In der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität wurde in diesem Jahr zum ersten Mal in Ungarn ein intrauteriner Eingriff durchgeführt, bei dem der Fötus narkotisiert wurde. Dank dieses Eingriffs konnte eine extreme Frühgeburt vermieden werden. Diesem ersten erfolgreichen Eingriff sind inzwischen acht weitere gefolgt. Die neue Arbeitsgruppe für Fetalmedizin unter der Leitung von Dr. Zsófia Benkő in der Abteilung Baross Straße und Dr. Gergő Leipold in der Abteilung Üllői út heißt schwangere Frauen aus dem ganzen Land willkommen, die sich für diese einzigartige Lösung interessieren, die das Leben ihres Kindes retten kann.
Borbala wurde in der 32. Schwangerschaftswoche geboren und wog 1900 Gramm. Jetzt ist sie 2 Monate alt, nimmt an Gewicht zu, entwickelt sich gut und ist ein kräftiges, starkes Baby – sagt ihre Mutter. Borbála war das erste Neugeborene, das in der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität unter Vollnarkose intrauterin operiert wurde.
Da der Körper der Mutter Antikörper gegen die Blutgruppe des Babys produzierte, war der 1200 Gramm schwere Fötus in der 28. Woche so stark blutarm, dass nur durch eine Bluttransfusion ein sofortiger Kaiserschnitt vermieden werden konnte. Blut kann auch durch die Nabelschnur verabreicht werden, was in der südungarischen Stadt Pécs, bereits mehrfach angewandt wurde. In diesem Fall war dieses Verfahren jedoch aufgrund der Lage der Plazenta nicht durchführbar. Die einzige Lösung bestand darin, das Blut direkt in die Bauchvene des Fötus zu verabreichen“ – erklärte Dr. Zsófia Benkő, Assistenzprofessorin an der Klinik, die sich das dafür erforderliche Wissen zuvor in einer zweijährigen Ausbildung in London angeeignet hatte.
Der erste Schritt des Verfahrens, das in Ungarn entwickelt wurde, aber international schon länger durchgeführt wird, bestand darin, den Fötus in die richtige Position in der Gebärmutter zu bringen und dann mit einer speziellen Nadel den betäubenden und schmerzlindernden Medikamentencocktail in dessen Oberschenkel zu injizieren. Die Bluttransfusion selbst konnte dann durch die Punktion einer Vene mit einem Durchmesser von 5-6 mm in der fetalen Leber eingeleitet werden, damit das Blutprodukt in den Kreislauf des Fötus gelangen konnte. Der Eingriff erfolgte unter Ultraschallkontrolle, so dass der Zustand des narkotisierten Fötus kontinuierlich überwacht werden konnte“ – erklärte Dr. Zsófia Benkő.
In der Zwischenzeit konnte die Mutter den Vorgang am Monitor mitverfolgen.
Ich bin unheimlich dankbar, dass die Klinik und die Ärztin sich für diese Lösung entschieden haben. Wir wussten, dass dies das erste Verfahren dieser Art in Ungarn war, aber wir waren der Meinung, dass wir nichts zu verlieren haben, dass wir unserem Baby jede Chance geben müssen, sich im Mutterleib zu entwickeln und nicht mit 1200 Gramm anämisch geboren zu werden.
– sagte die Mutter.
Die Bluttransfusion wurde nach zwei Wochen wiederholt, so dass das Baby insgesamt vier weitere Wochen im Mutterleib blieb. „In einer solchen Situation lohnt es sich, auch um einzelne Tage zu kämpfen, denn die Chancen auf ein komplikationsfreies Überleben steigen mit jedem Tag im Mutterleib, und vier Wochen sind das Leben selbst“ – sagte Dr. Zsófia Benkő.
Auf den ersten erfolgreichen Eingriff im Mutterleib unter Narkose folgten seither acht weitere, darunter mehrere Bluttransfusionen und die Ableitung der im Bauchraum angesammelten Flüssigkeit. Letzteres wurde von Dr. Gergő Leipold – der für das fetalmedizinische Profil in der Abteilung Üllői út der Klinik zuständig ist – und Dr. Petra Merkely durchgeführt. Dies war der erste Eingriff dieser Art in dieser Abteilung, der von anderen Mitgliedern der Abteilung, die an der Arbeit der Arbeitsgruppe teilnahmen, stark unterstützt wurde: Dr. Csaba Demendi, Dr. Leila Tighargar, Dr. Lotti Keszthelyi und Dr. Vanda Hermányi-Csiki“ – sagte Dr. Gergő Leipold.
Neben einer schweren Anämie, die durch die Produktion von Antikörpern oder ein Virus (z. B. Das Erythema infectiosum bei der Mutter) verursacht wird, können solche Zustände beispielsweise durch Erkrankungen des Lymphsystems hervorgerufen werden. Diese können dazu führen, dass sich große Mengen an Flüssigkeit zwischen den Pleuraplatten ansammeln und die Entwicklung der Lunge verhindern. Mit Hilfe der intrauterinen Chirurgie kann die Flüssigkeit abgeleitet werden, indem eine etwa einen halben Zentimeter lange Nadel durch den Bauch und die Gebärmutter der Mutter eingeführt und anschließend ein Shunt angelegt wird, um die Ansammlung von Sekret zu verhindern. Die Lunge kann sich dann gut entwickeln und die Stoffwechselerkrankung kann nach der Geburt behandelt werden. Wenn eine Verstopfung der Harnwege oder eine verengte Harnröhre den Fötus daran hindert, Urin zu lassen, werden die Nieren bis zur Geburt zerstört. Durch eine intrauterine Operation kann dieses Problem gelöst werden, indem ein Shunt implantiert wird, und nach der Geburt kann die Harnröhre leicht geweitet werden.
Die Arbeitsgruppe für Fetalmedizin wurde im Januar an der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität mit dem Ziel gegründet, Föten zu schützen, kranken Föten in der Gebärmutter zu helfen und die notwendigen intrauterinen Eingriffe durchzuführen. Die Gründung der Gruppe wurde von Dr. Zsófia Benkő initiiert, die – zusammen mit Dr. Gergő Leipold, Facharzt in der Abteilung Üllői út der Klinik – zuvor ein international anerkanntes Diplom in fötaler Diagnostik am Fetal Medicine Foundation in London erworben hatte, das von dem weltbekannten Professor Kypros Nicolaides geleitet wird. Der in Zypern geborene griechische Professor ist der Begründer der Fetalmedizin und hat, wie er in der Dokumentarserie „The Surgeon’s Cut“ sagte, sein Leben dem Ziel gewidmet, zu verstehen, wie man den Fötus in Situationen retten kann, in denen er sonst sterben würde.
Dr. Zsófia Benkő sagt, dass sie bei dem Professor erlebt hat, was für ein Wunder und erhebendes Gefühl es ist, dem Fötus einer schwangeren Frau zu helfen und ihm eine neue Chance im Leben zu geben. Auch für Dr. Gergő Leipold war diese Zeit sehr prägend, und er sagt, dass der Spirit des Professors seither sein Leitstern ist.
Zum ersten Eingriff, der in Ungarn durchgeführt wurde – er fand in der Abteilung der Klinik in der Baross Straße statt – sagte Dr. Zsófia Benkő: „Es ist sehr spannend und schwierig, einen neuen Eingriff durchzuführen, auch wenn wir bereits viel Erfahrung in den Teilprozessen haben. Man muss nicht nur den gesamten Prozess kontrollieren und den Fötus fehlerfrei zur Welt bringen, sondern dies auch so tun, dass es für die Schwangere nicht unangenehm ist. „Am Tag vor dem Eingriff habe ich den ganzen Tag an einem Modell geübt, das ich aus einem ganzes, in einem Geschäft gekauftes Hähnchen gemacht hatte, um sicherzustellen, damit beide Einstiche perfekt werden. Meine Kollegen und ich haben den Eingriff mehrmals wie ein Theaterstück geprobt, damit wir auf den Ernstfall vorbereitet waren. Leider hatten wir aufgrund des Zustands des Fötus nur zwei Tage Zeit, um das Verfahren zu planen und uns mit dem Nationale Blutversorgungsdienst (OVSZ) abzustimmen, damit sie das spezielle Blutprodukt für uns vorbereiten konnten. Ohne ein so tolles, professionelles und enthusiastisches Team hätten wir es nicht geschafft“ – sagte sie.
Dr. Gergő Leipold hob die Bedeutung der Tatsache hervor, dass in der gemeinsamen Arbeitsgruppe der beiden Abteilungen der Klinik neben Geburtshelfern und Gynäkologen auch renommierte Vertreter anderer Berufsgruppen vertreten sind (z.B. Herr Dr. Tamás Gyula Marton und Frau Dr. Tamás Gyuláné Marton, Fetopathologen), deren Arbeit eine große Hilfe bei der Vertiefung der Kenntnisse in der Fetalmedizin und der Erweiterung des Verfahrensspektrums darstellt.
Dr. Petra Merkely, Dr. Gergő Leipolds direkte Kollegin auf dem Gebiet der Fetalmedizin an der Abteilung Üllői Straße, fügte hinzu: ihr Ziel ist es, Forschungen auf internationalem Niveau in diesem Bereich zu starten. Mehrere Kollegen haben zuvor am Fetal Medicine Centre in Birmingham gearbeitet und bieten mit ihren Erfahrungen und Kontakten eine gute Basis dafür.
Außerdem würden sie in Budapest auch die fetoskopische Laserkoagulation einführen, die bereits in Pécs zur Behandlung des Zwillings-Transfusionssyndroms angeboten wird, und die ebenfalls in Uterus, aber ohne Anästhesie durchgeführt wird.
Pálma Dobozi
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität; featured image: iStock
Übersetzung: Judit Szlovák