Was sind die wichtigsten Dinge, die wir in unserem täglichen Leben für unsere Gesundheit tun können und die wir relativ einfach selbst machen können? Im neuesten Teil unserer Artikelserie gibt uns Dr. Béla Merkely, Direktor der Városmajor Herz- und Gefäßklinik und Rektor der Semmelweis Universität, einige Ratschläge, wie wir unser Herz gesund halten können. Die Einhaltung dieser Ratschläge kann lebensrettend sein, denn die meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen sich mit dem richtigen Lebensstil vermeiden. Der diesjährige Weltherztag fiel auf den 29. September und dient dazu, das Bewusstsein für Herzgesundheit und Prävention zu schärfen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die am meisten verbreiteten Volkskrankheiten und stellen nicht nur in Ungarn, sondern auch in der Europäischen Union und weltweit die häufigste Todesursache dar. Während Krebs vielleicht die gefürchteste aller Erkrankungen ist und 26 % aller Todesfälle in der EU ausmacht, liegt die Zahl für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 37 %. Doch die meisten Todesfälle und chronischen Herzkrankheiten, die eine der Hauptursachen für eine schlechte Lebensqualität sind, könnten mit dem richtigen Lebensstil vermieden werden.

1.) Ab dem 40. Lebensjahr sollten wir einmal im Jahr unseren Hausarzt aufsuchen, da bereits einige einfache Vorsorgeuntersuchungen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufzeigen können!

Da das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken, mit dem Alter exponentiell ansteigt, sollte man ab dem 40. Lebensjahr einmal im Jahr zu einem Basis-Check-up zum Hausarzt gehen, auch wenn man sich völlig gesund fühlt! Eine einfache Blutdruckmessung und Labortests – letztere umfassen vor allem Cholesterin-, Triglycerid- und Blutzuckerwerte – können bereits auf das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung hinweisen“ – sagte Dr. Béla Merkely, Direktor der Városmajor Herz- und Gefäßklinik und Rektor der Semmelweis Universität. Personen, in deren Familie eine solche Krankheit aufgetreten ist, sollten bereits in jüngeren Jahren und häufiger untersucht werden. Eine intensivere medizinische Überwachung ist auch bei bestimmten Krankheiten und Zuständen (z. B. Diabetes, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Rauchen) erforderlich. Bei Kindern sollte der Blutdruck unabhängig von der Familienanamnese von Zeit zu Zeit gemessen werden, da Fachleute zunehmend bereits im Alter von 11-12 Jahren mit diesem Problem konfrontiert werden.

2) Wir sollten unseren Lebensstil ändern: richtiges Gewicht und Mundhygiene, herzfreundliche Ernährung und Bewegung fördern!

Pro 10 Kilogramm Übergewicht steigt das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um 20 Prozent, und bereits eine Gewichtsabnahme von 5 bis 10 Prozent senkt das Risiko bei Übergewicht. Fettleibigkeit ist also das Hauptproblem, wobei es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass richtige Ernährung und Bewegung zusammen die erwarteten Ergebnisse bringen können. Eine herzgesunde Ernährung besteht aus Lebensmitteln, die wenig gesättigte Fette, zugesetzten Zucker, Natrium und Salz enthalten.

Man sollte verarbeitete Lebensmittel, Konserven und Fast Food, salziges Fleisch (z. B. Schinken, Speck, Wurst), Gewürze mit hohem Natriumgehalt (z. B. Sojasauce, Fischsauce und Ketchup) und Lebensmittel mit hohem Gehalt an Transfetten vermeiden (z. B. Chips, Margarine, Kekse, Kekse, Tiefkühlbackwaren und Pizzen). Nach Angaben der Mayo Clinic kann eine Ernährung, die reich an löslichen Ballaststoffen ist (z. B. Hafer, Gerste, Äpfel, Birnen und Avocados), dazu beitragen, den Gehalt an niedrigem Density-Lipoprotein, dem „schlechten Cholesterin“, zu senken.

Regelmäßige Bewegung kann zur Vorbeugung von Herzkrankheiten ebenso beitragen. Erwachsene sollten sich mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen, wobei 30 Minuten pro Tag am effektivsten sind. Man sollte Formen der Bewegung finden, die man in den Alltag einbauen kann (z. B. Joggen, Zimmerrad-Fahren). Am besten sind mäßig intensive aerobe Aktivitäten, die die Herzfrequenz erhöhen, aber auch ein täglicher fünfminütiger zügiger Spaziergang kann anfangs helfen.

Rauchen – auch Passivrauchen – und Alkohol sind schlecht für das Herz. In Fachkreisen wird derzeit die Auffassung vertreten, dass regelmäßiger Alkoholkonsum keinen gesundheitlichen Nutzen hat und dass Alkohol für Menschen mit Herzinsuffizienz besonders schädlich und verboten ist.

Weiterhin ist auch wichtig zu wissen, dass Parodontalerkrankungen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, da durch Zahnfleischbluten Krankheitserreger aus der Mundhöhle in den Blutkreislauf gelangen, die bei der Entstehung von Blutgerinnseln eine Rolle spielen können. Die meisten Fälle von Herzklappeninfektionen werden durch schlechte Mundhygiene verursacht.

3) Man sollte Stress vermeiden! Es ist wichtig, den richtigen Beruf zu wählen und ein harmonisches Familienleben zu führen!

Ein stressiger Lebensstil und täglicher Stress sind eindeutige Risikofaktoren für Herzinfarkte und erhöhen das Risiko um mehr als 50 Prozent. Dem Einfluss äußerer Faktoren kann man nur schwer entgegenwirken, aber ein harmonisches Familienumfeld und ein guter Arbeitsplatz können wie ein Schutzschirm wirken. Die Erhaltung der Herzgesundheit beginnt daher mit der Wahl des richtigen Partners und der richtigen Karriere“ – sagt Dr. Béla Merkely. Wenn man sein Leben in einem Beruf verbringt, den man liebt und der einen motiviert, hat man bereits viel für seine Herzgesundheit getan!

4.) Man sollte die verschriebenen Medikamente konsequent einnehmen, wenn man bereits einen Herzinfarkt erlitten hat oder an anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidet.

Studien zeigen, dass die Hälfte aller Herzinfarktpatienten ein Jahr später die Medikamente, die sie lebenslang einnehmen sollten, nicht mehr nimmt. Für Herz-, Koronar- und andere Gefäßpatienten stehen heute jedoch Medikamente, insbesondere Cholesterinsenker, zur Verfügung, die das Risiko eines neuen kardiovaskulären Ereignisses (z. B. eines Herzinfarkts) auf einen Bruchteil des Risikos reduzieren. Leider gibt es im Internet viele falsche Vorstellungen über diese Medikamente, daher ist es immer wichtig, sich bei einer zuverlässigen Quelle zu informieren! Auf der Website der Semmelweis Universität und der Ungarischen Gesellschaft für Kardiologie gibt es zum Beispiel einen Leitfaden für Laien zu diesen Medikamenten.

5.) Wir sollten wissen, ob wir genetisch zur Risikogruppe gehören!

Obwohl Herzkrankheiten, die durch einen ungesunden Lebensstil verursacht werden, viel häufiger vorkommen, ist in Ungarn jeder 200ste Mensch von einer erblichen Herzkrankheit betroffen. Es gibt auch Formen von Herzinsuffizienz und Herzmuskelerkrankungen, die familiär gehäuft auftreten, aber es gibt solche Beispiele auch bei Gefäßerkrankungen (z. B. das Marfan-Syndrom). Es gibt auch familiäre Veranlagung für einen extrem hohen Cholesterinspiegel: die familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist eine genetisch bedingte Erbkrankheit, die zu Herzinfarkten führen kann, auch in jungen Jahren. Man sollte aufpassen, wenn in seiner Familie Herzinfarkte in jungen Jahren vorkommen! In solchen Fällen lohnt es sich, einen Kardiologen aufzusuchen und spezielle Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen, denn wenn sich die genetische Veranlagung bestätigt, sind Vorbeugung, die Einhaltung von Ratschlägen zur Lebensführung und regelmäßige ärztliche Untersuchungen von größter Bedeutung.

+ 1: Schnelles Handeln kann bei einem Herzinfarkt Leben retten.

Die Zahl der Todesfälle durch akuten Herzinfarkt ist seit 2010 dank einer gut organisierten Infarktversorgung stark zurückgegangen. Wenn man im Bedarfsfall schnell genug einen Krankenwagen ruft, ist es möglich, von jedem Ort des Landes aus rechtzeitig zum richtigen Ort der Versorgung zu gelangen. Ein deutliches Anzeichen für einen Herzinfarkt ist ein starker Schmerz in der Brust hinter dem Brustbein, der in den Rücken und den linken Arm ausstrahlen kann und innerhalb weniger Minuten nicht nachlässt. Er kann auch von Schweißausbrüchen und Atembeschwerden begleitet sein.

Der letzte Sonntag im September jedes Jahres ist der Weltherztag. Aus diesem Anlass organisierte die Ungarische Gesellschaft für Kardiologie (UGK) am 29. September in Városliget (Stadtpark von Budapest) wieder den „Tag des Herzens“, an dem Vorsorgeuntersuchungen, Beratungen, Kinderprogramme, Sportveranstaltungen und Konzerte stattfanden. Im Rahmen des Programms haben mehrere Experten der Universität Vorträge gehalten, während Spezialisten der Városmajor Herz- und Gefäßklinik der Universität Vorsorgeuntersuchungen und Beratungen durchgeführt haben.

 

Pálma Dobozi
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität; Tamás Kaszás
Übersetzung: Judit Szlovák