Forscher der Semmelweis Universität in Budapest haben die ideale Diät mit exakten Mengen an Vitaminen und Antioxidantien ermittelt, die das Fortschreiten der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung verlangsamt. Da Exazerbationen und Sterblichkeit bei COPD eng miteinander verknüpft sind, kann die Anwendung der empfohlenen Ernährungsumstellung laut Forscher die Lebenserwartung der Patienten effektiv verbessern.

Obwohl die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) in erster Linie die Lunge betrifft, ist neben der Raucherentwöhnung und der medikamentösen Behandlung die Ernährung das wichtigste Mittel zur Vorbeugung. Dies liegt zum Teil daran, dass die Krankheit häufig mit Unterernährung, Gewichtsverlust oder extremen Übergewicht einhergeht – alles Faktoren, die die Atmung erheblich beeinträchtigen.

Die Körperzusammensetzung und die fettfreie Masse (FFM) sind bessere Indikatoren für Raucher und COPD-Patienten, da Gewichtsverlust und Muskelabbau im Vergleich zur Beeinträchtigung der Lungenfunktion unabhängige Prädiktoren für den Krankheitsverlauf einschließlich der Lebenserwartung sind”

– sagt János Varga außerordentlicher Professor an der Klinik für Pneumologie der Semmelweis Universität und korrespondierender Autor der Studien.

Die Forscher haben die Daten von mehr als 45.000 Menschen mit COPD (Raucher und Nichtraucher, einschließlich Kontrollgruppen) zwischen 2018 und 2023 analysiert.

Ihre Ergebnisse bestätigen, dass eine eiweißreiche Ernährung (1,2-1,5 g/kg Körpergewicht) mit einem geringeren Anteil an Kohlenhydraten (40-45%) und einem höheren Anteil an gesunden Fetten (35-40%) das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und Symptome lindern kann.

Eine höhere Proteinzufuhr trägt zum Erhalt der Knochen- und Muskelmasse bei, und schützt vor Osteoporose und Sarkopenie, zwei häufigen Nebenwirkungen der COPD, die mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden sind. Ein niedrigerer Kohlenhydratenteil ist wichtig, weil Kohlenhydraten von allen drei Makronährstoffen den höchsten Respirationsquotienten haben – die Menge an Kohlendioxid, die für die Sauerstoffaufnahme produziert wird.

Wird ein Teil der Kohlenhydrate durch Fette ersetzt, wird bei gleicher Kalorienmenge weniger CO2 produziert.

Da Patienten mit schwerer COPD aufgrund des beeinträchtigten Sauerstoffflusses und der schwächeren Atemmuskulatur bereits Schwierigkeiten beim Atmen haben, erleichtert eine geringere CO2-Produktion die Atmung”

– fügt Dr. János Varga hinzu.

Die Forscher raten auch dazu, den Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch und Fleischerzeugnissen (gepökeltes, gesalzenes und geräuchertes Fleisch, Speck, sowie verarbeitete und halbfertige Industrieprodukte, z.B.: Wurstwaren) zu reduzieren. Neben Nitriten und Natrium enthalten diese Fleischsorten einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die die Entzündung der Atemwege weiter verstärken und die Atemfunktion beeinträchtigen können.

Da Raucherentwöhnung die Verschlimmerung der Krankheit nicht aufhalten kann, spielt die Ernährung eine noch wichtigere Rolle bei der Verlangsamung des Krankheitsverlaufs.

Allein durch eine mediterrane Ernährung (z.B. durch erhöhten Verzehr von Eiweiß, von antioxidantienreichen Lebensmitteln, insbesondere von frischem Obst und Gemüse, Omega-3-Fettsäuren) können Patienten ihr Gewicht normalisieren, die Entzündung verringern und dadurch den Steroideinsatz senken. Außerdem ist es sehr wichtig, mindestens zwei Liter Flüssigkeit” pro Tag zu trinken (Wasser, Tee, Saft). Insgesamt verbessert sich ihre Lebensqualität”

– sagt Dr. Mónika Fekete von der Abteilung für Institut für Hygiene der Semmelweis Universität und Erstautorin der Studien.

Neben der Diät empfehlen Forscher der Semmelweis Universität Menschen mit COPD die tägliche Einnahme von 0,4-2 g/Tag Vitamin C, mindestens 500 mg/Tag Omega-3-Fettsäuren (bis zu 200 mg/Tag oder zweimal wöchentlich fetter Fisch) und 300-500 mg/Tag Magnesium sowie 1200-1500 mg/Tag Calcium.

Es ist bekannt, dass Rauchen – aktives als auch passives – die Wirksamkeit von Vitamin D beeinträchtigt, das eine wichtige Rolle bei der Eindämmung von Exazerbationen spielt. Da es sich bei COPD um eine chronische Erkrankung mit hohem Risiko handelt, liegt die empfohlene Tagedosis für Vitamin D bei 50 µg (2000 IE), sofern der Blutserumspiegel vorher kontrolliert wird – sagt Dr. Mónika Fekete.

COPD ist durch eine schwache systemische Entzündung und ein Übermaß an schädlichen Oxidantien gekennzeichnet. Eine Diät, die reich an Antioxidantien wie Coenzym Q10, Resveratrol und Quercetin ist, wirkt sich positiv auf die Höhe der Entzündungsmarker aus.

Insbesondere Schwarzkümmelöl hat sich positiv auf verschiedene Aspekte der COPD ausgewirkt, unter anderem auf die Atmungsfunktion, die Entzündung der Atemwege und den oxidative/antioxidativen Status.

Diät und Nahrungsergänzung bringen die besten Ergebnisse, wenn sie von Rehabilitation begleitet werden. Dazu gehört Steady-State-Cardio-Training, Physiotherapie, Atemtechniken usw. „Diese führen nicht nur zu einer Zunahme der Muskelmasse und der Ausdauer, sondern auch zu einer verbesserten Atemtechnik, da die geschwächte Atemmuskulatur gestärkt wird” – betont Dr. János Varga. „Insgesamt wird die Atmung leichter.”

Meist dauert es 8 Wochen, bis man positive Veränderungen spürt, aber einige der Vorteile sind bereits nach 3 Wochen zu erkennen, wenn die empfohlenen Ernährungsumstellungen umgesetzt werden, fügt er hinzu.

Als chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bezeichnet man eine Gruppe von Krankheiten, bei denen der Luftstrom blockiert ist, und wo Atemproblemen auftreten. Bis 2020 ist COPD die dritthäufigste Todesursache weltweit geworden, die in Ländern mit hohem Einkommen hauptsächlich durch Rauchen (85-90%) verursacht wird. Auch die Luftverschmutzung in den Haushalten ist ein wichtiger Risikofaktor. Schwere COPD entwickelt sich bei 15-20% der chronischen Raucher. Die dreizeitige Pharmakotherapie lindert zwar die Symptome, hat aber nur begrenzte Auswirkungen auf das Fortschreiten der COPD. Obwohl die COPD weit verbreitet ist und eine hohe Sterblichkeitsrate aufweist, ist sie zu vermeiden und behandeln. 

Quelle: WHO, Semmelweis Universität 

Zsófia Végh
Illustration: Bálint Barta – Semmelweis Universität 
Überzetzung: Patrícia Hellinger