben“ – ergänzte Dr. Zoltán Kaló.
Obwohl der anfangs starken Verbesserung eine gewisse Gewichtszunahme und eine Verschlechterung des Blutzuckerstoffwechsels folgen kann, ist der Anstieg des Blutzuckerspiegels viel geringer als bei einer konservativen Therapie, fügt der Erstautor Dr. Gábor Kovács, leitender Forscher am Zentrum für Gesundheitstechnologiebewertung und -analyse der Semmelweis Universität, hinzu. Um dauerhafte Ergebnisse zu erzielen, benötigen die Patienten eine regelmäßige Behandlung und eine kontinuierliche Betreuung nicht nur wegen ihrer Grunderkrankung, sondern auch wegen schwerer Komplikationen. „Diabetes ist eine der häufigsten Ursachen für kardiovaskuläre Komplikationen, Erblindung, Amputationen der unteren Gliedmaßen oder die Notwendigkeit von Nierenersatztherapie. Auch diese schwerwiegenden Komplikationen können vermieden werden, wenn das Körpergewicht deutlich reduziert wird“ – erklärte Dr. Gábor Kovács.
Die Kosten für die Operation zahlen sich schnell aus, da die Ergebnisse kurzfristig und dauerhaft sind. Nach Berechnungen der Forscher führen die beiden häufigsten bariatrischen Operationen zu direkten Einsparungen bei den öffentlichen Gesundheitsausgaben in Höhe von 750 Millionen bis 1 Milliarde HUF pro 100 Patienten. Der qualitätsbereinigte Gewinn an Lebensjahren – wobei nicht nur die höhere Lebenserwartung, sondern auch die Lebensqualität der Patienten berücksichtigt werden – beträgt für die drei BMI-Kategorien 1,35-1,5 Jahre.
Die heute eingesetzten (medikamentösen) Behandlungen zielen zum Teil auf Fettleibigkeit und zum Teil auf Diabetes und seine Komplikationen ab. Da sie die Ursache nicht beseitigen können, sollten sie lebenslang eingesetzt werden – erklären die Autoren. „Die Aufnahme der bariatrischen Chirurgie in die öffentliche Finanzierung würde hingegen eine grundlegend andere Therapieform in den Patientenweg einbringen, die derzeit in der öffentlichen Versorgung fehlt, und könnte auch ein präventives Verfahren von großer Bedeutung im Hinblick auf Komplikationen darstellen“ – betonte Dr. Zoltán Kaló
Ungarn hat eine der höchsten Prävalenzraten für Übergewicht in Europa und steht 2014 an dritter und 2019 an zweiter Stelle. Adipositas und Diabetes betreffen zusammen etwa 3,5 % der ungarischen Bevölkerung im Alter über 15 Jahren. Davon sind etwa 36.000 stark fettleibig (BMI ≥40 kg/m2).
Quelle. Eurostat
Zsófia Végh
Photo: Boglárka Zellei
Übersetzung: Judit Szlovák