Anfang April wurde ein junger Mann, der wegen einer durch Hautkrebs verursachten Wirbelmetastase onkologisch behandelt werden musste, im Angiographie-OP der Klinik für Neurochirurgie und Neurointervention der Semmelweis Universität einem neuartigen Verfahren unterzogen. Die Behandlung, die so genannte Radiofrequenzablation, ermöglicht es, den Tumor zu behandeln, die Wirbelsäule zu stabilisieren und gleichzeitig diagnostische Proben zu entnehmen.

Bei dem jungen Mann, der wegen eines Melanoms behandelt wurde, bildeten sich Metastasen an zwei Wirbelkörpern im Rücken- und Lendenbereich, die Schmerzen verursachten, seine Lebensqualität beeinträchtigten und bei Fortschreiten des Tumors weitere neurologische Symptome zu verursachen drohten. Um eine Ausbreitung der Grunderkrankung und die Entwicklung neurologischer Symptome zu verhindern und die Schmerzen des Patienten zu lindern, empfahlen seine Ärzte eine Radiofrequenzablation (RFA)“ – erklärte Dr. Sándor Nardai, leitender Oberarzt. Er erklärte weiter: „Dies ist eine international anerkannte, minimalinvasive Tumorbehandlungstechnik zur Behandlung sekundärer Wirbeltumore, meist in Fällen, in denen eine offene Wirbelsäulenoperation aufgrund des Ausmaßes der Erkrankung oder des Allgemeinzustands des Patienten nicht in Frage kommt. „Bei dem Verfahren wird die Läsion mit einer dünnen Nadel punktiert, erhitzt und die abnormalen Zellen werden durch die Hitze zerstört. Anschließend injizierten wir Knochenzement in den Hohlraum, um den Wirbel zu stabilisieren und um die Schwächung seiner Statik zu verhindern“ – erklärte Dr. Sándor Nardai.

Bei dem Eingriff kann auch eine Knochenbiopsie vorgenommen werden, so dass in einer einzigen Operation drei Aktivitäten durchgeführt werden: Tumorbehandlung, Stabilisierung der Wirbelsäule und diagnostische Probenentnahme.

Langfristig ist das Verfahren wirksam bei der Verringerung der Schmerzen, die die Lebensqualität einschränken und die grundlegenden Aktivitäten beeinträchtigen, und es trägt zur Wiederherstellung der täglichen Aktivität und der Rückkehr zur Arbeit bei. Darüber hinaus kann das Fortschreiten des Tumors in der behandelten Region wirksam gehemmt und weiteren neurologischen Schäden vorgebeugt werden. Die Operation war erfolgreich und der Patient konnte bereits nach 72 Stunden Beobachtung das Krankenhaus verlassen.

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Knochenmetastasen treten bei 30-75 % der Krebserkrankungen auf, darunter liegt der Anteil der Wirbelkörpermetastasen bei 5-30 %. Wirbelsäulenmetastasen werden am häufigsten von Tumoren der Brust, der Lunge, der Prostata, der Niere, des Dickdarms, des Rektums (kolorektal) und der Schilddrüse verursacht. Jede Behandlung erfordert eine individuelle Beurteilung und die Entscheidung des behandelnden Teams. Offene Wirbelsäulenchirurgie, RFA, Strahlentherapie, onkologische Behandlung bilden das Repertoire der Behandlungstechniken, um für jeden Patienten die am besten geeignete auszuwählen. Die RFA kann als Alternative zur Strahlentherapie und als Ergänzung zur offenen Chirurgie eingesetzt werden.

In Ungarn ist die RFA ein bekanntes, fachlich anerkanntes Verfahren, das auf individuellen Antrag hin durchgeführt wird und hauptsächlich zur Behandlung von Lungen- und Lebermetastasen eingesetzt wird. Unter der Leitung von Dr. Zsolt Berentei, Chefarzt der Neuroradiologie, wurde das erste derartige Verfahren im April in der Klinik für Neurochirurgie und Neurointerventionelle Medizin, die kürzlich an die Semmelweis Universität angegliedert wurde, bei einer Läsion an einem Wirbel durchgeführt. Der Eingriff wurde unter Leitung von Dr. Árpád Viola, Leiter der Abteilung für Neurochirurgie am Dr. Jenő Manninger Traumazentrum in Budapest, und unter Beteiligung von Dr. Péter Banczerowski, Leiter des Lehrstuhls für Neurochirurgie, durchgeführt. Seitdem wurde Anfang Juni ein weiterer Patient erfolgreich mit diesem Verfahren operiert, und Dr. Sándor Nardai sprach die Hoffnung aus, dass sich immer mehr Patienten mit Wirbelsäulentumoren diesem Verfahren unterziehen können. „In unserem Institut werden jährlich etwa 30-50 offene Wirbelsäulenoperationen bei Wirbelmetastasen durchgeführt. In Anbetracht der hohen Rate von Wirbelmetastasen und der verlängerten Überlebenszeit vieler Patienten mit moderner Onkotherapie kann dieses Verfahren zu einer besseren Lebensqualität für viele Patienten beitragen, entweder allein oder in Kombination mit einer offenen Operation oder Strahlentherapie“ – sagte er.

 

Eszter Keresztes
Foto: Bálint Barta
Übersetzung: Judit Szlovák