Von allen herkömmlichen Zigaretten, E-Zigaretten, Wasserpfeifen und rauchlosen Tabakprodukten schädigen E-Zigaretten das Gewebe um implantierte Zähne am wenigsten – so eine aktuelle Studie der Semmelweis Universität. Laut dieser Studie schädigen alle Tabakerzeugnisse das Gewebe um die Implantate im Vergleich zu Nichtrauchern, wobei Wasserpfeife und Snus den größten Schaden anrichten. Und die Auswirkungen alternativer Tabakerzeugnisse auf das Zahnbett, die in der Öffentlichkeit als weniger schädlich gelten, sind meist nicht anders als die von herkömmlichen Zigaretten, manchmal sogar schlimmer.
Forscher der Semmelweis Universität verglichen die Auswirkungen von bei Rauchern beliebten Produkten auf das Gewebe um Zahnimplantate mit dem Zahnbett von Nichtrauchern. Das Risiko von Erkrankungen um Implantate herum und von Läsionen in der Mundhöhle ist bei Rauchern höher, die daher als gefährdete Gruppe gelten.
Die Rangfolge wurde anhand verschiedener klinischer Faktoren ermittelt, die auf eine Entzündung hindeuten, z. B. Blutungen in der Zahnfleisch- und Implantat-Tasche während der Untersuchung, die Tiefe der Tasche, Plaqueablagerungen auf dem Implantat, erhöhte Flüssigkeitsbildung in der Tasche, Knochenverlust usw.
Bei elektrischen Zigaretten war der Unterschied im Vergleich zu Nichtrauchern und anderen Tabakerzeugnissen am geringsten.
„Es ist ein Irrglaube, dass rauchlose Produkte oder Wasserpfeife weniger schädlich sind, da sie das Gewebe um das Implantat herum ernsthaft schädigen“
– sagt Dr. Barbara Kispélyi, außerordentliche Professorin an der Klinik für Prothetik der Semmelweis Universität und letzte Autorin der Studie.
Rauchen kann sogar ein Ausschlusskriterium sein, wenn man ein Implantat benötigt, da die Chemikalien im Rauch das Gewebe um den implantierten Zahn herum schädigen und seine Heilung verlangsamen können. „Bestandteile des Tabakrauchs erhöhen den Gehalt an Substanzen, die Entzündungen im Zahnfleisch verursachen und aufrechterhalten. Außerdem hat Nikotin eine gefäßverengende Wirkung, die die Blutzufuhr zum Gewebe verringert und so die Wundheilung erschwert“ – sagt Dr. Orsolya Vámos. Nach dem Einsetzen des Implantats muss auch der Heilungsprozess berücksichtigt werden, da das umgebende Weichgewebe empfindlicher ist als das Gewebe um den natürlichen Zahn, fügt sie hinzu.
Ob Raucher Implantate bekommen können, hängt vom Ausmaß des Rauchens und anderen Faktoren ab, die die allgemeine Gesundheit beeinflussen. Auch die Mundhygiene ist wichtig und sie ist bei Rauchern in der Regel schlechter. „Zu den gesundheitlichen Erwägungen kommen das Risiko eines leichten Traumas und die Komplikationen in Verbindung mit dem Verfahren, sowie die Kosten des Eingriffs. Außerdem liegt es in der Verantwortung des Arztes, zu entscheiden, ob er nach sorgfältiger Planung und Informieren des Patienten eine Implantation empfiehlt oder wegen der möglichen Risiken und Komplikationen davon absieht“ – erklärt Dr. Barbara Kispélyi.
Auch wenn es nicht möglich ist, mit dem Rauchen aufzuhören, sollte es für einige Tage nach der Implantation vermieden werden. Auch danach lohnt es sich darauf zu verzichten, denn Rauchen kann die Hauptursache für Entzündungen um das Implantat herum sein, die zu dessen Verlust führen können. Die durchschnittliche Fünfjahresüberlebensrate von Implantaten bei gesunden, nicht rauchenden Patienten liegt bei über 96,9 %, bei Rauchern dagegen bei 89,6%1
Laut internationalen Marktforschungsprognosen wird die Nachfrage nach Zahnimplantaten in den nächsten Jahren weltweit um durchschnittlich 4,4 bis 6,3 % steigen. Dieses Wachstum wird durch das steigende Durchschnittsalter, eine alternde Bevölkerung, eine verbesserte Mundhygiene und ästhetische Überlegungen angetrieben. Der globale Umsatz für Implantate beträgt fast 4 Milliarden Dollar pro Jahr und wird voraussichtlich jährlich um fast 8 % wachsen. Allein in den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr 5 Millionen Implantate eingesetzt.
[1] Sayardoust S, Grondahl K, Johansson E, et al. Implant survival and marginal bone loss at turned and oxidized implants in periodontitis-susceptible smokers and never-smokers: a retrospective, clinical, radiographic case-control study. J Periodontol 2013;84(12):1775-82. doi: 10.1902/jop.2013.120608 [published Online First: 20130222]
Zsófia Végh
Fotos: Boglárka Zellei
Übersetzung: Judit Szlovák