Von der Kardiologie über die Psychiatrie und die Anästhesie bei Neugeborenen bis hin zu einer neuen Methode zur Beschleunigung der Wundheilung – beim diesjährigen Kerpel-Tag stellten die Stipendiaten des Kerpel-Fronius-Ödön-Talentförderprogramms ihre bahnbrechende Forschungsarbeiten vor. Außerdem wurden die diesjährigen Preise für Studierende des Kerpel-Programms sowie die Preise für “Outstanding Mentors” verliehen.

Solche Begabungen sollten nicht nur Selbstzweck sein, nicht nur neues Wissen anregen, sondern auch ihren Zeitgenossen und der Zukunft dienen und nutzen – rief Dr. György Fekete, emeritierter Professor, Doktor der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Vorsitzender des Talentrates des Begabtenförderungsprogramms Kerpel-Fronius, den Stipendiaten in seiner Begrüßungsrede anlässlich des diesjährigen Kerpel-Tages zu. Dr. Attila Szabó, stellvertretender Klinikrektor und Sekretär des Kerpel-Fronius-Talentrates, betonte, dass es zwar immer wieder heißt, die Universität baue auf dem soliden Fundament auf, das ihre Vorgänger gelegt haben, dass es aber auch sehr wichtig ist, dass sich jede Generation weiterentwickelt und etwas Neues schafft, das dieses Fundament ergänzt. Er wies auch darauf hin, dass die Ausstellungen des Semmelweis-Salons zwar oft als Treffpunkt von Wissenschaft und Kunst bezeichnet werden, dieses Motto aber auch für den Kerpel-Tag gilt, an dem herausragende und talentierte Studierende der Universität ihre akademischen und künstlerischen Leistungen vorstellen.

Der diesjährige Kerpel-Tag bildete da keine Ausnahme. Dr. György Fekete und Dr. Attila Szabó überreichten den Kerpel-Preis für herausragende wissenschaftliche und gemeinnützige Aktivitäten – mit Unterstützung des Freundeskreises der Semmelweis Universität – an Dr. Judit Bodnár und Dr. Olivia Bottlik, PhD-Studenten. Darüber hinaus wurden die Preise für herausragende Mentoren des Talentrates verliehen. In diesem Jahr erhielten Dr. András Kiss, Direktor des Instituts für Pathologie, Rechts- und Versicherungsmedizin, und Dr. Ákos Zsembery, Leiter des Lehrstuhls für Oralbiologie, die Auszeichnungen.

Anschließend konnten sich die Teilnehmer einen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit der Teilnehmer des Kerpel-Programms verschaffen. Dazu gehörte auch die Forschung von Gábor Orbán, PhD-Student und Assistenzarzt in der Kardiologie, über bildgebende Untersuchungen zur Erleichterung der Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern. Die Entwicklung der MR-Sequenz des Herzens ohne Kontrastmittel und die Erforschung ihrer Anwendungsmöglichkeiten wird den Behandlungsärzten helfen, zwischen den Verfahren zur Stabilisierung des Zustands des Patienten zu entscheiden und den Verlauf des Eingriffs auf der Grundlage eines möglichst genauen Bildes der Herzarterien zu planen. Diese Methode kann auch den zusätzlichen Vorteil haben, dass sie im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden für die Patienten bequemer ist, und sie mag manchmal für Patienten empfohlen werden, die allergisch auf Kontrastmittel reagieren oder die sich aufgrund anderer medizinischer Bedingungen keiner Kontrastuntersuchung unterziehen können.

Dr. Dorottya Őri, PhD-Studentin, berichtete darüber, wie aus einem eigentlich auf Ungarn fokussierten Forschungsprojekt eine umfassende Studie über die Einstellung von Psychiatern in 32 Ländern gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen wurde. Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie gehört, dass Psychiater selbst, vom Westen zum Osten hin, Menschen mit psychischen Erkrankungen zunehmend stigmatisieren – Ungarn ist in dieser Hinsicht ein mäßig parteiisches Land. Die Ergebnisse zeigen, dass, wenn man im eigenen Freundes- und Familienkreis jemanden mit psychischer Erkrankung kennt, selbst Hilfe gesucht hat oder regelmäßig an Fallbesprechungen teilnimmt, die Wahrscheinlichkeit, von den Fachärzten akzeptiert zu werden, deutlich größer ist.

Dr. Sarolta Haiyen Trinh, PhD-Studentin, berichtete über die Ergebnisse einer Pilotstudie zur Anästhesie von Neugeborenen, an der zwanzig Frühgeborene teilnahmen. Da es nur wenig Literatur darüber gibt, was normale Veränderungen des Blutdrucks und der Gewebeoxygenierung bei anästhesierten Neugeborenen ausmacht, wollte sie herausfinden, welche Messungen und Instrumente zur Beantwortung dieser Fragen während einer Operation im Alter von durchschnittlich anderthalb Monaten verwendet werden könnten. Unter Verwendung eines NIRS-Monitors, der auf der Nahinfrarotspektroskopie basiert, fanden sie heraus, dass die NIRS-Messwerte eines Gehirnsensors ein guter Indikator für die systemische regionale Gewebeoxygenierung sein könnten und dass eine aggressivere Flüssigkeits- oder Kreislaufunterstützung bei Patienten erforderlich war, bei denen niedriger Blutdruck, Hypotonie und eine Reduktion der regionalen Gewebeoxygenierung gleichzeitig auftraten. Eines der Ziele der Studie, die seit drei Jahren in der Kinderklinik läuft, ist die Entwicklung eines internen Protokolls für das intraoperative Managen von Veränderungen des Blutdrucks und der Gewebeoxygenierung.

Dr. Konstantinos Voniatis, angehender Facharzt, präsentierte seine Forschungsergebnisse zur Entwicklung von Nanofasernetzen für chirurgische Anwendungen. Ziel der Untersuchungen ist es, herauszufinden, ob es möglich ist, Netze oder Implantate zu entwickeln, die zur Beschleunigung der körpereigenen Wundheilung eingesetzt werden können, zum Beispiel bei Leistenbruchoperationen. Durch Experimente mit einem Verfahren, das als elektrostatisches Ziehen von Fasern bezeichnet wird, und unter Verwendung von zwei verschiedenen Polymerlösungen ist es ihnen gelungen, ein Verbundnetz zu testen, das erfolgreich die Prozesse modelliert, die im Körper während der Wundheilung ablaufen. Er wird weiter daran arbeiten, den Heilungsprozess zu verkürzen, indem er das Verhältnis der Polymerlösungen variiert. Derzeit untersucht er, ob die im Labor hergestellten Kompositnetze in Zell- und Tierversuchen verwendet werden können, er kennt jedoch Literaturdaten über die Herstellung eines chirurgischen Geräts, indem Netze in situ auf der offenen Wunde hergestellt werden. Längerfristig könnte auch dies eine Einsatzmöglichkeit sein.

Anschließend berichtete Dr. Eszter Lévai, Assistenzärztin der Kinderklinik, den Kerpel-Studenten von ihren Erfahrungen als Jellinek-Harry-Stipendiatin in Heidelberg. Die fachlichen Beziehungen, die laufende gemeinsame Forschung und die vielfältigen Forschungs- und Projektmanagementerfahrungen, die sie an der Heidelberger Kinderklinik sammeln konnte, waren für sie ausschlaggebend dafür, dass sie während ihres Studiums zehn Monate und als PhD-Studentin eineinhalb Jahre in Deutschland verbrachte. Sie wies auch auf die Bewerbungsfrist für das diesjährige Harry-Jellinek-Stipendium hin, die am 15. Mai endet, und bot den Teilnehmern ihre Unterstützung bei der Vorbereitung einer erfolgreichen Bewerbung an.

Der Kerpel-Tag endet traditionell mit der künstlerischen Darbietung talentierter Stipendiaten. In diesem Jahr spielte Boglárka Ninon Sas Medizinstudentin vom ersten Studienjahr Edward Elgars “Salut d’amour” auf dem Fagott, begleitet von ihrer Schwester Veronika Luca Sas am Klavier. Außerdem hörten die Teilnehmer einen Auszug aus Béla Bartóks Rumänischen Volkstänzen, bei dem Boglárka Sas Ninon am Klavier saß und ihre Schwester an der Violine begleitete. Dr. Judit Bognár, Assistenzärztin und PhD-Studentin des ersten Studienjahres, trug zwei Gedichte vor, “Das Geschenk” von Sándor Márai und “Ich will” von Sándor Reményik. Das diesjährige Programm endete mit der Vorführung des ersten Teils des Kerpel-Kurzfilms, der von der Generaldirektion für Marketing und Kommunikation der Universität hergestellt wurde.

Melinda Katalin Kiss
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák