Im Rahmen der weltweit einzigartigen herzchirurgischen Kursreihe hat das Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie eine Technik zur Fixierung von Gewebe und ein Gerät entwickelt, das den Herzschlag im Brustkorb des Leichnams simuliert und es den Teilnehmern ermöglicht, Bypass-Operationen an den Herzkranzgefäßen unter OP-ähnlichen Bedingungen zu üben. Der interdisziplinäre Kadaver-Operationssaal kann durch diese herzchirurgische Kursreihe zu einem regionalen Ausbildungszentrum werden.
Aufgrund ihrer Komplexität und ihres mehrstufigen Charakters ist die OP-Technik der Herzchirurgie am schwierigsten zu lehren. Selbst innerhalb der Herzchirurgie ist das Unterrichten der Koronararterienchirurgie eine besondere Herausforderung, da die Mikrochirurgie am schlagenden Herzen durchgeführt werden muss, was besondere Fähigkeiten erfordert – sagte Dr. István Hartyánszky, einer der fachlichen Leiter des Kurses für Kadaverchirurgie am schlagenden Herzen. Der klinische Chefarzt, Profilleiter in Herzchirurgie und Leiter des herzchirurgischen Lehrstuhls der Városmajor Herz- und Gefäßklinik wies darauf hin, dass das Training im interdisziplinären Kadaver-Operationssaal des Instituts für Anatomie, Histologie und Embryologie im Rahmen der Kadaverchirurgie-Kursreihe eine weltweit einmalige Gelegenheit zum Üben der Koronararterien-Bypass-Operation darstellt. Spezialisten des Instituts entwickelten eine spezielle Technik zur Gewebekonservierung und eine Apparatur, die den Herzschlag nachahmt und es den Teilnehmern ermöglicht, an Kadavern realitätsnah zu arbeiten.
Dank der einzigartigen Technik der Gewebefixierung bleibt das Gewebe weich, und das am Körper befestigte Gerät erzeugt Bewegungen, die denen einer lebenden Person ähneln. Dies bietet Herzchirurgen eine völlig realistische, risikofreie Umgebung, um fortgeschrittene Nahttechniken und Griffe zu üben, was einen großen Fortschritt darstellt
– betonte Dr. István Hartyánszky. Der Kursleiter betonte, dass dies die einzige Möglichkeit sei, die Stabilisierung der Operationsstelle, das Einsetzen von speziellen Unter- und Übernähten zur Gewährleistung der Blutleere, Sondierungsverbände und die Nahttechnik am schlagenden Herzen zu üben.
Die Einzigartigkeit der Schulung lag neben dem speziellen Thema auch an dem ausgezeichneten Dozenten-Studentenverhältnis: Jeder erhielt individuelle Hilfe. Die Anzahl der Teilnehmer pro Kurs war auf acht begrenzt, so dass jeweils 2-2 Teilnehmer an 4 Operationstischen mit der Hilfe von 1-1 Experten und unter der Aufsicht der professionellen Leiter – Dr. István Hartyánszky und Dr. Tamás Ruttkay, Assistenzprofessor am Institut – arbeiten konnten. Die eintägige Schulung begann mit einer eineinhalbstündigen theoretischen Einführung, in der wir den aktuellen Stand der Koronarchirurgie, die neuesten Leitlinien und die Technik der Koronararterienoperation besprachen. Es folgten eine kürzere Sitzung am Vormittag und eine längere praktische Schulung am Nachmittag nach dem Mittagessen. Jeder konnte so lange üben, bis er die Technik sicher beherrschte. In der Regel waren die Teilnehmer in der Lage, acht bis zehn Anastomosen pro Person zu nähen“ – fügte Dr. István Hartyánszky hinzu.
An den beiden bisherigen herzchirurgischen Fortbildungskursen, nahmen Teilnehmer aus den drei herzchirurgischen Zentren von Budapest und drei aus den anderen Regionen des Landes teil, wobei jeder zweite Chirurg von der Semmelweis Universität kam. „Die Rückmeldungen, die wir erhalten haben, waren sehr positiv, alle haben das Training sehr genossen. Sie betonten die persönliche Atmosphäre, die sehr präzise simulierte chirurgische Umgebung, in der sie ohne Stress Nähte und Griffe üben konnten. Der Zeitdruck, der bei dieser Art der Chirurgie in einer akuten Situation besonders wichtig ist, war für die Teilnehmer kein Problem, so dass der Schwerpunkt auf dem möglichst präzisen Erlernen der Technik lag.“ Im Hinblick auf die Zukunft des Kurses sagte Dr. István Hartyánszky, dass der Kurs laut Plan zweimal jährlich angeboten wird, und dass das Ziel darin besteht, ein regionales Ausbildungszentrum zu werden. Der Kurs richtet sich vor allem an Fachärzte für Herzchirurgie, aber auch Anfänger sind willkommen, ebenso wie diejenigen, die kurz vor ihrer Facharztprüfung stehen, und Fachärzte mit Erfahrung in der Durchführung von Bypass-Operationen am schlagenden Herzen, also im Grunde jeder, der die Technik am schlagenden Herzen erlernen möchte“ – betonte Dr. István Hartyánszky. Wenn Sie auf den Link hier klicken, können Sie sich ein Video über diesen einzigartigen Kurs ansehen.
Die Spende der Körper unserer selbstlosen Mitmenschen für die medizinische Ausbildung und Forschung ist das A und O unseres Berufs am Institut, und ich glaube, dass wir nie in der Lage sein werden, unsere Dankbarkeit angemessen zum Ausdruck zu bringen.
– teilte Dr. Tamás Ruttkay mit. Es ist jedoch die Hintergrundarbeit seiner Arbeitsgruppe, mit der starken Unterstützung von Dr. Alán Alpár, dem Direktor des Instituts, die das Profil zu einem regionalen Kadaver-Ausbildungszentrum macht. Es ist eine großartige Erfahrung, mit klinischen Kollegen zusammenzuarbeiten, um etwas Einzigartiges zu schaffen, etwas zu reproduzieren, das es sonst nirgendwo auf der Welt oder nur in einem einzigen Zentrum gibt, und was schließlich zur Routine wird“ – sagte Dr. Ruttkay. Seit anderthalb Jahren bieten sie im Rahmen der Interdisziplinären Kadaverchirurgie eine akkreditierte medizinische Aus- und Fortbildung an, die sie mit anderthalb Jahrzehnten Berufserfahrung mit Kursen an verschiedenen Standorten beginnen konnten. Mitten in der Kurssaison ist die Tätigkeit rund um den Operationssaal äußerst abwechslungsreich, erfordert aber auch eine enge professionelle Kontrolle und harte Arbeit.
Das Team legt nicht nur den Leichnam am Morgen des Kurses auf den Operationstisch, sondern stellt ihn auch im Abstand von wenigen Tagen mit völlig unterschiedlichen Funktionen bereit. An einem Tag bereiten sie den Magen-Darm-Trakt für ein endoskopisches Training vor, am nächsten Tag füllen sie die Gefäße der oberen Gliedmaßen für die Handchirurgen, und dann verbringen sie einen ganzen Tag damit, den Herzschrittmacher an jedem Kadaver zu befestigen um am nächsten Tag die Schritte der Bypass-Chirurgie zu lehren. Dr. Tamás Ruttkay fasste die gemeinsame Arbeit und sein Credo wie folgt zusammen: „Es hat mich sehr gefreut, dass Prof. Hartyánszky die Eckpfeiler der Fachausbildung definiert und die Führung übernommen hat und wir mit unserem Kadavermodell einen Kurs starten konnten, der als Frucht der Zusammenarbeit innerhalb der Universität angesehen wird. Worauf ich am meisten stolz bin, ist, dass wir mit unserer Arbeitsgruppe jeden Tag etwas Innovatives, etwas Neues schaffen können, indem wir versuchen, für jedes klinische Profil das realistischste Kadavermodell bereitzustellen – sei es für die Implantation eines künstlichen Tumors, eine künstliche schwierige Atemwegssituation oder, in diesem Fall, ein Kadaverherz. Ich glaube, dass all diese Bemühungen einen Sinn und eine Zukunft haben, wenn ich das Feuer in den Augen der Ärzte sehe, die an den Kursen teilnehmen.“
Anita Szepesi
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák