Eine relativ einfache, aber in der täglichen Routine noch nicht weit verbreitete Ultraschalluntersuchung der Lunge könnte die personalisierte Behandlung von Neugeborenen mit Atemnot, einschließlich Frühgeborener, erheblich verbessern. In Ungarn wurde zum ersten Mal ein internationaler Trainingskurs zu diesem Thema von dem Lehrstuhl für Neonatologie der Semmelweis Universität organisiert. Ziel des Lehrstuhls ist es, landesweit mehr Neonatologen mit diesem relativ einfach zu erlernenden Diagnoseverfahren vertraut zu machen, das in Notfällen wie beim Atemnotsyndrom eingesetzt werden kann, um schnelle, lebensrettende Entscheidungen zu treffen.

Ein erheblicher Anteil der Neugeborenen auf der Neugeborenen-Intensivstation muss aufgrund eines Lungenversagens beatmet oder beim Atmen unterstützt werden. Derzeit ist das Röntgen des Brustkorbs der Standard für die bildgebende Diagnostik der Lunge, aber der Lungenultraschall liefert in vielerlei Hinsicht viel zuverlässigere, detailliertere und reichhaltigere Informationen“ – sagte der Leiter der Klinik für Neonatologie an der Klinik für Pädiatrie.

Wie Dr. Miklós Szabó betonte, ist die Anerkennung der Bedeutung des Lungenultraschalls ein neuer Trend auch auf internationaler Ebene, weshalb es ein wichtiger Schritt ist, dass die Klinik – zum ersten Mal in Ungarn – einen internationalen Fortbildungskurs zu diesem Thema organisiert hat, der von der Pionierin der neonatalen Lungenultraschalluntersuchungen, der herausragenden internationalen Expertin Dr. Virginie Meau-Petit geleitet wurde. „Viele sagen, dass dieses Verfahren das Stethoskop der Zukunft ist, d.h. es sollte genauso zur täglichen Routine des Kinderarztes oder Neonatologen gehören wie das bekannte Symbol der Medizin, das man um den Hals trägt“ – erklärte der Lehrstuhlleiter.

In der Klinik für Pädiatrie der Semmelweis Universität werden seit zwei oder drei Jahren Ultraschalluntersuchungen der Lunge auf der neonatalen Intensivstation durchgeführt, da es Spezialisten gibt, die im Ausland Erfahrungen darüber gesammelt haben. Eine von ihnen ist Dr. Barbara Szász Fachärztin für klinische Medizin und Initiatorin des aktuellen Kurses, die ihre Ausbildung in Neonatologie in London absolvierte und bei Dr. Virginie Meau-Petit lernen konnte, die zu diesem Kurs eingeladen wurde.

„Vor zehn Jahren, als ich mein Studium abschloss, wurde uns gelehrt, dass die Lunge nicht mit Ultraschall untersucht werden kann, und das war auch der internationale Standpunkt“ – sagte Dr. Barbara Szász und erklärte, warum dies ein neuer Ansatz ist, womit man sich erst in den letzten 5-10 Jahren befasst hat.

Wie sie betonte, liegt der Vorteil der Ultraschalluntersuchung darin, dass sie leicht zugänglich ist, zum Patientenbett gebracht werden kann, schnell durchgeführt werden kann, eine personalisierte Medizin ermöglicht und der behandelnde Arzt in kürzester Zeit Antworten auf seine Fragen erhält, ohne dass das Neugeborene einer Strahlung ausgesetzt wird. Sie kann besonders hilfreich sein, wenn eine plötzliche Verschlechterung des Zustands eintritt und schnelle Entscheidungen erforderlich sind, z. B. sie kann bei der Diagnose eines Pneumothorax auch lebensrettend sein.

Es kann auch bei der Behandlung des Atemnotsyndroms helfen, einer schweren Lungenerkrankung bei Frühgeborenen, die auf eine unterentwickelte Lunge zurückzuführen ist, weil dadurch früher erkannt werden kann, ob ein Eingriff erforderlich ist” – so Dr. Barbara Szász.

Der zweitägige Kurs, der sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Teil hatte, wurde von dem Lehrstuhl für Neonatologie organisiert und von der Stiftung für das Bókay-Kinderkrankenhaus unterstützt; neben den Mitarbeitern des Universitätsklinikums nahmen auch Neonatologen aus dem ganzen Land, insgesamt mehr als dreißig, an dem Kurs teil. Nach einer theoretischen Einführung erlernten die Teilnehmer in den NIC-Abteilungen der Kinderklinik und der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie die Grundlagen der Ultraschalluntersuchung der Lunge bei Neugeborenen. Künftig können sie ihre Fähigkeiten in ihren eigenen Abteilungen durch regelmäßiges Fern-Mentoring weiter ausbauen.

Der Kurs wurde von der Gastdozentin Dr. Virginie Meau-Petit geleitet, die ihr umfangreiches Wissen auf den neonatologischen Intensivstationen (NICUs) von Necker-Enfants und Evelina London Children’s Hospital in Paris und London erworben hat. Sie erzählte, dass sie seit zehn Jahren Ultraschalluntersuchungen der Lunge bei Neugeborenen durchführt, wobei sie die Technik 2013-2014 in Frankreich erlernte und das Verfahren seit sechs Jahren unterrichtet. „Als ich damals nach Großbritannien kam, führte niemand einen Lungenultraschall bei Babys durch, sondern man scannte lediglich den Schädel durch die Fontanellen der Neugeborenen. Ebenso war es damals üblich, dass Neonatologen keinen Herzultraschall durchführten, sondern nur Radiologen und Kardiologen. Als wir zum ersten Mal versuchten, den neonatalen Lungenultraschall zu lehren, war der Workshop ein völliger Fehlschlag, weil es noch keine von Experten begutachteten Veröffentlichungen und Empfehlungen gab” – erinnert sie sich.

Aufgrund des großen Interesses in den Jahren nach der europäischen Expertenempfehlung führte Dr. Virgine Meau-Petit zunächst theoretische und praktische Schulungen für britische Neonatologen in Neonatologie-Einheiten vor Ort durch. Im Laufe der Zeit wurden diese Schulungen dann in formelle Schulungen der britischen NeoFOCUS-Gruppe umgewandelt, wobei am letztjährigen Kurs in Glasgow 70 Neonatologen teilnahmen. Die Workshops der Gruppe werden inzwischen nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern auch in Frankreich angeboten. Außerdem werden wöchentliche Online-Konsultationen für die Teilnehmer angeboten, einschließlich Fallbesprechungen.

Ultraschall wird traditionell zur Diagnose von Organen verwendet, die aus Flüssigkeiten und Geweben bestehen, wie z. B. Leber, Nieren oder Gebärmutter, da der Ultraschall die Unterschiede der Gewebe erkennen kann. Die Einzigartigkeit des Lungenultraschalls als Technologie liegt darin, dass ein großer Teil des Lungenvolumens aus Luft besteht, die der „Feind“ des Ultraschalls ist. Hier funktioniert dieses bildgebende Verfahren also indirekt, d. h. es ist das Verhältnis von Wasser zu Luft, das einen Hinweis auf den Zustand des Patienten gibt. Je kränker die Lunge ist, desto mehr Flüssigkeit enthält sie” – erklärte sie.

 

Die Erfahrung zeigt, dass die Vorteile dieser Technologie bei Neugeborenen noch deutlicher zutage treten: Die geringe Größe der Organe im Vergleich zum Kopf des Ultraschallgeräts ermöglicht eine schnellere Untersuchung der Lunge. Das gesamte Organ ist in einem Bild zu sehen und das Bild ist von besserer Qualität als bei Erwachsenen. Die Schnelligkeit und Genauigkeit der Methode stellen einen großen Fortschritt für die medizinische Versorgung im Alltag dar” – so Dr. Virgine Meau-Petit.

Die Ultraschalluntersuchung der Lunge wurde von Dr. Daniel A. Lichtenstein, einem Intensivarzt für Erwachsene in Frankreich, entwickelt. Es hat mehr als ein Jahrzehnt gedauert, bis diese zunächst unkonventionelle Methode in der Fachwelt breite Akzeptanz und wissenschaftliche Unterstützung für ihre Berechtigung und Vorteile gegenüber CT-Untersuchungen der Lunge oder Röntgenaufnahmen des Brustkorbs gefunden hat. Die Anwendung dieser Methode bei Neugeborenen wurde von Dr. Daniel Lichtenstein und Dr. Nadya Yousef gemeinsam entwickelt, und ihre klinischen Studien haben nun den wissenschaftlichen Nachweis für ihren klinischen Nutzen erbracht. Der Durchbruch kam mit der Veröffentlichung der Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Intensivmedizin und Neonatologie (ESPNIC) im Jahre 2020 für die breite Anwendung der Technologie.

 

Pálma Dobozi, Judit Szabados-Dőtsch
Foto: Boglárka Zellei – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák