Intravenöse Eingriffe mit speziellen Venenstents können eine neue Chance für Patienten mit chronischer tiefer Venenthrombose bieten. Fünf derartige Eingriffe, deren Technik in Ungarn noch nicht weit verbreitet ist, wurden kürzlich in Fällen, bei denen mehrere Venenabschnitte betroffen waren, in der Városmajor Herz- und Gefäßklinik der Semmelweis Universität durchgeführt. Das Verfahren, das von der ungarischen Krankenkasse nach dem Prinzip der individuellen Fairness finanziert wird, kann eine Lösung für Patienten sein, deren Lebensqualität beeinträchtigt ist und die zuvor an einer tiefen Venenthrombose gelitten haben.

Die tiefe Venenthrombose ist nach der ischämischen Herzkrankheit und dem Schlaganfall die dritthäufigste Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Im Durchschnitt ist einer von zweitausend Menschen davon betroffen, wobei es bei Frauen etwas häufiger vorkommt. Die übliche Behandlung der tiefen Venenthrombose mit blutverdünnenden Medikamenten ist in den meisten Fällen wirksam, um die Venen zu öffnen, aber bei 20-40 % der Patienten ist dies nicht vollständig erfolgreich und es verbleiben Läsionen, die den Blutfluss behindern.

Bei 5-10 Prozent dieser Patienten treten Beschwerden auf, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – erklärte Dr. Balázs Nemes, Leiter des Lehrstuhls für Interventionelle Radiologie an der Városmajor Herz- und Gefäßklinik.

Als Folge der chronisch venösen Insuffizienz leiden die Patienten unter Schwellungen und möglicherweise Geschwüren in den Beinen, und sie haben Schwierigkeiten beim Gehen und Treppensteigen. Wenn die frühere Thrombose die großen Venen im Becken und im Bauchraum betraf, ist das Risiko, dass diese Symptome auftreten, höher. „Für die Betroffenen besteht die einzige wirksame Lösung darin, die Becken- und Bauchvenen mit einem intravenösen Katheterverfahren wieder zu öffnen. Bis vor kurzem gab es jedoch kein optimales Gerät, d. h. einen Stent (ein Gerät, das hilft, die Vene offen zu halten), für diesen Zweck, so dass diese Eingriffe, selbst wenn sie durchgeführt wurden, keine dauerhafte Lösung boten“ – sagte Dr. Balázs Nemes.

Dr. Balázs Nemes (Mitte) und Dr. Artúr Hüttl (rechts) während der Operation

Gleichzeitig wurden die ersten derartigen komplexen endovaskulären Eingriffe unter Verwendung spezieller Venenstents bei fünf Patienten in der Városmajor Herz- und Gefäßklinik im vergangenen Herbst und in diesem Januar durchgeführt. Dr. Artur Hüttl, klinischer Spezialist des Lehrstuhls, sagte, dass der erste Eingriff im Beisein eines internationalen Experten auf diesem Gebiet, Professor Nils Kucher, Leiter der Abteilung für Angiologie am Universitätsspital Zürich, durchgeführt wurde, der bei der Einführung des Verfahrens mitgeholfen hat.

In schweren, chronischen Fällen wie diesen, für die die endovaskuläre Intervention die Lösung sein kann, sind in der Regel komplexe Eingriffe erforderlich, da die Verstopfung auf mehreren Ebenen und über weite Strecken, auch in den Bauch- und Beckenvenen, besteht.

 

Die bisher durchgeführten Operationen beweisen, dass wir hier in der Klinik in der Lage sind, auch die kompliziertesten Fälle auf diesem Gebiet in einer auf nationaler Ebene einzigartigen Weise zu behandeln.

– sagte Dr. Balázs Nemes.

Die chronische tiefe Venenthrombose (TVT) betrifft in der Regel junge Menschen, da in der Regel eine genetische oder Autoimmunerkrankung im Hintergrund steht, die sie für eine TVT prädisponiert. Der jüngste Patient in den bisherigen Operationen war 20 Jahre alt, aber auch der älteste war erst Mitte 40″ – sagt Dr. Artur Hüttl. Die Symptome können die Lebensqualität, sogar die Arbeitsfähigkeit, erheblich beeinträchtigen“ – erklären die Experten die Bedeutung der neuen chirurgischen Lösung. Mit dem Verfahren können sogar jene Venen geöffnet werden, die Jahrzehnte zuvor, noch in der Kindheit, verschlossen wurden, und somit kann die gesunde Funktion des Gefäßsystems wiederhergestellt werden.

 

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Der Eingriff wird von der ungarischen Krankenkasse nach dem Prinzip der individuellen Fairness finanziert. Um den Eingriff empfehlen zu können, müssen zunächst die Schwere der Beschwerden und die Wirksamkeit der üblichen konservativen Behandlungen (Medikamente, Binden) berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist es für Dr. Balázs Nemes von größter Bedeutung, dass möglichst viele Menschen von der Möglichkeit dieses Eingriffs erfahren, der effektiver ist als je zuvor.

 

Pálma Dobozi
Foto: Bálint Barta Bálint – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák