Die Zahl der plastischen Eingriffe im weiblichen Intimbereich hat sich in den letzten zehn Jahren weltweit verdoppelt – hauptsächlich aus ästhetischen Gründen. Eine neue Studie der Semmelweis Universität untersuchte die angewandten chirurgischen Verfahren im Hinblick auf ihre Ergebnisse und die Patientenzufriedenheit. Obwohl die Chirurgie die Selbstakzeptanz und das Selbstwertgefühl erheblich verbessert, kann sie mit minimalen Komplikationen verbunden sein. Daher ist es wichtig, ungerechtfertigte Eingriffe aufgrund falscher ästhetischer Vorstellungen zu vermeiden, betonen die Autoren.
Die Nachfrage nach plastischen Eingriffen der kleinen Schamlippen ist zwischen 2012 und 2017 um 218 % und bis 2021 um weitere 20 % gestiegen. Neben der Brust-, Nasen- und Bauchdeckenplastik gehört die chirurgische Formung der kleinen Schamlippen und die Korrektur einer eventuellen Asymmetrie zu den weltweit am meisten nachgefragten gynäkologisch-ästhetischen Eingriffen, die sie in einigen Bereichen sogar übertrifft. In vielen Fällen gibt es einen funktionellen Grund – die Anatomie der äußeren Genitalien führt beispielsweise zu Irritationen beim Tragen von Unterwäsche, beim Ausüben bestimmter Sportarten oder beim Intimverkehr -, aber die meisten Menschen, die sich für eine Operation entscheiden, suchen ihren Gynäkologen hauptsächlich aus ästhetischen Gründen auf.
Im Jahr 2019 wurden weltweit 164.000 Schamlippenplastiken durchgeführt, aber diese Zahl mag heute wesentlich höher sein, da allein in den Vereinigten Staaten seither ein Anstieg von 45 % zu verzeichnen ist“ – sagt Dr. András Mihály Géczi, Mitarbeiter der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität und Erstautor der Studie.
Mit der steigenden Nachfrage hat sich auch die Zahl der angewandten chirurgischen Verfahren erhöht, aber es gibt keine Leitlinien darüber, welches Verfahren das sicherste ist und mit welchem die Patienten am zufriedensten sind.
Forscher der Semmelweis Universität haben daher alle derzeit verfügbaren Verfahren (klassische Chirurgie, Laser- und Radiofrequenzbehandlung) anhand ihrer Ergebnisse und der Patientenzufriedenheit bewertet. Nach der Auswertung der Daten von fast 3 600 Frauen kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Komplikationsrate bei der Schamlippenkorrektur unabhängig von der Methode vernachlässigbar ist (weniger als 0,5 Prozent), während die Patientenzufriedenheit recht hoch ist (95 Prozent) – selbst im Vergleich zu anderen Verfahren der plastischen Chirurgie.
Die höchste Zufriedenheitsrate von fast einhundert Prozent wurde mit der so genannten Deepithelialisierung-Technik erreicht. Das Auftreten von Komplikationen (Blutungen, Entzündungen, Narbenbildung) war bei konventionellen Eingriffen mit dem Skalpell höher als bei der Laserchirurgie, und auch der Einsatz von Laser und Radiofrequenz kann zu Komplikationen führen, wenn die Dosis nicht richtig angepasst wird – so die Studie. Die niedrigste Komplikationsrate ist bei der Radiofrequenz zu verzeichnen: Diese weltweit noch wenig verbreitete Methode ist aufgrund der hohen Kosten des Verfahrens noch nicht weit verbreitet.
Die Antwort auf die Frage, ob ein Eingriff notwendig ist, ist subjektiv. Die Entscheidung kann durch einen Fragebogen erleichtert werden, in dem Fragen zum täglichen Wohlbefinden, zum Sexualleben usw. gestellt werden. Es gibt auch eine Skala zur Bestimmung der Größe der inneren Schamlippen, aber keinen objektiven Parameter, anhand dessen eine Operation eindeutig empfohlen werden könnte.
„Die Patientinnen kommen meist auf Anraten ihres Partners, vor allem die Jugendlichen zwischen 18 und 25 Jahren“- sagt Dr. Levente Sára, Assistenzprofessor an der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität und Letztautor der Studie. Auch soziale Medien und Filme für Erwachsene können ihre Entscheidung beeinflussen. „Deshalb ist es wichtig, das Outcome dieser Operationen zu untersuchen, um unnötige Eingriffe mit möglichen Komplikationen zu vermeiden, für die es in anderen Bereichen zahlreiche Beispiele gibt“ – erklärt Dr. András Mihály Géczi, Mitarbeiter der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität und Erstautor der Studie.
„Die Schamlippenkorrektur ist kein komplizierter Eingriff und hat eine sehr niedrige Komplikationsrate. Aber das Selbstwertgefühl und das Sexualleben der Patientin werden so stark verbessert, dass sich Arzt und Patientin nach ästhetischen Kriterien dafür entscheiden können“ – betont Dr. Levente Sára.
Da der Bedarf an solchen Eingriffen in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen wird, ist die Einbeziehung von Psychologen notwendig, um ungerechtfertigte Eingriffe zu vermeiden – betonen die Autoren. Von der ungarischen Krankenkasse finanzierte Operationen werden nur beim Vorliegen eines psychologischen Gutachtens durchgeführt, wenn sie aus ästhetischen Gründen vorgenommen werden. Die plastische Gynäkologie ist noch nicht Teil des Curriculums, aber da die Nachfrage exponentiell steigt, wäre es nach Ansicht der Autoren sinnvoll, sie in die praktische Ausbildung aufzunehmen. „Es handelt sich im Grunde um ein sicheres Verfahren, die Operationszeit ist je nach Verfahren kurz, aber es braucht Zeit, um die nötige Übung zu erlangen“ – sagt Dr. Levente Sára.
Zsófia Végh
Photo: Boglárka Zellei, iStock
Übersetzung: Judit Szlovák