Vom 27. November bis zum 1. Dezember 2023 veranstaltete die Semmelweis Universität einen Kurs mit dem Titel The Business of Health Care Innovation – From Research Idea to Market Product für junge Kliniker, Forscher und Doktoranden.
Die Kursteilnehmer erhielten einen Einblick in die grundlegenden Funktionsprinzipien, Fähigkeiten und Kommunikationsmittel, die für den Erfolg in der Geschäftswelt des 21. Jahrhunderts erforderlich sind. Außerdem wurden die ethischen und sozialen Aspekte des Marktes der medizinischen Versorgung sowie der Unternehmergeist angesprochen, der zur hohen Qualität der akademischen Arbeit beiträgt.
Medizin und Gesundheitswesen ist nicht nur einer der schönsten Berufe der Welt, sondern auch ein Beruf, der lebenslanges Lernen und Engagement von seinen Ausübenden verlangt. Die Struktur der Semmelweis Universität ist dazu bestimmt, dynamisch zu sein, denn als Universität unterrichten wir eine Disziplin, die sich ständig weiterentwickelt und in der sich das Wissen alle 1-2 Jahre verdoppelt. Ziel unseres Kurses ist es, motivierte Studenten mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten auszustatten, die sie benötigen, um den sich wandelnden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu entsprechen.
– formulierte Dr. Béla Merkely Rektor in seiner Eröffnungsrede. Er wies darauf hin, dass ein Paradigmenwechsel in der Hochschulbildung unabdingbar geworden ist und nun auch wirtschaftliche und marktwirtschaftliche Aspekte im Forschungsansatz berücksichtigt werden müssen. Nur so können bahnbrechende wissenschaftliche Ergebnisse erzielt werden, die wirklich den Interessen der Menschen dienen, die nicht nur rentabel sind, sondern aufgrund ihrer Rentabilität auch weitere Forschung ermöglichen – betonte Dr. Béla Merkely.
Die einwöchige Schulung umfasste Vorträge von Universitätsmitarbeitern, internationalen Gastrednern und eingeladenen Experten. David N. Bernstein ist Senior Research Fellow an der Harvard Business School, Assistenzarzt in der orthopädischen Chirurgie im Harvard Combined Orthopaedic Residency Program (HCORP) und Clinical Fellow in der orthopädischen Chirurgie an der Harvard Medical School. Victor A. Lavi ist Senior Direktor für Forschung und Entwicklung, Innovator für medizinische Geräte und Unternehmer bei OrthoPediatrics (NASDAQ: KIDS), einem weltweit führenden Unternehmen für pädiatrische orthopädische Geräte, spezialisiert auf Produktentwicklung, Strategie, Geschäftsentwicklung und Marketing. In Anerkennung ihrer professionellen Beiträge verlieh Dr. Béla Merkely Rektor David N. Bernstein, der für die Erstellung des Kursplans verantwortlich war, bei der Eröffnung des Kurses den Titel eines Gastprofessors und überreichte Victor A. Lavi eine Anerkennungsurkunde.
In seinem Einführungsvortrag erklärte David N. Bernstein, dass das grundlegende Ziel des Kurses darin besteht, zu erforschen, wie Fachleute in ihrer täglichen Arbeit möglichst vielen Menschen helfen können, da eine der grundlegenden Thesen der Verhaltensökonomie darin besteht, dass die Anreize für menschliches Verhalten nicht nur von materieller Natur sind. Ein Experte kann zwar durchaus gut sein, aber wenn er die Sprache der Geschäftswelt nicht spricht, wird es ihm schwerfallen, Vereinbarungen mit Investoren zu treffen, und er wird weder sich selbst noch seinen Patienten helfen können. Doch Innovationen aus aller Welt können heute globale Auswirkungen haben.
Wie der Fall der beiden diesjährigen ungarischen Nobelpreisträger zeigt, kann man, egal wie klein ein Land ist oder aus welchem Teil der Welt man kommt, über Generationen hinweg Einfluss auf andere haben, und Innovationen können Millionen von Leben retten und gleichzeitig finanziell rentabel sein, denn beides schließt sich nicht gegenseitig aus.
– sagte David N. Bernstein, der auch den wirtschaftlichen Charakter des Gesundheitswesens betonte. Während diese Aussage in den Vereinigten Staaten bereits allgemein akzeptiert wird, wird sie in Europa von der Mehrheit in Frage gestellt, doch Fakt ist, dass die Gesundheitsversorgung eine Dienstleistung ist, die von irgendjemandem finanziert wird – sei es die Regierung, der Versicherer oder der Patient – und daher per Definition ein Geschäft ist. Die Optimierung dieses Geschäfts, das im Vergleich zu anderen Marktsegmenten einzigartig ist, wird jedoch durch die Tatsache erschwert, dass in vielen Fällen die Identität des Nutzers, des Entscheidungsträgers und des Geldgebers der Dienstleistung unterschiedlich ist. Die Herausforderungen im Gesundheitssektor werden durch die Tatsache verschärft, dass die Ausgaben für das Gesundheitswesen weltweit schneller wachsen als das BIP eines Landes. Und es gilt, diese Lücke durch die Finanzierung der Gesundheitsversorgung optimal zu schließen. Der World Index of Health Care Innovation listet Ungarns Gesundheitssystem auf Platz 29, wobei das Land bei der Entwicklung der Medizin auf Platz 15 liegt. „Das Streben nach Spitzenleistungen ist tief in der ungarischen Kultur verwurzelt. Und warum sollten sie mit der richtigen Ausbildung und dem richtigen Geschäftswissen nicht an der Spitze stehen?“ – fragte David N. Bernstein.
Sein Kollege Victor A. Lavi hielt während der Woche Workshops über den Aufbau eines Unternehmens, die Anwendung abstrakter Geschäftskonzepte und strategische Planung, die auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten waren. Sein Ziel war es, die Teilnehmer durch den Prozess der Produktentwicklung zu leiten, ihnen zu zeigen, wie sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und den gemeinsamen Schnittpunkt von Heilung und finanziellem Ertrag finden können. Bei all dem stand das Erlernen von Wirtschaftsterminologie ebenso im Vordergrund wie die Anwendung und Umsetzung von Beispielen aus dem Geschäftsleben in die Praxis.
Dr. Péter Ferdinandy, Vizerektor für Wissenschaft und Innovation, hielt bei dem Training einen Vortrag, in dem er hervorhob, dass die Erhöhung der Zahl der Doktoranden die Forschungsleistung ankurbeln kann und dass die Semmelweis Universität dies – teilweise dank flexibler Postgraduiertenprogramme – erfolgreich erreicht hat, während gleichzeitig der internationale Impact-Faktor der Forschungspublikationen stark angestiegen ist. Um die wissenschaftliche Leistung weiter zu verbessern, will die Einrichtung die Zahl der Core Facilities erhöhen, die Entwicklung einer Innovationskultur innerhalb der Forschungsgemeinschaft fördern, die Unternehmensentwicklung durch Technologietransfer und Spin-off-Unternehmen unterstützen, das FEI-Förderungssystem der Universität verbessern und nicht zuletzt die Studierenden in Innovationsaktivitäten einbeziehen. Dr. Péter Ferdinandy wies auch darauf hin, dass der Schutz der Eigentumsrechte an der Universität zwar relativ früh gewährt wird, ihre Zahl aber immer noch gering ist, und dass dadurch, dass sie oft nicht die Schwelle der Unternehmensfinanzierung erreichen, nicht viele Geschäftsmöglichkeiten entstehen. „Dies muss sich ändern. Spin-off-Unternehmen sind Brücken, die die Entwicklung von Projekten erheblich beschleunigen können, da sie Zugang zu ganz anderen Finanzmitteln haben (spezifische Forschungszuschüsse, Ausschreibungen, Industrie- und Investorenkontakte) als eine Universität, und daher ist ihre Einbindung immer mehr notwendig“ – sagte er.
Wie Dr. Renáta Papp, Direktorin des Zentrums von Vizerektorat für Wissenschaft Innovation und Unternehmensentwicklung betonte, ist die Motivation von Erfindern unverzichtbar geworden. Sie können von den Lizenzgebühren für die von ihnen verwerteten geistigen Produkte profitieren, ihr Auftritt bei Fachveranstaltungen und Messen wird von der Semmelweis Universität unterstützt und sie können auch mit dem angesehenen Innovationspreis der Universität ausgezeichnet werden. Schließlich müssen die Erfinder mit den notwendigen Fähigkeiten und Kenntnissen ausgestattet werden, um ihre Erfindungen erfolgreich auf den Markt zu bringen“ – sagte Dr. Renáta Papp.
„In Ungarn gab es traditionell keine enge Zusammenarbeit zwischen dem akademischen Sektor und den Teilnehmern des Unternehmenssektors, was sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung ausgewirkt hat. Diese Tatsache spiegelte sich auch darin wider, dass in der universitären Ausbildung kein angemessener Schwerpunkt auf den Wissenstransfer gelegt wurde, was die für die soziale und wirtschaftliche Nutzung der Forschungsergebnisse erforderlichen Kenntnisse zur Folge gehabt hätte“ – erklärte Dr. Zoltán Benyó, Präsident des Doktorenrates der Universität. Er betonte: „Wir haben auch Änderungen in der Doktorandenausbildung eingeführt, die diese Änderung des Ansatzes unterstützen, zum Beispiel haben wir es möglich gemacht, damit die für den Doktortitel erforderlichen Veröffentlichungen durch ein Patent ersetzbar sind. Es wurden Fortschritte erzielt, aber es sind weitere Schritte erforderlich, und der Studiengang Business of Health Care Innovation ist eine wichtige Gelegenheit dazu“ – sagte Dr. Zoltán Benyó.
Viktória Kiss, Judit Szabados-Dőtsch
Photo: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák