Zum ersten Mal in Ungarn haben plastische Chirurgen und Augenärzte der Semmelweis Universität eine spezielle Operation durchgeführt, bei der ein 15 Zentimeter langer Nerv aus dem Bein des Patienten zwischen einen sensorischen Nerv und die Hornhaut des Auges implantiert wurde, um die sensorische Funktion der Hornhaut wiederherzustellen.
Diabetes, Tumore, zentrale und periphere Nervenprobleme, Gesichtsnervenlähmungen, Virusinfektionen, Multiple Sklerose und sogar angeborene Hirnerkrankungen können Nervenverletzungen an der Hornhaut verursachen, die dazu führen, dass die Oberfläche des Auges ihre sensorische Funktion verliert. Das bedeutet zum Beispiel, dass sich das Auge nicht automatisch tränt oder schließt, wenn ein Insekt hineinfliegt.
Um hier eine Lösung zu finden, hat Dr. Zoltán Klárik, plastischer Chirurg an der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie, an der Semmelweis Universität ein spezielles Verfahren entwickelt, das auf der Jahreskonferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Rekonstruktive Mikrochirurgie vorgestellt wurde. „Diese Technik wird bei Erkrankungen eingesetzt, bei denen der Patient aufgrund der Unempfindlichkeit der Augenoberfläche nicht in der Lage ist, eine Schädigung der Hornhaut zu spüren, d. h. der Abwehrmechanismus des Auges ist unzureichend. Infolgedessen kann der Patient den Lidschlussreflex verlieren, die Tränenflüssigkeit wird nicht über das Auge gespült und das Auge ist einer ständigen Reizung ausgesetzt. Außerdem fehlen die von den Nerven produzierten Proteine, die für die Integrität und den Wiederaufbau des Hornhautepithels verantwortlich sind. Dies kann zur Bildung von Geschwüren am Auge führen, die schließlich Erblindung verursachen können“ – erklärte Dr. Zoltán Klárik.
Die erste Operation wurde von einem Team aus Chirurgen und Augenärzten an einer Frau mittleren Alters durchgeführt. Bei dem speziellen Eingriff wurde eine 15 Zentimeter lange Nervenfaser aus dem Bein der Patientin entfernt, ohne dass es zu einem Funktionsverlust des Beins kam.
Meine Aufgabe war es, den dicken Nerv aus dem Bein in mehrere Fasern zu teilen, diese unter dem Mikroskop zu vernähen und den Nerv dann von der intakten Seite durch ein so genanntes subkutanes Tunnelsystem an der Stirn zu führen
– erklärte der plastische Chirurg.
Das Team der Augenheilkunde unter der Leitung von Dr. Ágnes Füst führte den Nerv durch das Augenlid in die Augenoberfläche ein und führte ihn dann unter der Bindehaut um die Hornhaut herum, wo er an fünf Punkten fixiert wurde. Während des spezialisierten augenärztlichen und plastisch-mikrochirurgischen Eingriffs nähten die Ärzte die millimeterdicken Gebilde unter einem Operationsmikroskop zu. „Der schwierigste Teil der Operation bestand darin, die Reihenfolge der Schritte so zu organisieren, dass der plastische Chirurg und das Team der Augenheilkunde abwechselnd arbeiten konnten“ – erinnerte sich Dr. Ágnes Füst, Assistenzprofessorin an der Augenklinik, an die Schwierigkeiten des vierstündigen Eingriffs.
Der Patient litt an rezidivierenden, nicht heilenden Hornhautgeschwüren aufgrund von Nervenschäden, die durch einen Tumor des zentralen Nervensystems verursacht wurden. Sie hatte sich zuvor drei Augenoperationen unterzogen, um eine Heilung der Geschwüre und der Überhäutung der Hornhaut zu erreichen und eine weitere Verschlechterung des Sehvermögens zu verhindern. Seit der Operation ist das Geschwür jedoch nicht zurückgekehrt, und die Lebensqualität der Patientin hat sich weiter verbessert, so dass sie ihr Sehvermögen nicht vollständig verloren hat.
Orsolya Dávid
Foto: Boglárka Zellei – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák