Die zum dritten Mal stattfindende Veranstaltung von Transplant Today befasste sich in diesem Jahr mit der Zukunft einer der wichtigsten Wege der Transplantation, nämlich der Einführung der Maschinenperfusion in Ungarn.

Während die Veranstaltung in den vergangenen Jahren einen umfassenden Überblick über den Stand der Transplantationen bot, stand beim Symposium 2024 ein klar definiertes Segment des Fachgebiets im Mittelpunkt: die Maschinenperfusion.

Diese Technik wird für die Transplantation von Organen verstorbener Spender angewandt. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie im Gegensatz zur bisher üblichen Kühllagerung und zum Organtransport die Möglichkeit bietet, die zu transplantierenden Bauch- oder Thoraxorgane (Niere, Leber, Herz, Lunge) mit einer speziellen Flüssigkeit zu perfundieren und so die Zellen zu ernähren und gleichzeitig mit Sauerstoff zu versorgen. Dies trägt dazu bei, den Grad der Zellschädigung zu verringern, der bei der herkömmlichen Kühllagerung auftritt, und verhindert somit eine vorzeitige Funktionsstörung des transplantierten Organs, die den Patienten ernsthaft gefährden kann.

Seit der Gründung der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG) ist die „Transplant Today“ zu einer der wichtigsten Veranstaltungen der Einrichtung geworden – sagte Dr. Attila Szijártó, Direktor der Klinik. Er fügte hinzu, dass Ungarn kürzlich den 50. Jahrestag des Nierentransplantationsprogramms gefeiert hat und wir bald das 30-jährige Jubiläum des regulären Lebertransplantationsprogramms begrüßen werden. Als bemerkenswerte technische Errungenschaft bezeichnete Dr. Attila Szijártó die kürzlich in der Klinik durchgeführte Split-Lebertransplantation, bei der das zu transplantierende Organ in zwei Teile geteilt wurde, einen für ein Kleinkind und einen für einen Erwachsenen. Die Einführung der Maschinenperfusion stelle eine lang erwartete Innovation im Portfolio der Klinik dar.

Den Eröffnungsvortrag des Fachprogramms hielt Dr. Sándor Mihály, Transplantationsdirektor des Nationalen Blutspendedienstes (OVSZ) und Leiter der Europäischen Organisation zur Koordinierung von Spende und Transplantation (EDTCO), der den Plan Ungarns zur Maschinenperfusion vorstellte. Er betonte, dass die Entwicklung nationaler Organspende- und Transplantationsprogramme trotz ihrer Kosten in erster Linie als Investition zu sehen sei. Ziel dieser Programme ist es, den größtmöglichen gesundheitlichen Nutzen für die Patienten zu gewährleisten, sowohl in Bezug auf die gewonnenen Lebensjahre als auch auf die Lebensqualität. Mit 131 Organspenden im Jahr 2023 in Ungarn und einem durchschnittlichen Organspender, der für zusätzliche 30,8 Lebensjahre beiträgt, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 4 035 zusätzliche Lebensjahre ermöglicht. Dies ist angesichts der erheblichen Belastung des Gesundheitssystems durch chronische Krankheiten von besonderer Bedeutung. Obwohl die Nachfrage nach Organersatztherapien steigt, wird die künstliche Organunterstützung nur in bestimmten Fällen eingesetzt, da sie nur für Patienten mit Nierenversagen in Form der Dialyse weitgehend verfügbar ist.

Dr. Mihály zitierte die Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Regierungen und medizinische Fachkräfte auffordert, sich um eine Selbstversorgung mit Transplantaten zu bemühen, die durch Spenden innerhalb eines Landes erreicht werden kann. Die Selbstversorgung erfordert eine kombinierte Strategie, die sowohl die Belastung durch Krankheiten, die durch Transplantation behandelt werden können, verringert, als auch die Zahl der für Transplantationen verfügbaren Organe maximiert, wobei Organe von verstorbenen Spendern bevorzugt werden sollen. Er wies darauf hin, dass in den Ländern mit wirksamen Spendenprogrammen die Transplantationsraten am höchsten sind und die Patienten den besten Zugang zur Transplantationstherapie haben.

Eine 2009 durchgeführte Kostenwirksamkeitsstudie bei Patienten mit Nierenerkrankungen im Endstadium im Vereinigten Königreich hat ebenfalls gezeigt, dass durch Transplantation im Vergleich zur Dialyse eine Kosteneinsparung von 84 % pro Jahr möglich ist. Andere europäische Statistiken und Literatur zeigen ebenfalls, dass die Transplantation ein Schlüsselfaktor für die künftige Belastbarkeit der Gesundheitssysteme ist, dass aber die Finanzierung in den meisten der betroffenen Länder noch offen ist.

Wie Dr. Sándor Mihály erläuterte, geht die ungarische Initiative für das Programm zur Maschinenperfusion auf das Jahr 2018 zurück, als der erste Vorschlag und die technische Empfehlung für ein Programm zur Maschinenperfusion am Herzen vorgelegt wurden, gefolgt von einem Vorschlag für ein Nierenprogramm im Jahre 2021. Infolgedessen sieht das ungarische Programm für 2021 die Beschaffung von Maschinenperfusionsgeräten im Rahmen eines EU-finanzierten Projekts vor.

Ungarns derzeitiger Budgetplan für 2025 sieht die Gewährleistung von einem Herz, einer Lunge, einer Leber und zwei Nieren für Maschinenperfusionsgeräte durch öffentliche Beschaffung vor; dies wird durch die Finanzierung des notwendigen Verbrauchsmaterials ergänzt, was 5 Herz-, 5 Lungen-, 10-15 Leber- und 50 Nierentransplantationen pro Jahr ermöglichen wird.

Generell ist die Einführung der Maschinenperfusion durch die Erhöhung der Anzahl möglicher Transplantationen bedingt, da sie längere Kalt-Ischämiezeiten – d.h. eine längere Haltbarkeit -, Organtransporte aus größeren Entfernungen und die Verwendung eines breiteren Spektrums von Spenderorganen ermöglicht. Sie bietet auch Qualitätsverbesserungen, da die Maschinenperfusion nicht nur den Zeitpunkt der Transplantation optimiert, sondern auch die Qualität der Organe verbessert, was zu einer längeren Lebensdauer des Transplantats und des Patienten führt. Die Technik kann auch dazu verwendet werden, die Modellierung der Organfunktion nach einer möglichen Transplantation vorzunehmen, und sie kann für instrumentelle Tests oder Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung eingesetzt werden. Das ungarische nationale Programm zur Maschinenperfusion gewährleistet außerdem einen gleichberechtigten Zugang zu Zentren und Patienten.

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Im Anschluss an das Symposium stellten amerikanische, schwedische und italienische Unternehmen, die bei der Herstellung von Perfusionsgeräten für Transplantationsmaschinen führend sind, ihre Produktpalette vor. Die Vorführung umfasste eine Demo-Perfusion von zuvor entnommenen Schweinenieren, so dass die Teilnehmer die Technologie live in Aktion erleben konnten.

Die Geräte der einzelnen Unternehmen eignen sich für die hypothermische oder normothermische Perfusion von Niere, Leber, Herz und Lunge, wobei auch eine mechanische Perfusionseinheit vorgestellt wurde, mit der je nach Programm verschiedene Organe behandelt werden können.

Die mechanische Perfusion kann in ausgewählten Fällen auch bei leberchirurgischen Eingriffen eingesetzt werden. So ist es zum Beispiel möglich, bei der risikoreichen Entfernung eines Lebertumors die Leber vorübergehend zu entfernen und sie dann auf dem Präparationstisch (ex situ) oder sogar während der Maschinenperfusion ohne Blutverlust des Patienten sicher zu operieren. Nach der Entfernung der tumorösen Teile wird die Leber nach einigen Stunden der Perfusion wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht. Diese weltweit wiederholt durchgeführte Autotransplantation hat Dutzenden von Patienten das Leben gerettet, indem Tumore entfernt wurden, die zuvor als inoperabel galten.

Die Live-Demonstration bot den Fachleuten die Möglichkeit, sich mit den Maschinen, die demnächst angeschafft werden, vertraut zu machen und ihre Eigenschaften kennenzulernen. Dies wird auch dazu beitragen, die Gestaltung des ungarischen Maschinenparks entsprechend den Bedürfnissen des Landes zu optimieren.

In der Schlusssitzung des Symposiums hielten die STéG-Kollegen Dr. László Piros, außerordentlicher Professor, Dr. Tamás Benkő, außerordentlicher Professor und Dr. Gergely Huszty, Assistenzprofessor, eine Podiumsdiskussion über die maschinelle Perfusion von Niere und Leber anhand von deutschen und italienischen Beispielen. Dr. István Hartyánszky, Präsident der Ungarischen Transplantationsgesellschaft, erörterte die Herztransplantation, während Dr. Balázs Gieszer, klinischer Arzt der Klinik für Thoraxchirurgie, das innovative Verfahren aus dem Blickwinkel der Lungentransplantation darstellte und damit den Weg für seine Einführung in Ungarn bereitete.

 

Judit Szabados-Dőtsch
Foto: Bálint Barta  – Semmelweis Egyetem
Übersetzung: Judit Szlovák