Seit 1967 wurde bereits zum 48. Mal die Ehrendoktorwürde an international angesehenen Professoren, deren Tätigkeit mit der unserer Universität verbunden ist, an der Semmelweis Universität vergeben.  In diesem Jahr wurden sieben prominente Persönlichkeiten im Rahmen einer Festveranstaltung im Semmelweis-Salon mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Auf Antrag der Fakultät für Medizin wurden in diesem Jahr fünf Professoren, auf Antrag der Fakultät für Zahnheilkunde ein Professor und auf Antrag der Fakultät für Pharmazeutische Wissenschaften ebenso ein Professor mit dem Ehrentitel „Doctor Honoris Causa” ausgezeichnet.

In seiner Eröffnungsrede betonte Rektor Dr. Béla Merkely, dass die Ehrendoktorwürde an Professoren verliehen wird, die international einzigartige wissenschaftliche Ergebnisse erzielt haben und die mit der Semmelweis Universität enge Beziehungen pflegen. Er erinnerte daran, dass „wissenschaftlicher Ruhm durch harte, ausdauernde, konsequente Arbeit und Fleiß zu erlangen ist – und dann muss der errungene Ruhm aufrechterhalten werden, indem man immer wieder Spitzenleistungen beweist. Und das gelingt nur den Besten“. Er betonte, dass die neuen Ehrendoktoren nicht nur die Universität, sondern das gesamte akademische Leben des Landes mit angesehenen Bürgern bereichern werden.

Internationalität ist seit langem ein entscheidender Wert für die Semmelweis Universität, da in der Institution seit 1983 fremdsprachiges Studium auf dem Programm steht. Heute bieten sechs Fakultäten neben Ungarisch auch Studiengänge in Englisch, Deutsch und Italienisch an – betonte der Rektor. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass ein Drittel der Studenten aus dem Ausland stammt und Semmelweis-Absolventen auf fast allen Kontinenten der Welt leben. Die Universität ist Gründungsmitglied der European University for Well-Being (EUniWell) und trägt damit auch zur Stärkung der internationalen Beziehungen bei.

Im Zusammenhang mit den Hochschulrankings hob Dr. Béla Merkely hervor:

Diese Ergebnisse und unsere dynamische Entwicklung sind nicht zuletzt auf die zukunftsweisenden internationalen Beziehungen zurückzuführen, die wir mit den Professoren hier aufgebaut haben. Ohne diese Beziehungen, ohne die Zusammenarbeit mit Ihnen wäre die Semmelweis Universität nicht in der Lage, die Erfolge zu erzielen, auf die wir stolz sind.

Die Laudationes der Preisträger wurden von Dr. Miklós Kellermayer, Dr. Gábor Gerber, Dr. István Antal Dekans der Fakultät für Medizin, der Fakultät für Zahnheilkunde, bzw. der Fakultät für Pharmazeutische Wissenschaften bekanntgegeben.

Dr. Ralf Konrad Bergmann ist Professor am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf in Deutschland. Er schloss 1976 sein Studium der Biochemie ab, promovierte 1981 in Physiologie und erwarb 1984 ein Diplom in Radiochemie. Seit 2011 arbeitet er eng mit dem Institut für Biophysik und Strahlenbiologie der Semmelweis Universität zusammen und ist seit 2018 Gastprofessor hier. Dr. Ralf Konrad Bergmann ist eine anerkannte Expertise auf dem Gebiet der Radionuklidtherapie, der SPECT- und PET-Bildgebung. Zu Beginn seiner Karriere entwickelte er neuartige PET-Techniken zur Messung der Blutzirkulation und ist seit den 2000er Jahren maßgeblich an der Entwicklung neuartiger Tumor-Zielproteine und Tumortherapien mit Isotopen beteiligt. Seit 2020 erforscht er Therapieoptionen für die SARS-CoV-2-Infektion. Er ist Autor von mehr als 540 Publikationen und 6 Patenten, was einem Hirsch-Index von 42 entspricht. Dr. Bergmann ist Mitautor von 27 gemeinsamer Publikationen mit der Semmelweis Universität, welche mehr als 3000-mal zitiert wurden.

Dr. Robert Hatala ist Leiter des Nationalen Herz-Kreislauf-Instituts in Bratislava und Leiter der Abteilung für Kardiologie und Angiologie an der Slowakischen Medizinischen Universität sowie Direktor des Arrhythmie- und Schrittmacherzentrums. Er schloss sein Studium an der medizinischen Fakultät der Comenius Universität Bratislava ab und promovierte 1989 im Bereich der kardiovaskulären Pathophysiologie. Im Jahre 1995 gründete er das Institut für Arrhythmie und klinische Elektrophysiologie, das erste auf die Behandlung komplexer Arrhythmien spezialisierte Zentrum in der Slowakei, das sich zu einer Einrichtung mit mehr als 2 000 Eingriffen pro Jahr entwickelt hat. Im Jahre 2001 wurde er zum Professor für Innere Medizin und Kardiologie an seiner Alma Mater ernannt. Dr. Robert Hatala hat in Zusammenarbeit mit dem Városmajor Herz- und Gefäßzentrum der Semmelweis Universität an mehreren internationalen randomisierten Studien mitgewirkt, deren Ergebnisse in zahlreichen Publikationen veröffentlicht wurden. Er war der leitende Prüfarzt der CRT-Upgrade-Studie Budapest, in der Slowakei, einer wegweisenden Studie in der kardiologischen Versorgung, die von Herz und Gefäßzentrum koordiniert wurde.

Dr. Gerd Heusch erhielt seinen Doktortitel 1985 von der Universität Düsseldorf. Ab 1999 ist er außerordentlicher Professor des Lehrstuhls für Physiologie in South Alabama. Er wurde 2014 zum wissenschaftlichen Direktor des Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrums in Essen ernannt und ist ehemaliger Präsident der europäischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Herzforschung (ISHR) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Im Laufe seiner Karriere hat er mehr als 600 Originalartikel und Übersichtsarbeiten in renommierten internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, hat einen Hirsch-Index von 130 und wurde von 2018-2022 jedes Jahr in die Liste der meistzitierten Forscher aufgenommen. Dr. Gerd Heusch ist seit 2006 Fellow des Royal College of Physicians, London, seit 2012 ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste und seit 2019 Dozent der Medizinischen Sektion. Dr. Gerd Heuschs Forschungsinteressen liegen in der Pathophysiologie des Koronarflusses und der myokardialen Ischämie und Reperfusion.

Professor Hendrik Scholl ist Vorsitzender des Lehrstuhls für Augenheilkunde an der Universität Basel und außerordentlicher Professor am Wilmer Eye Institute der Johns Hopkins University. Dr. Hendrik Scholl schloss sein Medizinstudium an der Universität Tübingen in Deutschland ab und erwarb später einen Master-Abschluss in Philosophie. Am Wilmer Eye Institute war er Direktor der Klinik für Netzhautdegeneration und des Zentrums für visuelle Neurophysiologie sowie Mitdirektor des Zentrums für Stammzellforschung und regenerative Medizin. Dr. Hendrik Scholl ist einer der weltweit führenden Kliniker der Augenheilkunde, der zahlreiche Forschungsstudien zur Neurodegeneration der Netzhaut durchgeführt hat und an der Entwicklung neuer Medikamente beteiligt war. Er ist Präsident des Europäischen Netzwerks der Sehforschungsinstitute, das in 17 Ländern tätig ist und dem auch die Augenklinik der Semmelweis Universität angehört. Er hat mehr als 150 Arbeiten veröffentlicht und wurde in Europa und den Vereinigten Staaten mit mehreren renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter dem European Vision Award.

Dr. Martin Werner habilitierte sich 1993 an der Universität Hannover. Er ist Leiter der Tumorbank des Comprehensive Cancer Center Freiburg. Seit 2019 ist er Mitglied des Lenkungsausschusses des Zentrums für Personalisierte Medizin in Baden-Württemberg und Mitglied der Arbeitsgruppe für Molekulare Diagnostik. Professor Werner ist ein renommierter Pathologe und Autor von mehr als 360 internationalen Publikationen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Vorhersage des Tumoransprechens und die Risikoklassifikation, die molekulare Karzinogenese und die Klassifikation von soliden Tumoren und hämatologischen Malignomen. Professor Werner war maßgeblich an der Einführung des sehr erfolgreichen Jellinek-Harry-Stipendienprogramms zwischen der Universität Freiburg und der Semmelweis-Universität im Jahr 2001 beteiligt, das es jungen und erfahrenen Pathologen und Forschern der Semmelweis Universität ermöglichte, an nationalen und internationalen kooperativen Forschungsprojekten teilzunehmen, die beispielsweise vom DAAD finanziert wurden. Die Zusammenarbeit hat zu zahlreichen internationalen Veröffentlichungen geführt. Professor Werner ist regelmäßiger Hauptredner bei den alle zwei Jahre stattfindenden wissenschaftlichen Symposien, die gemeinsam von der Universität Freiburg, der Universität Heidelberg und der Semmelweis Universität veranstaltet werden, sowie bei den Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie im Rahmen der Deutsch-Ungarischen Arbeitsgemeinschaft. Dr. Martin Werner ist Dozent und Berater für das gemeinsame Promotionsprogramm der Semmelweis Universität und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, das 2021 startete.

Dr. Kaan Orhan ist Dekan der Fakultät für Zahnmedizin und Leiter des Lehrstuhls für Dentomaxillofaziale Radiologie an der Universität Ankara (Türkei). Seine Kollaboration mit der Semmelweis Universität geht auf das Jahr 2008 zurück. Bislang wurden fünf gemeinsame wissenschaftliche Publikationen mit Forschern der zahnmedizinischen Fakultät der Semmelweis Universität veröffentlicht, und zwei Publikationen verhalfen Studenten zu einem Doktortitel. Dr. Kaan Orhan hat mehr als 400 internationale SCI-Publikationen in von Experten begutachteten Fachzeitschriften und mehr als 6500 Zitate seiner Studien mit einem Hirsch-Index von 43. Sein Buch „Die Anwendung künstlicher Intelligenz in der Zahnmedizin“ wurde 2020 mit dem Preis „Innovativer Zahnarzt des Jahres“ ausgezeichnet. In der Liste der „World’s Most Influential Scientists“ der Stanford University für die Jahre 2021-2022 wurde er aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen in die oberen 2 Prozent von 7 Millionen Wissenschaftlern weltweit aufgenommen.

Dr. Dimitrios Lamprou ist Vorsitzender des Bio- and Advanced Manufacturing Programme an der Queen’s University Belfast und Direktor der MSc-Bildung in Industriepharmazie. Professor Lamprou ist ein herausragender Experte für neue biopharmazeutische und pharmazeutische Technologien und weltweit führend im Bereich 3D-Druck von Mikrofluidik. Die Forschung von Dr. Dimitrios Lamprou konzentriert sich auf drei Bereiche: bildgebende und therapeutische Anwendungen von Nanopartikeln, Lab-on-a-Chip und mikrofluidische Geräte sowie therapeutischer Einsatz von Implantaten und Tissue Engineering. Er hat Erfahrungen als Universitätsdozent im Vereinigten Königreich gesammelt und war an der Ausarbeitung von zwei neuen Masterstudiengängen beteiligt. Er ist aktiver Mitarbeiter mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften (u. a. Nature Nanotechnology) und Autor von mehr als 150 Veröffentlichungen. Seine Arbeit wurde durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Royal Pharmaceutical Society Science Award und der Scottish Universities Life Sciences Alliance (SULSA) Leaders Scheme Award. Die Universität Stanford hat ihn in Anerkennung seiner Forschungsarbeiten in den Bereichen Pharmazie und Biotechnologie für die Jahre 2021 und 2022 in die Top 2 Prozent der Wissenschaftler der Welt aufgenommen.

Im Anschluss an die Laudationes überreichten Dr. Béla Merkely, Rektor der Universität Budapest, und die Dekane der Universität, die Urkunden und Schärpen der Ehrendoktorwürde, anschließend folgten persönliche Dankesreden der Preisträger.

Die Zeremonie endete mit einer Aufführung von Paganinis Capriccio Nr. 24 durch die Geigerin Éva Kóbor.

Viktória Kiss, Mária Sánta Mária, Judit Szabados-Dőtsch
Photo: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák