Zum ersten Mal in Ungarn wurde in der Kinderklinik der Semmelweis Universität das Einfrieren von Eierstockgewebe bei Kindern mit onkologischen Erkrankungen durchgeführt, die kurz vor der Pubertät stehen. Bei dem Eingriff werden die Eierstöcke entfernt, eingefroren und im Erwachsenenalter wieder in die Bauchhöhle zurückverpflanzt, um einen späteren Kinderwunsch zu ermöglichen. Bei Krebserkrankungen im Kindesalter können die Nebenwirkungen bestimmter medizinischer Behandlungen (Chemotherapie, Strahlentherapie, Knochenmarktransplantation) zu einem Versagen der Eierstöcke, einem hormonellen Ungleichgewicht und schließlich zu Unfruchtbarkeit führen.

„Wir entfernen den rechten oder linken Eierstock oder einen Teil davon durch den Nabel mit einem laparoskopischen Verfahren“ – sagt Dr. Zita Sükösd, Fachärztin an der Klinik für Kinderheilkunde in der Tűzoltó-Straße und die erste Chirurgin, die solche Operationen durchführt. “ Das Ziel ist es, den Eingriff für die Kinder so stressfrei wie möglich zu gestalten, deshalb macht man nur drei kleine Schnitte in die Haut und entfernt den Eierstock mit langen, dünnen Instrumenten, ohne die Eileiter zu beschädigen. Das Gewebe wird in mehrere Teile geteilt, eingefroren und in flüssigem Stickstoffdampf bei -196 Grad Celsius in der Abteilung für assistierte Reproduktion der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Universität gelagert, bis die Patientin 25 Jahre alt wird, was bei Bedarf alle fünf Jahre verlängert werden kann“ – erklärt der Spezialist.

In Westeuropa und Amerika gibt es bereits gute Erfahrungen mit dem Einfrieren von Eierstockgewebe im Kindesalter. Auch dort wird dieses Verfahren in erster Linie eingesetzt, um eine Erschöpfung der Eierstöcke und spätere Unfruchtbarkeit zu verhindern“ – ergänzt Dr. Zita Sükösd.

Die Operation, die in Ungarn bisher nur für Erwachsene angeboten wurde, ist nun auch für Kinder an der Semmelweis Universität verfügbar, wo Spezialisten in den letzten Monaten bereits fünf Eingriffe an Kindern unterschiedlichen Alters durchgeführt haben.

Laut internationalen Daten sind bereits Hunderte von Fällen bekannt, in denen Erwachsene nach einer onkologischen Behandlung mit diesem Verfahren ein gesundes Kind zur Welt gebracht haben.

Dr. Dániel Erdélyi, Hämatologe in der Klinik für Pädiatrie in der Tűzoltó-Straße der Semmelweis Universität, erklärte, dass sich das Verfahren bei Kindern weltweit noch im Forschungsstadium befindet, obwohl es bereits mehrere Fälle von jungen Mädchen unter 18 Jahren gibt, die im Kindesalter operiert wurden und dank einer späteren Eierstocktransplantation gesunde Kinder zur Welt gebracht haben. „Im Einklang mit der internationalen Praxis haben wir die Genehmigung erhalten, diesen Eingriff nur vor Behandlungen mit hohem Unfruchtbarkeitsrisiko durchzuführen. Wir schätzen, dass wir pro Jahr 20 bis 30 Patientinnen ins Programm aus dem ganzen Land aufnehmen können“ – betonte der Hämatologe.

Der große Vorteil der Operation besteht darin, dass keine sichtbare Narbe zurückbleibt und der Patient nach dem eintägigen Eingriff noch am selben oder am nächsten Tag nach Hause gehen kann.

Da sich die pädiatrische Onkologie in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt hat, besteht ein Bedarf an neuen Verfahren, die nicht nur das Überleben, sondern auch die Lebensqualität fördern

– erklärt Dr. Dániel Erdélyi. Mit diesem Verfahren schaffen die Spezialisten die Möglichkeit, dass die geheilten Kinder mit dem Erhalt ihrer Fruchtbarkeit in der Zukunft eigene Familien gründen können.

 

Eszter Csatári-Földváry, Eszter Kovács
Photo: Bálint Barta – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák