Bisher unbekannte Sterblichkeitsrisiken wurden durch eine Studie aufgedeckt, die Menschen nach einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung begleitete und deren Ergebnisse auf der Titelseite der Zeitschrift Gastroenterology veröffentlicht wurden. Die Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen der Semmelweis Universität durchgeführt wurde, zeigt, dass es sich für Behandlungsärzte lohnt, nach der Genesung mehr Aufmerksamkeit auf Herz-Kreislauf- und Glukosestoffwechseluntersuchungen zu richten.

In Ungarn werden jährlich durchschnittlich 5.000 Menschen mit einer akuten Pankreatitis ins Krankenhaus eingeliefert, und es leben geschätzt 100.000 Menschen mit dieser immer wieder aufflammenden Krankheit. Etwa 80 Prozent der stationär aufgenommenen Patienten werden zum ersten Mal behandelt, und bei 15-20 Prozent tritt die Krankheit wiederholt auf. Dies birgt ernsthafte Risiken, nicht nur für das Versorgungssystem, sondern auch für die Lebenserwartung der einzelnen Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Eine aktuelle Studie des Instituts für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen an der Semmelweis Universität hat ergeben, dass der Anteil der Patienten, die im ersten Quartal nach der Entlassung sterben (3 Prozent, im Vergleich zu 5,4 Prozent im ersten Jahr), in etwa dem Anteil entspricht, wieviele Patienten im Krankenhaus sterben (3,5 Prozent). „Deshalb werden die neuen Ergebnisse hoffentlich weltweit zu einer Änderung der Behandlungspraktiken führen, und diese Patienten werden mindestens drei Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, bei bestimmten Risiken jedoch vorzugsweise zwölf Monate, zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zurückgerufen, um eine Verschlechterung ihres Zustands oder die Entstehung neuer Krankheiten zu verhindern“ – erklärte Dr. Péter Hegyi, Direktor des Instituts und Gründungsmitglied der ungarischen Pankreas-Arbeitsgruppe. Die Forschungsergebnisse wurden auf der Titelseite von Gastroenterology, einer der renommiertesten internationalen Fachzeitschriften, veröffentlicht.

Abgesehen von der Forschung über therapeutische Optionen und Prävention wurde bisher wenig darüber gesprochen, wie man Patienten mit akuter Pankreatitis in Zukunft gesund erhalten kann, und in Zukunft sollten wir uns darauf konzentrieren, Risikopatienten so früh wie möglich zu identifizieren und eine Verschlechterung zu verhindern“ – sagte Dr. Péter Hegyi. Er fügte hinzu, dass die Semmelweis Universität in den letzten zwei Jahren an der Forschung beteiligt war, hauptsächlich an der Datenanalyse, aber ihre Rolle war dennoch bedeutend. Zum Teil aus dem Grund, weil sich das Institut für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen seit seiner Gründung zum führenden Behandlungszentrum für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen in der Region Mittelungarn entwickelt hat, in dem rund 917 Fälle von akuter Pankreatitis behandelt wurden und die Zahl der für die Forschung nutzbaren Patientenfälle und Daten gestiegen ist. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Experten des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums, Dr. Béla Merkely, klinischer Direktor, und Dr. Dávid Becker, stellvertretender Direktor und Leiter des kardiologischen Profils, Daten aus der Patientenversorgung zur Verfügung gestellt haben, um die Studie dadurch zu unterstützen und zu zeigen, dass die hohe Zahl der Todesfälle durch Herzversagen nach den Entzündungen nicht auf die Qualität der Versorgung oder den Lebensstil der Ungarn im Allgemeinen zurückzuführen ist. Dank der komplexen Betreuung durch das Institut für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen werden Patienten, die mit einer leichten akuten Pankreatitis ins Krankenhaus eingeliefert werden, innerhalb von vier bis fünf Tagen geheilt nach Hause entlassen, und die Sterblichkeitsrate im Krankenhaus konnte auf 2,7 % gesenkt werden, während sie im Durchschnitt bei 3,5 % liegt. Und es war bereits gängige Praxis, die Patienten nach der Entlassung für eine Nachuntersuchung in einem Monat zurückzurufen. Dies und die neueste Veröffentlichung zeigen, dass organspezifische Versorgungszentren durchaus ihre Existenzberechtigung haben“ – sagte Dr. Hegyi.

Eine Analyse der von der Ungarischen Pankreas-Arbeitsgruppe zwischen 2011 und 2021 gesammelten Daten über die Behandlung und, soweit verfügbar, die Obduktionsberichte von 2.613 Patienten, die an einer akuten Pankreatitis erkrankt waren, ergab, dass diejenigen, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, keineswegs außer Lebensgefahr waren, insbesondere wenn sie über 65 Jahre alt waren und andere chronische Erkrankungen hatten, da diese Faktoren das Sterberisiko exponentiell erhöhen. In den ersten drei Monaten nach der Genesung von einer akuten Pankreatitis sind die häufigsten Todesursachen Krebserkrankungen im Endstadium (Kahexie) mit einem Anteil von 40 %, Probleme durch Herzinsuffizienz mit mehr als 20 %, Sepsis im Zusammenhang mit Entzündungen ebenso mit 20 % sowie Sepsis unabhängig von der Bauchspeicheldrüsenerkrankung mit Infektionen der Atemwege, der Lunge oder der Galle mit weiteren 15 %. Über einen Zeitraum unter einem Jahr bleibt Krebs die häufigste Todesursache, gefolgt von Sepsis als Folge einer akuten Pankreatitis, und Herzversagen wurde bei 15 % der Patienten festgestellt. Acht Jahre nach der Genesung ist die häufigste Todesursache die nicht entzündungsbedingte Sepsis, gefolgt von Pankreaskrebs im Endstadium und Herzversagen.

Neben dem hohen Sterberisiko kann die Entzündung auch andere Organe schädigen und zur Entstehung anderer Krankheiten beitragen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Bauchspeicheldrüsenkrebs. Und bei Menschen mit anderen Tumoren kann die Kahexie, ein unfreiwilliger, abnormaler Gewichtsverlust, ebenfalls eine Todesursache sein. Die genauen Ursachen oder Marker für die Veränderung des Zustands zwischen der Pankreatitis und der Entwicklung der oben genannten Erkrankungen und dem erhöhten Sterberisiko sind noch nicht bekannt, aber die Forschung, die in den nächsten Jahren durchgeführt wird, zielt darauf ab, sie zu ermitteln. Es hat sich bereits gezeigt, dass bei Menschen mit einer kardiologischen Grunderkrankung ein höheres Risiko für einen Herztod nach der Entzündung besteht, ebenso wie bei Menschen mit Diabetes, die auch einem höheren Sterberisiko nach der Erkrankung ausgesetzt sind.

Derzeit laufen am Institut zehn klinische Studien, von denen sich eine beträchtliche Anzahl mit dem Zeitraum nach der Pankreatitis befasst, und zwei weitere sind in Vorbereitung, die sich zusammen mit der Városmajor Klinik mit der Möglichkeit einer Vorhersage des kardiovaskulären Risikos befassen“ – sagte Dr. Péter Hegyi und fügte hinzu, er sei zuversichtlich, dass beide innerhalb von sechs Monaten gestartet werden könnten.

Zu den bereits laufenden Studien gehören solche, die darauf abzielen, die Veränderungen des Zuckerstoffwechsels nach einer Entzündung zu forschen und ihre Gründe zu klären; solche, die die Fragen im Zusammenhang mit der Atrophie der exokrinen Reserve der Bauchspeicheldrüse klären, und solche, die den Zusammenhang mit Bauchspeicheldrüsenkrebs untersuchen, natürlich mit dem Ziel einer frühzeitigen Diagnose, die auch dazu beitragen könnte, spätere therapeutische Optionen zu finden. Darüber hinaus wird eine Lebensstil-Studie durchgeführt, um den idealen Lebensstil für genesene Patienten zu erforschen, ebenso wie eine Patientenaufklärung für Menschen mit Pankreatitis wegen Alkoholtrinken und Rauchen, eine Ernährungsstudie durch Diätassistenten und eine genetische Studie, um die Nachsorge der Patienten zu unterstützen. Auch Modelle der künstlichen Intelligenz werden entwickelt, insbesondere für die prädiktive Forschung, um in einem früheren Stadium der Krankheit eingreifen zu können. Ziel wäre es, vorhersagen zu können, welche Patienten nach einer Krankenhausbehandlung ein erhöhtes Risiko haben, an einer bestimmten Krankheit zu sterben, und dem behandelnden Arzt daraufhin Präventionsmaßnahmen und eine Änderung des Lebensstils empfehlen zu können“ – fügte Dr. Péter Hegyi hinzu.

 

Melinda Katalin Kiss
Photo: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák