Was sind die wichtigsten Dinge, die wir für unsere Gesundheit tun können und die im Alltag relativ leicht zu handhaben sind? Im neuesten Teil unserer Artikelserie gibt Dr. István Gera, Professor für Parodontologie und emeritierter Professor der Klinik für Parodontologie an der zahnmedizinischen Fakultät der Semmelweis Universität, Tipps, wie wir unsere Zähne gesund erhalten können.
- Wir sollten lernen, die Zahnbürste richtig zu benutzen!
„Zahnkaries und Parodontalerkrankungen betreffen 90-95 % der Bevölkerung. Es gibt wohl keine andere Volkskrankheit, die durch ein rechtzeitiges Präventionsprogramm, d. h. durch das Erlernen der richtigen Zahnputztechnik in jungen Jahren, vollständig vorzubeugen ist“ – sagt Dr. István Gera. Er betont, dass eine Zahnbürste wie ein Schleifmittel funktioniert: Dort, wo sie den Zahn berührt, entfernt sie den weichen Zahnbelag (den Biofilm), aber wenn die Borsten der Zahnbürste nicht mit der Zahnoberfläche in Berührung kommen, ist jedes Werkzeug, das man benutzt, unwirksam. Es wird empfohlen, zweimal am Tag, morgens und abends, Zähne zu putzen, aber wie er sagt, ist die richtige Technik besonders wichtig. D.h. es ist eben besser, die Zähne alle zwei Tage gründlich zu putzen, als fünfmal am Tag oberflächlich zu reinigen und dabei die am schwersten zu erreichenden Zahnflächen zu vergessen. Es wird empfohlen, die Zahnbürsten alle drei Monate zu wechseln und darauf zu achten, dass die Innen- und Außenseite der Bürste gründlich gereinigt wird. Dies dauert bei einer herkömmlichen Zahnbürste eineinhalb bis zwei Minuten und bei einer elektrischen Zahnbürste mindestens eine Minute.
- Wir sollten regelmäßig zum Zahnarzt gehen!
„Um Karies und Parodontose vorzubeugen, ist es außerdem unerlässlich, mindestens zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung, d. h. Plaque-Entfernung und Zahnpolitur, bei einem Mundhygieniker, einem Zahnarzt oder Parodontologen machen zu lassen. Gesundheitsbewusstes Verhalten ist schon in jungen Jahren sehr wichtig: Eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung beseitigt hartnäckige Beläge, und durch tägliches Putzen lässt sich die Bildung neuer Beläge wirksam verhindern“ – sagt Dr. István Gera. Er betonte auch, dass Zahnkaries nur in sehr frühen Stadien rückgängig gemacht werden kann, während Parodontose zwar irreversibel ist, aber mit der richtigen Behandlung gestoppt werden kann. Deshalb kommt es sowohl bei Karies als auch bei Parodontose darauf an, sie so schnell wie möglich richtig zu behandeln“ – sagte er und fügte hinzu, dass Karies zwar relativ früh Beschwerden verursacht, Parodontose aber lange Zeit symptomlos bleiben kann – wenn Mundgeruch nicht dazu gezählt wird. Es ist sehr wichtig, auf die Mundhygiene zu achten. Das erste Anzeichen ist Zahnfleischbluten, aber wenn man andere Beschwerden hat, sollte man so schnell wie möglich einen Spezialisten aufsuchen“ – rät Dr. István Gera.
- Man sollte Zahnseide und Zahnreinigungsinstrumente richtig benutzen!
Unsere Zähne haben eine unglaublich komplexe Struktur, so dass ihre Reinigung komplex gehandhabt werden muss“ – sagt der Professor. Bei gesunden Menschen kann die 1 mm breite Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch durch richtiges Putzen sauber gehalten werden, aber in den Zahnzwischenräumen, unter der Zahnfleischpapille, gibt es eine 3 mm große Fläche, auf der sich Bakterien ansiedeln können, was für ihre Größe sehr tief ist. Dieser Bereich wird von den Borsten der Zahnbürste nicht erreicht, so dass die Verwendung von Zahnseide erforderlich sein kann. Dr. István Gera sagt: „Bei jungen Menschen, wenn die Zahnzwischenräume eng sind und man nicht zwischen die Zähne sehen kann, sollte man immer Zahnseide benutzen, ebenso wie bei Zahnfleischbluten, weil sich dort Bakterien, der Zahnbelag, ansammeln. Auch hier kommt es auf die richtige Technik an: Falsch eingesetzte Zahnseide kann die Zahnfleischpapillen verletzen, was mehr schaden als nützen kann“ – so der Professor. Bei der korrekten Reinigung der Zahnzwischenräume wird die Zahnseide sanft durch den Kontaktpunkt zwischen beiden Zähnen geführt und somit so wenig Schaden wie möglich angerichtet. Durch die schonende und regelmäßige Reinigung mit Zahnseide werden Bakterien, die sich in den Zahnzwischenräumen angesammelt haben, entfernt. Es ist wichtig, dass dies nach einer professionellen Zahnreinigung geschieht, da die Verwendung von Zahnseide auf einer bereits mit Zahnstein bedeckten Zahnoberfläche mehr schaden als nutzen kann“ – warnte er. Ein weiteres Hilfsmittel, die Zwischenraumbürste, wird für ältere Menschen empfohlen, wenn die Zahnzwischenräume bereits offen sind, d. h. wenn der Abstand zwischen den beiden Zähnen mehr als 1 mm beträgt: Dies ist auf die Zerstörung des Knochens und den Rückgang des Zahnfleischs aufgrund von Parodontalerkrankungen zurückzuführen.
Die Anwendung sollte von einem Facharzt erlernt werden, wobei die Anweisungen genau zu befolgen sind und auch darauf zu achten ist, dass die Instrumente in der richtigen Größe verwendet werden. In einigen Fällen, wie z. B. bei Plattenprothesen, wird auch die Verwendung eines Zungenreinigers empfohlen“, – sagte der Professor und betonte, dass die raue Oberfläche des Gaumens die Zunge auf natürliche Weise reinigt, so dass ein separater Zungenreiniger empfohlen wird, wenn diese Funktion aus irgendeinem Grund nicht funktioniert, z. B. wegen der glatten Oberfläche der Prothese.
- Man sollte die Bakterien im Mund fest im Griff haben!
Nach Aussage des Professors ist die Mundhöhle das am stärksten infizierte Mikrobiom des menschlichen Körpers, in dem 700 verschiedene krankheitserregende Bakterien nachgewiesen wurden. Ein ansonsten gesunder Körper kann bis zu einem gewissen Grad damit leben, aber regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine gute Mundhygiene sind dafür unerlässlich. Wenn sich krankheitserregende Bakterien in den Furchen, in denen unsere Zähne auf das Zahnfleisch treffen, und in der Plaque, die sich in den Zahnzwischenräumen bildet, vermehren, kann dies schwerwiegende Folgen nicht nur für unsere Zähne, sondern für unseren gesamten Körper haben. Zahnprobleme wirken sich auf unsere allgemeine Gesundheit aus: Herzentzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen und Lungenentzündungen können unter anderem mit den Bakterien in Verbindung gebracht werden, die in unserem Mund leben können, wenn wir der Mundhygiene nicht genügend Aufmerksamkeit schenken“ – warnte Dr. István Gera. Außerdem sei eine unbehandelte Parodontitis für einen großen Teil der Zahnverluste verantwortlich – sagte er.
- Wir sollten nicht rauchen und keine zuckerhaltigen Getränke trinken!
Rauchen und zuckerhaltige Getränke können die Zahngesundheit langfristig schädigen und zu vielen Zahnproblemen führen. Laut Dr. István Gera ist Rauchen einer der wichtigsten Risikofaktoren für Parodontalerkrankungen. Wenn man also nicht raucht, hat man schon viel für die Gesundheit seiner Zähne getan. Auch eine abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig: Eine Ernährung, die reich an Kalzium, Vitamin C und B-Vitaminen ist, trägt zur Erhaltung gesunder Zähne bei. Kohlenhydrate, die an der Zahnoberfläche und in den Zahnzwischenräumen (Plaque) haften, können unsere Zähne jedoch auf verschiedene Weise schädigen. Indem sie die Karies verursachenden Bakterien ernähren, tragen sie zur Bildung von Säure bei, die wiederum den Zahnschmelz angreift und zu irreversiblen Zahnschmelzschäden (Karies) führt.
Laut Dr. István Gera sollte der regelmäßige und übermäßige Konsum von Obstsäften und zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken vermieden werden, stattdessen empfiehlt er, sauberes Leitungswasser zu trinken.
In Bezug auf das Essen wies er auch darauf hin, dass das Zähneputzen nicht unmittelbar nach den Mahlzeiten erfolgen sollte, da der Zahnschmelz durch die leichte Auflösung des Schmelzes, die durch säurehaltige Lebensmittel verursacht wird, etwas weicher und weniger widerstandsfähig gegen die abrasive Wirkung der Zahnbürste wird. Nach etwa einer halben Stunde stellt unser Speichel als gesättigte Kochsalzlösung das Gleichgewicht wieder her, so dass das Zähneputzen wieder gefahrlos möglich ist.
Den ersten Teil unserer Serie über die Lunge finden Sie hier, den Teil über die Gesundheit der Gelenke hier, unsere Ratschläge zur gesunden Ernährung hier, die Semmelweis-Tipps zur Gesundheit des Gehirns hier und unseren Artikel über gesunden Schlaf hier.
Péter Pogrányi
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák