Gartenarbeit kann eine wirksame Ergänzung und Alternative zur medikamentösen Behandlung von Demenz sein. Dies ist wichtig, da Demenz mit zunehmendem Durchschnittsalter der Menschen zu einer häufigen Erkrankung wird, wie eine neue Studie der Semmelweis Universität zeigt. An der Studie nahmen ältere Patienten mit kognitiven Problemen teil, wie Störungen des Denkens, der Informationsverarbeitung und der Interaktion zwischen den Sinnen und dem Gehirn. Durch die Gartentherapie wurde das Gleichgewicht und die Fortbewegung der Patienten verbessert, was ein Indikator für ihren geistigen Zustand ist, und sie waren eher bereit, an Gemeinschaftsaktivitäten teilzunehmen.

Eine neue Studie der Semmelweis Universität hat die Auswirkungen von Gartenarbeit auf das Gleichgewicht und die Gehgeschwindigkeit bei älteren Patienten mit kognitiven Einschränkungen und Demenz untersucht. An der Studie nahmen Patienten eines Pflegeheims teil, die 12 Wochen lang zweimal pro Woche jeweils eine Stunde lang im Garten arbeiteten und auch an anderen vom Heim organisierten Gemeinschaftsaktivitäten teilnahmen. Die Kontrollgruppe nahm ebenfalls an Gemeinschaftsveranstaltungen teil, arbeitete aber nicht im Garten. Am Ende des dreimonatigen Zeitraums hatte sich das statische Gleichgewicht der Teilnehmer an der Grüntherapie nicht verschlechtert, das der Kontrollgruppe hingegen schon. Die Schrittgeschwindigkeit verbesserte sich bei der Versuchsgruppe, während sie sich bei der Kontrollgruppe nicht veränderte. Das dynamische Gleichgewicht änderte sich in keinen der beiden Gruppen.

„Die positiven Auswirkungen des Aufenthalts im Grünen und der Beschäftigung mit Pflanzen auf die geistige Gesundheit sind bereits von vielen beschrieben worden. Wir wollten wissen, wie sich die Gartenarbeit auf das Gleichgewicht und die Gehgeschwindigkeit auswirkt, was ebenfalls ein Indikator für die kognitive Funktion ist“ – sagt Valéria Farkas, Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Krankenpflege an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Semmelweis Universität und Erstautorin der Studie.

Die Steuerung des Gleichgewichts und des Gehens verschlechtert sich mit zunehmendem Alter, was auch durch den kognitiven Verfall beeinflusst wird. Daher erfordert die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und das sichere Fortbewegen im Alter mehr bewusste neuronale Kontrolle und Aufmerksamkeit. „Dies erklärt, warum es älteren Menschen schwerfällt, sich auf zwei Aufgaben gleichzeitig zu konzentrieren, da sich zwei gleichzeitige Aktivitäten einander stören können. Wenn ein älterer Mensch beispielsweise beim Gehen sprechen muss, bleibt er oder sie oft stehen und konzentriert sich auf das Sprechen“ – sagt Dr. Éva Kovács, Dozentin an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Semmelweis Universität und letzte Autorin der Studie.

„Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sind oft introvertiert, kommunizieren wenig oder gar nicht mit der Außenwelt und haben Schwierigkeiten, mit anderen in Kontakt zu treten und zu interagieren“ – erklärt Valéria Farkas.

Die Grüntherapie hat sie jedoch sozialer gemacht: Sie sprachen außerhalb der Sitzungen häufiger miteinander und nahmen öfter an anderen Gemeinschaftsaktivitäten teil.

Ihre Laune hat sich verbessert, sie verhielten sich weniger aggressiv und fluchten seltener. Sie waren auch offener gegenüber Familienmitgliedern, die sie besuchten: Sie waren stolz darauf, ihnen den Garten zu zeigen, den sie pflegten.

„In Ungarn haben 250.000 Menschen eine eindeutige Diagnose, aber wir schätzen, dass die Zahl der Erkrankten viel höher ist. Wenn wir alle Betroffenen, wie zum Beispiel ihre Betreuer, mit einbeziehen, betrifft die Krankheit zehn Prozent der Gesamtbevölkerung in Ungarn“ – sagt Dr. Éva Kovács. Da mit dem steigenden Durchschnittsalter der Menschen auch der Anteil der Demenzkranken in den kommenden Jahrzehnten zunehmen wird, werden alternative, nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden eine immer wichtigere Rolle spielen.

„Unsere Forschungsergebnisse bestätigen, dass die grüne Therapie eine wirksame Methode zur Linderung der Symptome von kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz sein kann“

– betonen die Autoren.

Demenz ist eine Gruppe von Symptomen, die mit einem Rückgang bestimmter Hirnfunktionen einhergehen, was zum Verlust des kognitiven Denkens und zur Verschlechterung der für ein unabhängiges tägliches Leben erforderlichen Fähigkeiten führt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit etwa 55 Millionen Menschen von dieser Krankheit betroffen. Die Prävalenz liegt bei etwa 1,5 Prozent im Alter von 65 Jahren und kann bis zum Alter von 90 Jahren 30 Prozent erreichen.

Quelle: WHO, Semmelweis University, Prince M, Guerchet M, Prina M. Alzheimer’s Disease International. Policy Brief for Heads of Government: The Global Impact of Dementia 2013-2050.

Zsófia Végh
Foto: Semmelweis Universität – Attila Kovács, Boglárka Zellei; Illustration: iStock
Übersetzung: Judit Szlovák