Eine einzigartige Gelegenheit, endoskopische Eingriffe zu erlernen, bot der Kadaverkurs in Gastroenterologie vom Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie. Dank einer speziellen Konservierungstechnik, die von einem Mitarbeiter des Instituts entwickelt wurde, konnten die Teilnehmer die Gastroskopie und Koloskopie mit den derzeit verfügbaren Endoskopen so üben, wie sie bei wahren Eingriffen am Patienten durchgeführt werden.

Ein einzigartiger Kadaverkurs für angehende Gastroenterologen zu Beginn ihrer endoskopischen Ausbildung wurde von den Mitarbeitern von vier Kliniken der Semmelweis Universität organisiert: dem Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie (Dr. Tamás Ruttkay, Dr. Gábor Baksa), der Klinik für Innere Medizin und Onkologie (Dr. László Barkai, Dr. Ákos Iliás), der Klinik für Bauchspeicheldrüsenkrankheiten (Dr. Bálint Erőss) und der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (Dr. István Hritz). Da sich der Magen- und Darmtrakt nach dem Tod schnell abbaut, war es bisher nicht möglich, Gastroskopie und Koloskopie an einem Leichnam durchzuführen. Die einzigartige Ausbildung basierte auf der neuen Technologie der Gewebekonservierung, die vom Präparator des Instituts, Viktor Pankovics, entwickelt wurde. Der Kurs, der bei OFTEX (Weiterbildungsportal für medizinische Fachkräfte in Ungarn) ausgeschrieben und akkreditiert war, wurde von Teilnehmern aus dem ganzen Land besucht, wobei sich vier Gastroenterologen mit sieben Kursteilnehmern beschäftigten. Der nächste Kurs ist für Ende Mai geplant – erklärte Dr. Tamás Ruttkay, außerordentlicher Professor am Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie.

Das eintägige Programm mit dem Titel „Hands-on-Kurs für Anfänger in der gastroenterologischen Endoskopie an Kadavern“ begann mit einem kurzen theoretischen Vortrag, in dem Anatomen die spezielle Präparationstechnik erläuterten, mit der Kadaver für endoskopische Untersuchungen vorbereitet werden, gefolgt von einer Zusammenfassung der Notwendigkeit und der Risiken endoskopischer Eingriffe durch Gastroenterologen“ – erklärte Dr. László Barkai, Assistenzprofessor an der Klinik für Innere Medizin und Onkologie, die Einzelheiten.

Für die Entwicklung des gastroskopischen Eingriffs am Vormittag standen vier Kadaver mit vier endoskopischen Türmen von verschiedenen Herstellern zur Verfügung. An jedem Kadaver erläuterte je ein Dozent für Gastroenterologie die praktischen Aspekte und demonstrierte die Untersuchung, anschließend folgten die Kandidaten. Es gab genügend Zeit, um an Stellen zu verweilen, die bei wahren Untersuchungen kritisch sind – betonte Dr. László Barkai. Er wies darauf hin, dass bei der Gastroskopie z.B. die Passage durch den Rachen eine solche Untersuchung ist, bei der die Verzögerungen von Patienten nur schwer toleriert werden. Die Teilnehmer erhielten unmittelbar nach der Übung ein Feedback. Nachdem beide Kandidaten ihre jeweiligen Kadaverstationen absolviert hatten, folgte eine Rotation, so dass am Ende des Vormittags jeder die Erfahrung machen konnte, mit Endoskopen zu üben, die sich in Bezug auf ihren Griff, ihre Displays und andere Merkmale leicht unterschieden“ – fügte Dr. László Barkai hinzu.

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Am Nachmittag konnten die Kandidaten die Koloskopie an drei Stationen üben, wobei zu drei Kadaver drei verschiedenen Arten von endoskopischen Türmen zur Verfügung standen. Auch dieses Programm begann mit einer kurzen theoretischen Einführung, die Gastroenterologen erläuterten die Merkmale, Ziele und Bedingungen einer Qualitätskoloskopie, und dann wurde die Untersuchung demonstriert, die auch in einem rotierenden System durchgeführt wurde – erklärte Dr. László Barkai. Da es sich um eine langwierige Untersuchung handelt, war es während des Kurses besonders vorteilhaft, bei jeder schwierigen Biegung und Schlaufe Zeit in entspannter Atmosphäre haben zu können, die Anatomie zu durchdenken, das Endoskop zu drehen und die Bewegungen zu üben“ – betonte er. Selbstverständlich haben die Teilnehmer auch nach dieser Übung Feedback erhalten. Die Möglichkeit, die Endoskopie an realitätsnahen anatomischen Modellen ausreichend lange zu üben und dabei ein unmittelbares Feedback von den unterrichtenden Gastroenterologen zu erhalten, war nach seiner Meinung ein besonderer Erfolg am Kurs.

Die interdisziplinären Kadaverkurse, die verschiedene klinische Situationen realitätsnah darstellen, finden im Interdisziplinären Kadaver-Operationssaal des Instituts für Anatomie, Histologie und Embryologie statt, der Ende 2022 übergeben wurde. In der Frühjahrssaison 2023 wurde neben dem Kurs für Fortgeschrittene im Thema Atemwegssicherheit, der seit mehreren Jahren mit großem Erfolg und stets bei voller Auslastung durchgeführt wird, ein Kurs mit Schwerpunkt Gynäkologie abgehalten, in dem vermittelt wurde, wie schwerwiegende Komplikationen, die bei der Hysterektomie auftreten können, vermieden werden. Die Herbst-Winter-Saison wurde mit einem Kurs im Bereich der gastroenterologischen Endoskopie eröffnet, einer gemeinsamen Initiative mehrerer Universitätskliniken, gefolgt von einem Kurs in Leber- und Pankreaschirurgie. Darüber hinaus standen ein Kurs für Zahnimplantologie, ein Kurs für die chirurgische Exploration der oberen Gliedmaßen und ein Kurs für die Koronarchirurgie am pulsierenden Herzen sowie ein Kurs für Fortgeschrittene im Bereich Atemwegssicherheit auf dem Programm. Im Frühjahr 2024 wurden neben der Wiederholung der bereits bekannten Kurse die Lungenendoskopie, die ultraschallgesteuerte Follikelpunktion für assistierte Reproduktionstechniken und die Versorgung von Nervenverletzungen der oberen Gliedmaßen in das akkreditierte Kadavertrainingsprogramm aufgenommen.

Anita Szepesi 
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák