Ab Januar 2024 können angehende Fachärzte an einem Simulator, der in der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG) zur Verfügung steht, Gastroskopie oder Eingriffe an den Gallenwegen üben. Im Rahmen des internationalen Endoskopie-Trainingskurses Ende Mai konnten 22 Residenzärzte für Gastroenterologie aus acht Ländern in einer einzigartigen Umgebung und mit zusätzlicher, noch nicht weit verbreiteter Ausrüstung die für grundlegende endoskopische Eingriffe erforderlichen Fähigkeiten erlernen.
Die Endoskopie ist einer der Grundpfeiler der gastroenterologischen Ausbildung. Sie ermöglicht nicht nur die Diagnostik, d. h. die Erkennung von Krankheiten und die Entnahme von Proben, sondern auch minimalinvasive Eingriffe
– sagte Dr. István Hritz, außerordentlicher Professor. Der Leiter des Lehrstuhls für Interventionelle Gastroenterologie erklärte, dass die Endoskopie heute zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt werden kann, für die früher ein chirurgischer Eingriff erforderlich war, z. B. zur Entfernung von Polypen und zur Stillung von gastrointestinalen Blutungen. Die Aneignung der notwendigen Routine ist ein integraler Bestandteil der Facharztausbildung und damit der Facharztprüfung, betonte der Präsident der Gastroenterologischen Arbeitsgruppe der Semmelweis Universität.
Während die Technik früher vor allem am lebenden Patienten gelehrt wurde – was selbst mit professioneller Unterstützung unweigerlich zu Unbehagen der Patienten führen konnte – werden heute Simulatoren zur Unterstützung der Ausbildung eingesetzt. Diese haben den Vorteil, dass sie verschiedene Lebenssituationen simulieren und gleichzeitig den Stress des Eingriffs eliminieren können.
„Um grundlegende endoskopische Fertigkeiten zu erlernen, ist nur ein Schuhkarton mit einem Loch nötig, an dem man verschiedene Objekte befestigen kann, die mit dem Endoskop untersucht und betrachtet werden können“- erinnerte Dr. István Hritz. Der virtuelle Simulator verfügt über ein Einführungsmodul, in dem man die Bedienung des Geräts anhand verschiedener Übungen erlernen kann. Das Besondere an dem Gerät ist jedoch, dass es die Situationen, die bei endoskopischen Untersuchungen auftreten, realistisch wiedergibt. Zu Beginn jeder Übung gibt die Software einen Fall mit den Daten des virtuellen Patienten, seiner Krankengeschichte und seinen Symptomen vor. Während des endoskopischen Eingriffs kann der Kandidat das Objekt der Untersuchung und den Weg des Untersuchungsgeräts auf dem Computermonitor verfolgen, während der Simulator audiovisuelles Feedback über den Verlauf des Eingriffs, die Schmerzen des Patienten und, am Ende der Übung, über den Erfolg des Eingriffs gibt.
Gemäß der Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität und dem Vertreiber wird der Simulator im ersten Jahr der Facharztausbildung für Gastroenterologie an der Semmelweis Universität eingesetzt und steht nicht nur den Studenten, sondern auch den nationalen und internationalen Facharzt-Kandidaten zur Verfügung. Die erste Veranstaltung dieser Art war der internationale Trainingskurs, der am 23. und 24. Mai 2024 am STéG stattfand und bei dem die Teilnehmer unter der Leitung von Dr. Fruzsina Vilmos, Auszubildende zum Facharzt, und Dr. Bálint Gellért, Facharzt für Innere Medizin, als qualifizierte Simulator-Trainer ihre Fertigkeiten erlernen konnten.
An dem internationalen Endoskopie-Fortbildungskurs nahmen zwanzig angehende Fachärzte vor allem aus der Region, Österreich, der Tschechischen Republik, Kroatien, Rumänien, Serbien, der Slowakei und Kasachstan sowie je ein ungarischer Facharzt-Kandidat der STéG und der Klinik für Innere Medizin und Onkologie teil. Da die Teilnehmer noch nie oder nur wenige Male endoskopische Eingriffe durchgeführt hatten, war der erste Tag des zweitägigen Kurses der Theorie gewidmet, mit sieben Vorträgen über verschiedene Bereiche der Endoskopie von universitären und internationalen Experten, und am zweiten Tag wurden an fünf Arbeitsstationen in Gruppen von maximal fünf Personen fünf Hands-on-Trainingseinheiten von jeweils 80 Minuten durchgeführt.
Zu Beginn der Veranstaltung hielten Dorottya Ágoston, Produktmanagerin und Geschäftsführerin von Ferring Hungary GmbH, Dr. Attila Szijártó, Direktor der STéG, und Dr. István Hritz, Leiter des Zentrums für invasive Endoskopie der STéG und Vorsitzender des Bildungsausschusses der Europäischen Gesellschaft für Gastrointestinale Endoskopie (ESGE), eine kurze Begrüßungsrede.
Über die Bedeutung des Trainings erläuterte Dr. Attila Szijártó, dass die Teilnehmer Techniken der Blutstillung und des Perforations-Managements erlernen, einen Einblick in das Kadaverendoskopie-Programm erhalten und sich die Grundlagen der abdominalen Ultraschalluntersuchung aneignen werden.
Laut Dr. István Hritz ist die Veranstaltung neben dem Kadaverkurs auch deshalb besonders, weil der computergestützte Simulator mit mechanischen Hybridsimulatoren und einem Komposit-Schweinemagen kombiniert wurde. Er wies auch auf die museale Endoskop-Sammlung des STéG hin, die er als weltweit einzigartig bezeichnete, da sie sehr alte und spezielle Endoskope und laparoskopische chirurgische Instrumente sowie das erste Duodenoskop enthält, das in Ungarn zu Beginn der 70er Jahre für die erste endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie (ERCP) zur Erkennung von Erkrankungen der Gallenwege und des Pankreasgangs verwendet wurde.
Am zweiten Tag der Veranstaltung, die sich auf die praktischen Fertigkeiten konzentrierte, wies Dr. István Hritz darauf hin, dass der am STéG vorhandene GI-Mentor-Simulator mit Unterstützung von Hun-Med GmbH und Endo Plus Service GmbH auch durch Endoskoptürme, Prozessoren und Endoskope, die ausschließlich zu Schulungszwecken verwendet werden, sowie einen Mikoto-Hybrid-Simulator für den unteren und oberen Verdauungstrakt ergänzt wurde. Das letztgenannte Gerät konnte von den Teilnehmern unter der Aufsicht von Dr. Pál Miheller, Assistenzprofessor, getestet werden. Diese speziellen Simulatoren bestehen aus einem Latexmagen oder -darm, der mit einer Computerhardware verbunden ist, die den Druck oder den Luftstrom in das simulierte Organ durch die Person, die die Übung durchführt, messen kann.
Ein weiterer Teil der Veranstaltung bestand darin, unter der Anleitung von Dr. István Hritz die Blutstillung und Versorgung von Perforationen an Schweinemägen zu üben. Die Fachärzte-Kandidaten setzten mit Hilfe von Infusionskathetern und Rote-Bete-Saft so genannte „Bärenfallen“-Klammern an simulierten Blutungsstellen, und in einer weiteren Übung wurde der Umgang mit einer möglichen Perforationskomplikation während eines Eingriffs simuliert.
Im Rahmen des zweitägigen Programms konnten die angehenden Fachärzte am Institut für Anatomie, Gewebe- und Entwicklungsmedizin mit Unterstützung von Dr. László Barkai, Assistenzprofessor, und Dr. Ákos Iliás, Assistenzprofessor für klinische Medizin, an einem endoskopischen Kadavertraining teilnehmen. Das Fixierverfahren, das mit dem Namen von Dr. Tamás Ruttkay, Assistenzprofessor für Anatomie, verbunden ist, stellt eine einzigartige Ausbildungsmöglichkeit im Bereich des Magen-Darm-Trakts dar, die in Zukunft auch zum Erwerb fortgeschrittener endoskopischer Fähigkeiten beitragen kann.
An der fünften Arbeitsstation konnten die Teilnehmer unter der fachlichen Anleitung von Dr. Gabriella Győri, Oberärztin der Klinik für Medizinische Bildgebung, Ultraschalluntersuchungen des Abdomens (Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse, Niere und Darm) an gesunden Freiwilligen-Modellen durchführen. Obwohl es sich hierbei nicht um eine endoskopische Untersuchung handelt, sind diese Untersuchungen ein integraler Bestandteil der Grundausbildung eines Gastroenterologen” – betonte Dr. István Hritz.
Dr. Balázs Csizmadia, Judit Szabados-Dőtsch
Foto: Bálint Barta, Boglárka Zellei – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák