Im Rahmen einer Jubiläumsfeier in der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG) der Semmelweis Universität wurde mit den Ärzten, die an der Einführung des organisierten Nierentransplantationsprogramms beteiligt waren, an die Gründerzeit der Organtransplantation in Ungarn erinnert. Dabei wurde auch über die künftige Weiterentwicklung des größten Transplantationszentrums gesprochen.
Vor fünfzig Jahren, im Jahre 1973, wurde in der damaligen Chirurgischen Klinik Nr. I der Semmelweis Universität das erste organisierte Nierentransplantationsprogramm in Ungarn gestartet. Heute ist sie zum größten Transplantationszentrum in Ungarn geworden, in dem 67 Prozent der 367 in Ungarn im vergangenen Jahr durchgeführten Transplantationen gemacht wurden – sagte Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität, anlässlich des Jubiläums in der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie.
Er erinnerte daran, dass etwa 20 Jahre später die erste ungarische Herztransplantation im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum unter der Leitung von Professor Zoltán Szabó stattfand, und 1995 das Lebertransplantationsprogramm an der Universität gestartet wurde. Zwanzig Jahre später waren Semmelweis-Ärzte auch an der ersten Lungentransplantation in Ungarn beteiligt, und im vergangenen Jahr wurden in der Klinik für Thoraxchirurgie 12 solche Operationen durchgeführt. Er betonte auch, dass die Universität bedeutende Fortschritte im Bereich der Transplantationsmedizin anstrebt, um bei der Organtransplantation in Europa an der Spitze zu bleiben. Die Coronavirus-Epidemie hat die Zahl der Eingriffe und Spenden auf internationaler Ebene verringert, allerdings zeichnet sich eine Verbesserung ab: Im Bereich der Herztransplantation werden wir zum Beispiel zum ersten Mal seit der Pandemie die durchschnittliche Zahl von 50 Fällen pro Jahr bis Ende dieses Jahres wahrscheinlich erreichen“ – sagte er. Er fügte hinzu, dass die Ergebnisse zwar in erster Linie den Patienten zugute kommen, aber auch zeigen, wozu das ungarische Gesundheitssystem und die medizinische Hochschulbildung fähig sind.
Vor kurzem haben wir den 40. Jahrestag der ersten erfolgreichen Lebertransplantation in Ungarn gefeiert, und jetzt begehen wir das fünfzigjährige Jubiläum des Starts des erfolgreichen ungarischen Nierentransplantationsprogramms. Solche Anlässe sind wichtig, um zu sehen, wie die Vergangenheit zur Routine des täglichen Lebens wird“ -sagte Dr. Attila Szijártó, Direktor der STéG, in seiner Begrüßungsrede. Er betonte auch, dass eine beharrliche und gründliche Teamarbeit zum ersten erfolgreichen Eingriff führte, nach dem der Patient mit der transplantierten Niere weitere 21 Jahre ohne tägliche Dialyse lebte. Seit dem 16. November 1973 wurden an der Universität 5.487 Nierentransplantationen durchgeführt, was im Vergleich zu den 9.764 Nierentransplantationen, die von den insgesamt 12.213 Transplantationen in Ungarn durchgeführt wurden, keine geringe Zahl ist. Er wies auch darauf hin, dass die Spezialisten der Klinik im vergangenen Jahr mehr Nierentransplantationen als je zuvor durchgeführt haben, nämlich rund 40 Nierentransplantationen durch eine Lebendspende.
Dr. János Balázs Kovács, außerordentlicher Professor am STÉG, gab anschließend einen Überblick über den aktuellen Stand der Nierentransplantationen in ihrer Klinik und in Ungarn. Er erwähnte, dass in den zehn Jahren seit dem Beitritt zu Eurotransplant (im Jahre 2013) die durchschnittliche Wartezeit für eine Transplantation in Ungarn von 4,5 Jahren auf weniger als 3,5 Jahre gesunken ist und die Wartezeit für Hyperimmunpatienten von 8 Jahren auf fast denselben Wert auch sank. Die Zahl der Empfänger von Kindertransplantaten ist dank der Zusammenarbeit ebenfalls gestiegen. Von den 5 487 Transplantationen, die im Budapester Zentrum durchgeführt wurden, waren 586 Lebendspendertransplantationen und bei 85 Fällen handelte es sich um eine kombinierte Nieren-Pankreas-Transplantation. Das elektronische Patientenüberweisungssystem, die Einführung minimalinvasiver laparoskopischer Operationstechniken für die Entnahme von Spenderorganen und der Einsatz des 3D-Druckens bei der Planung von Nierentransplantationseingriffen haben ebenfalls erheblich dazu beigetragen, die Zahl der erfolgreichen Eingriffe zu erhöhen, während der organisierte Übergang pädiatrischer Transplantationspatienten in die Erwachsenenversorgung die Lebensqualität und das Überleben der betroffenen Patienten ebenfalls deutlich verbessert hat. Das wichtigste Ziel für die Zukunft sei es, die Zahl der Spender aus der Zeit vor der Pandemie wiederherzustellen und nach Möglichkeit weiter zu erhöhen. Der Erhalt und die Verbesserung der Qualität von Spenderorganen würde durch den Einsatz der maschinellen Perfusion erheblich erleichtert, dem jedoch derzeit finanzielle Hindernisse entgegenstehen. Die Klinik arbeitet jedoch an der Umsetzung der Cross-Donation, die ebenfalls kostspielig und organisatorisch anspruchsvoll ist, und plant die Einführung robotergestützter Operationstechniken für die Transplantation – meinte Dr. János Balázs Kovács.
Dr. Katalin Darvas, emeritierte Professorin, gab einen Überblick über die Vorbereitungen und Anästhesie-Erfahrungen, die bei dem erfolgreichen Doppeleingriff vor 50 Jahren gemacht wurden. Damals wurden Transplantationen am 16. und auch am 17. November durchgeführt, und die Erfahrungen der ersten Transplantation wurden bei der zweiten angewandt, von der Verkürzung der Anästhesiezeit bis hin zur Art des verwendeten Blutes. Er erwähnte auch, dass die erste Nierentransplantation bei einem Kind 7 Monate später durchgeführt wurde. Neben der Geschichte der Entdeckung des Histokompatibilitätssystems, das erfolgreiche Organtransplantationen ermöglicht, gab Dr. Győző Petrányi, Professor für Immunologie, einen Überblick darüber, wie die erste ungarische Nierentransplantationsliste zusammengestellt wurde, in der die Patienten nach Blutgruppe und Dialyseort aufgelistet waren. Dr. Ferenc Perner, emeritierter Professor, beschrieb die Vorbereitungsschritte des Nierentransplantationsprogramms, dann die Entwicklung der Rechtsbestimmungen und erinnerte in seinem Vortrag, der mit Auszügen aus zeitgenössischen Nachrichten und anderen Fernsehberichten illustriert wurde, an die Einzelheiten des Verfahrens, das er zum Teil selbst durchgeführt hat.
Katalin Melinda Kiss
Photo: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák